Der Begriff Divergenz stammt vom lateinischen Verb „divergere“, auf Deutsch „auseinanderstreben“ oder „auseinandergehen“. Der Begriff wird in der Volkswirtschaftslehre verwendet, um die unterschiedliche Entwicklung zweier Volkswirtschaften zu beschreiben. In der Finanzwissenschaft bezeichnet Divergenz die gegenläufige Entwicklung zweier Währungen oder Währungsräume. In der Biologie wurde der Begriff Divergenz ursprünglich verwendet, um eine evolutionär unterschiedliche Entwicklung von zwei miteinander verwandten Spezies zu beschreiben. Das Gegenteil von Divergenz ist Konvergenz. Konvergenz bezeichnet in der Volkswirtschaftslehre die Annäherung zweier Volkswirtschaften auf ökonomischer und sozialer Ebene.
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Ein Ziel bei der Gründung der Europäischen Union war es, Bedingungen zu schaffen, unter denen sich die unterschiedlichen Volkswirtschaften der einzelnen Mitgliedsländer einander ökonomisch annähern können. Tatsächlich fand lange Zeit eine Annäherung statt. Seit der Finanzkrise im Jahr 2007 und der folgenden Schuldenkrise mehrerer südeuropäischer Mitgliedstaaten kann jedoch eine gegenteilige Entwicklung, das heißt Divergenz bei der ökonomischen Entwicklung festgestellt werden. Die Divergenz in der Entwicklung zeigt sich insbesondere zwischen den sogenannten Südländern und den Nordländern der Europäischen Union und den südlichen und nördlich Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion.
Divergenzen in der EU zeigen sich insbesondere in Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung, die Arbeitsbedingungen und Lebensverhältnisse. Ursachen können eine geänderte Gesetzgebung oder die Finanzpolitik der einzelnen Länder sein. Beispielsweise, wenn einen hohe Staatsverschuldung Investitionen in Infrastruktur, Forschung und Entwicklung oder Bildung erschwert oder unmöglich macht.
Im Bezug auf Währungen bezeichnen Divergenzen Abweichungen in der Entwicklung der Wechselkurse von zwei Währungen. Vor der Einführung des Euro wurden sogenannte Divergenzkriterien zur Früherkennung von Wechselkursspannungen verwendet. Diese Kriterien wurden verwendet, um zu erkennen, ob sich eine der Landeswährung im Währungsverbund des europäischen Währungssystems (EWS) anders entwickelte als die übrigen Währungen und ob für diese Entwicklung Sondereinflüsse verantwortlich gewesen sind. Zum damaligen Zeitpunkt war aus Sicht der Mitgliedsländer des EWS eine Divergenz in der Entwicklung von +/- 2,25 % zulässig.
Die Europäische Zentralbank (EZB) nutzt heute Divergenzkriterien für den Vergleich der Kursentwicklung des Euros zum Beispiel gegenüber dem US-Dollar oder dem japanischen Yen. Wird eine anhand dieser Kriterien festgelegte Abweichungsschwelle erreicht oder überschritten, ist dies ein Signal für die Zentralbank, einzugreifen und mit entsprechenden Maßnahmen gegenzusteuern.
In Bezug auf Aktienkurse entstehen Divergenzen, wenn ein oder mehrere Indikatoren für die Kursentwicklung in eine andere Richtung als der Aktienkurs selbst tendieren. Analysten sehen hierin oft ein Anzeichen für eine bevorstehende Trendwende in der Kursentwicklung.
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