Das Hauptrefinanzierungsinstrument ist ein wesentlicher Teil der sogenannten Offenmarktpolitik der Europäischen Zentralbank mit dem sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen können. Der Name Hauptrefinanzierungsinstrument rührt daher, dass sich Geschäftsbanken den größten Teil der für die Kreditvergabe an Unternehmen, öffentliche Institutionen und Verbraucher benötigten Liquidität bei der Europäischen Zentralbank beschaffen. Für die Europäische Zentralbank ist das Hauptrefinanzierungsinstrument ein wichtiges sogenanntes liquiditätszuführendes Instrument innerhalb des europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB). Über das Hauptrefinanzierungsinstrument kann die Europäische Zentralbank den geldpolitischen Kurs bestimmen, in dem sie die verfügbare Liquidität reguliert und die Zinsen für Kredite beeinflusst.
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Die sogenannten Hauptrefinanzierungsgeschäfte der EZB durch das Hauptrefinanzierungsinstrument entsprechen den vor der Einführung des Euro im Januar 1999 von der Deutschen Bundesbank durchgeführten sogenannten Wertpapierpensionsgeschäfte.
Die Hauptrefinanzierungsgeschäfte mit der Europäischen Zentralbank werden regelmäßig, in den meisten Fällen wöchentlich, von den nationalen Zentralbanken, zum Beispiel der Deutschen Bundesbank, abgewickelt. Dabei handelt es sich um befristete Transaktionen mit einer kurzen Laufzeit von gewöhnlich maximal 14 Tagen. Vor jeder Transaktion werden sogenannte Mengen- oder Zinstender ausgeschrieben. Für diese Mengen- oder Zinstender können Geschäftsbanken Gebote abgeben. Die Kreditvergabe der Offenmarktkredite erfolgt im Rahmen der Hauptrefinanzierungsgeschäfte auf der Basis von Sicherheiten, die von den Geschäftsbanken zur Verfügung gestellt werden müssen. Die EZB führt ein eigenes Sicherheitenverzeichnis, in denen die für die Kreditvergabe zugelassenen Sicherheiten aufgeführt sein müssen.
Für die Mengentender legt die EZB den Zinssatz fest, zu dem Geschäftsbanken Wertpapiere an die Europäische Zentralbank abgeben können. Die Kreditinstitute können ihrerseits Gebote abgeben für die Zahl der Wertpapiere, die sie zu diesem Zinssatz abgeben wollen. Die EZB entscheidet am Ende darüber, welche Geldmenge die Geschäftsbanken zugeteilt bekommen. Bei einem Zinstender können die Geschäftsbanken Gebote abgeben, zu welchem Zinssatz sie eine von ihnen festgelegte Menge Wertpapiere an die Europäische Zentralbank abgeben wollen.
Bei ihrer Geldmarktpolitik orientiert sich die EZB in erster Linie an der Inflationsrate im Euroraum. Mit ihrer Entscheidung, wie viel Geld den Geschäftsbanken über das Hauptrefinanzierungsinstrument zugeteilt wird, hat die EZB einen entscheidenden Einfluss auf die Liquidität im Markt. Mit der Geldmenge beeinflusst die EZB die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an ihre Kunden. Wenn viel Geld zu günstigen Konditionen bereitgestellt wird, können Banken ihrerseits mehr Kredite zu günstigen Bedingungen an ihre Kunden vergeben. Dadurch werden Investitionen der Wirtschaft und der private Konsum gefördert, die Inflationsrate steigt. Verringert die EZB die Geldmenge, werden weniger Kredite vergeben, die Investitionen in Maschinen und Anlagen und der private Konsum gehen zurück. Als Folge sinkt die Inflationsrate.
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