Die kalte Progression ist eine Steuererhöhung, die entsteht, wenn die Steuertabellen mit progressiven Steuersätzen nicht zeitnah an die Inflation angepasst werden. Deshalb ist die Progression ein Begriff, der sehr oft in der Diskussion um die Steuergerechtigkeit Verwendung findet. Aufgrund seiner hohen Bedeutung insbesondere für die mittleren bis hohen Einkommensgruppen wird dieser Begriff auch sehr gerne auch plakativ umschrieben und als Wahlkampfinstrument genutzt.
Der Hintergrund der kalten Progression ist die Inflation oder Geldentwertung, die sich meist im Zielkorridor unter 2 Prozent bewegt: Die Steuerpflichtigen müssen nach einer Brutto-Lohnerhöhung alleine aufgrund der höheren gezahlten Monatslöhne oder -gehälter einen höheren Steuersatz bezahlen, obwohl die reale Kaufkraft vielleicht sogar unverändert ist.
Im Billomat Magazin schreiben wir, wann eine Lohnerhöhung angebracht ist
Das deutsche Einkommensteuersystem kennt deshalb die kalte Progression, weil sich die Steuersätze beginnend bei einem Steuersatz von 0 % (unterhalb und bis zum Existenzminimum)I in Abhängigkeit vom Jahreseinkommen bis auf 43 % (plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer) erhöhen. Für die Berechnung wird das Brutto-Einkommen des Steuerzahlers bzw. der Familie um diverse Abzugspositionen bzw. auch Freibeträge gekürzt. Damit soll der Grundsatz verwirklicht werden, dass jeder Steuerpflichtige möglichst gerecht auch nur nach seiner tatsächlichen Leistungsfähigkeit besteuert werden soll.
Die kalte Progression tritt immer dann auf, wenn die Lohnsteuertabellen für die Einstufung in die nächsthöhere Steuerklasse nicht aktualisiert werden.
Gäbe es beispielsweise eine Inflation von 5 % und eine gleichzeitige Brutto-Gehaltserhöhung von 5 %, so wäre im Hinblick auf einen Kaufkraftzuwachs nichts gewonnen. Dennoch würden viele Steuerpflichtige alleine aufgrund höherer absoluter Einnahmen in eine höhere Einkommensteuer-Stufe eingruppiert werden.
Inzwischen hat auch das Bundesfinanzministerium (Siehe hierzu auch unseren Lexikoneintrag zum Finanzamt) die Problematik kalte Progression erkannt und Gegenmaßnahmen ergriffen: Um die Debatte insbesondere von Seiten der Steuerzahler nicht noch einmal anzuheizen werden die Steuertabellen inzwischen alle zwei Jahre aktualisiert, um die kalte Progression möglichst weitgehend einzudämmen. Damit wird das Steuersystem gerechter und zudem entbehren die Vorwürfe einer schleichenden Steuererhöhung ihrer Grundlage.
Für die Unternehmen hat die kalte Progression aus verschiedenen Gründen nur eine sehr geringe Bedeutung: