Kostenvergleichsrechnung 

Die Kostenvergleichsrechnung ist eine wichtige betriebswirtschaftliche Methode, die Unternehmen dabei unterstützt, verschiedene Optionen hinsichtlich ihrer Kostenstruktur zu analysieren. Sie ermöglicht eine objektive Bewertung von Alternativen und hilft bei der Entscheidungsfindung, sei es bei der Auswahl von Produktionsverfahren, Investitionsprojekten oder anderen betrieblichen Fragestellungen. 

Kostenvergleichsrechnung Definition 

Die Kostenvergleichsrechnung ist eine betriebswirtschaftliche Analysemethode, bei der die Kosten mehrerer Alternativen gegenübergestellt und verglichen werden, um die beste Option für das Unternehmen zu ermitteln. Sie zielt darauf ab, die finanziellen Auswirkungen verschiedener Entscheidungsmöglichkeiten zu quantifizieren und somit Unternehmen bei der Auswahl der kosteneffizientesten Lösung zu unterstützen. Diese Methode ermöglicht es, die Kostenstrukturen verschiedener Optionen transparent zu machen und erleichtert die Identifizierung von Vor- und Nachteilen bei der Umsetzung dieser Alternativen. Die Kostenvergleichsrechnung trägt dazu bei, rationale Entscheidungen zu treffen, die auf einer soliden finanziellen Grundlage basieren. 

Methoden der Kostenvergleichsrechnung: Differenzkostenvergleich, Grenzkostenvergleich und Vollkostenvergleich 

Die Kostenvergleichsrechnung ist eine vielseitige Methode, die Unternehmen dabei unterstützt, die wirtschaftlichste Option unter verschiedenen Alternativen zu ermitteln. Innerhalb dieser Methode gibt es verschiedene Ansätze zur Analyse von Kosten, die es ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Hier sind die wichtigsten Methoden der Kostenvergleichsrechnung:  

Periodenkostenvergleich 


Der Periodenkostenvergleich ist eine Methode, bei der die Kosten von verschiedenen Alternativen über einen festgelegten Zeitraum hinweg verglichen werden. Dabei werden die Gesamtkosten jeder Alternative für einen bestimmten Zeitraum ermittelt und gegenübergestellt. Diese Methode eignet sich besonders für Investitionsentscheidungen, bei denen es wichtig ist, die langfristigen finanziellen Auswirkungen verschiedener Optionen zu bewerten. Der Periodenkostenvergleich berücksichtigt sowohl die einmaligen als auch die laufenden Kosten über einen definierten Zeitraum und ermöglicht es, die finanzielle Rentabilität und Wirtschaftlichkeit von Investitionen zu beurteilen. 

Beispiel für den Periodenkostenvergleich 

Angenommen, ein Unternehmen steht vor der Entscheidung, zwischen zwei verschiedenen Produktionsmaschinen zu wählen, um ein bestimmtes Produkt herzustellen. Maschine A hat Anschaffungskosten von 50.000 Euro und erfordert jährliche Wartungskosten von 5.000 Euro. Maschine B hingegen hat Anschaffungskosten von 80.000 Euro, aber ihre jährlichen Wartungskosten sind geringer und belaufen sich auf 3.000 Euro. 

Die erwartete Nutzungsdauer beider Maschinen beträgt fünf Jahre. Um die beste Entscheidung zu treffen, könnte das Unternehmen einen Periodenkostenvergleich durchführen. Dazu würden die jährlichen Gesamtkosten für jede Maschine über die gesamte Nutzungsdauer berechnet und verglichen. 

Maschine A: 

  • Anschaffungskosten: 50.000 Euro 
  • Jährliche Wartungskosten: 5.000 Euro 
  • Gesamtkosten pro Jahr: 50.000 + 5.000 = 55.000 Euro 
  • Gesamtkosten über 5 Jahre: 55.000 + (5000* 5) = 80.000 Euro 

Maschine B: 

  • Anschaffungskosten: 80.000 Euro 
  • Jährliche Wartungskosten: 3.000 Euro 
  • Gesamtkosten pro Jahr: 80.000 + 3.000 = 83.000 Euro 
  • Gesamtkosten über 5 Jahre: 83.000 + (3000* 5) = 95.000 Euro 

Basierend auf diesem Periodenkostenvergleich würde Maschine A über die gesamte Nutzungsdauer von fünf Jahren geringere Gesamtkosten von 275.000 Euro haben im Vergleich zu den Gesamtkosten von 415.000 Euro für Maschine B. Daher könnte das Unternehmen in diesem Fall die Entscheidung treffen, Maschine A aufgrund ihrer niedrigeren Gesamtkosten zu wählen. 

Stückkostenvergleich 

Der Stückkostenvergleich, auch bekannt als Einheitskostenvergleich oder Kosteneinheitsvergleich, konzentriert sich auf die Kosten pro produzierte Einheit oder erbrachte Dienstleistung. Bei dieser Methode werden die Gesamtkosten einer Alternative durch die erwartete Produktionsmenge oder Absatzmenge geteilt, um die Kosten pro Einheit zu ermitteln. Der Stückkostenvergleich ist besonders nützlich bei der Bewertung von Produktionsverfahren oder Dienstleistungen, bei denen die Kosten pro Einheit eine wichtige Kennzahl sind. Diese Methode hilft, die kosteneffizienteste Art der Produktion oder Erbringung von Dienstleistungen zu identifizieren, indem sie die Kosten pro Einheit vergleicht. 

Beispiel für den Stückkostenvergleich 

Angenommen, ein Unternehmen produziert zwei verschiedene Produkte: Produkt A und Produkt B. Das Unternehmen steht vor der Entscheidung, welches Produkt in größerem Umfang produziert werden soll. Die Produktionskosten für beide Produkte variieren je nach der produzierten Menge. Das Unternehmen möchte anhand des Stückkostenvergleichs herausfinden, welches Produkt kosteneffizienter zu produzieren ist. 

Produkt A: 

  • Fixe Kosten: 10.000 Euro 
  • Variable Kosten pro Einheit: 5 Euro 
  • Produzierte Einheiten: 2.000 

Produkt B: 

  • Fixe Kosten: 8.000 Euro 
  • Variable Kosten pro Einheit: 6 Euro 
  • Produzierte Einheiten: 2.500 

Um den Stückkostenvergleich durchzuführen, berechnet das Unternehmen die Gesamtkosten pro Einheit für jedes Produkt: 

Gesamtkosten für Produkt A pro Einheit: 

  • Fixe Kosten: 10.000 Euro 
  • Variable Kosten: 5 Euro * 2.000 = 10.000 Euro 
  • Gesamtkosten: 10.000 + 10.000 = 20.000 Euro 
  • Stückkosten: 20.000 Euro / 2.000 Einheiten = 10 Euro/Einheit 

Gesamtkosten für Produkt B pro Einheit: 

  • Fixe Kosten: 8.000 Euro 
  • Variable Kosten: 6 Euro * 2.500 = 15.000 Euro 
  • Gesamtkosten: 8.000 + 15.000 = 23.000 Euro 
  • Stückkosten: 23.000 Euro / 2.500 Einheiten = 9,20 Euro/Einheit 

Basierend auf dem Stückkostenvergleich ist Produkt B mit Stückkosten von 9,20 Euro pro Einheit kosteneffizienter zu produzieren als Produkt A mit Stückkosten von 10 Euro pro Einheit. Daher könnte das Unternehmen entscheiden, die Produktion von Produkt B zu erhöhen, um Kosten zu sparen. 

Beide Methoden bieten zusätzliche Werkzeuge zur Kostenanalyse und -vergleich in verschiedenen betrieblichen Szenarien. Die Wahl der geeigneten Methode hängt von den spezifischen Anforderungen der Entscheidung und den verfügbaren Daten ab.  

Kritische Menge bei der Kostenvergleichsrechnung  

Die kritische Menge, auch bekannt als wirtschaftliche Produktionsmenge, gibt den Punkt an, an dem die Gesamtkosten für zwei oder mehr Produktions- oder Beschaffungsoptionen gleich sind. In anderen Worten, die kritische Menge ist die Produktionsmenge oder die Menge, bei der die Kosten pro Einheit für zwei oder mehr Alternativen gleich sind. Die Formel für die kritische Menge lautet:  

Kritische Menge = Fixkosten (Produkt A) – Fixkosten (Produkt B) / Variable Kosten (Produkt B) – Variable Kosten (Produkt A) 

Die kritische Menge markiert den Zeitpunkt, an dem die kumulierten Kosten zweier Investitionsoptionen denselben Wert erreichen. Dabei weisen die fixen und variablen Kosten der jeweiligen Investitionsalternativen unterschiedliche Niveaus auf. Im Falle einer negativen kritischen Menge bedeutet dies, dass eine der beiden Möglichkeiten sowohl minimale Fixkosten als auch niedrigere variable Kosten aufweist. 

Schritte bei der Durchführung der Kostenvergleichsrechnung

Die Kostenvergleichsrechnung ist eine systematische Methode, die Unternehmen dabei unterstützt, fundierte Entscheidungen zu treffen, indem sie die Kosten verschiedener Optionen vergleicht. Die Durchführung dieser Methode erfordert bestimmte Schritte, um zuverlässige und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen: 

  • 1. Erfassung relevanter Kostenarten: Der erste Schritt besteht darin, alle relevanten Kostenarten zu identifizieren, die im Zusammenhang mit den verschiedenen Alternativen stehen. Dies erfordert eine gründliche Analyse der betrieblichen Prozesse und eine klare Definition der Kosten, die in die Bewertung einbezogen werden sollen. Diese Kostenarten können direkte Kosten wie Material- und Arbeitskosten sowie indirekte Kosten wie Mieten, Energie oder Verwaltungskosten umfassen. 
  • 2. Zuordnung der Kosten zu den Alternativen: Nachdem die relevanten Kostenarten erfasst wurden, müssen sie den jeweiligen Alternativen zugeordnet werden. Dies bedeutet, dass die Kosten klar und eindeutig den verschiedenen Optionen zugeordnet werden müssen, um einen genauen Vergleich zu ermöglichen. Diese Zuordnung kann komplex sein, insbesondere wenn es Gemeinkosten gibt, die auf mehrere Alternativen verteilt werden müssen. 
  • 3. Berücksichtigung von Einmalkosten und laufenden Kosten: Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Unterscheidung zwischen Einmalkosten und laufenden Kosten. Einmalkosten sind Kosten, die einmalig anfallen, beispielsweise Anschaffungskosten für Maschinen oder Einrichtungen. Laufende Kosten hingegen sind regelmäßige, wiederkehrende Kosten wie Betriebs- und Wartungskosten. Beide Arten von Kosten müssen korrekt erfasst und in die Analyse einbezogen werden, um ein vollständiges Bild der finanziellen Auswirkungen zu erhalten. 

Vor- und Nachteile der Kostenvergleichsrechnung 

Die Kostenvergleichsrechnung ist eine wertvolle Methode zur Entscheidungsfindung im Unternehmenskontext, weist jedoch auch einige Vor- und Nachteile auf: 

  • Klarheit bei Kostenstrukturen: Die Methode ermöglicht eine detaillierte Erfassung und Analyse der Kosten verschiedener Alternativen, was zu einer besseren Transparenz der Kostenstrukturen führt. 
  • Objektive Entscheidungen: Die Kostenvergleichsrechnung bietet eine objektive Grundlage für Entscheidungen, da sie auf quantitativen Daten basiert und subjektive Faktoren minimiert. 
  • Effizienzsteigerung: Durch den Vergleich von Kosten verschiedener Optionen können ineffiziente oder kostenintensive Alternativen identifiziert und vermieden werden. 
  • Rationale Bewertung: Unternehmen können aufgrund der Kostenvergleichsrechnung rationale Entscheidungen treffen, die auf finanziellen Kriterien basieren und langfristige Vorteile bieten. 
  • Bessere Investitionsentscheidungen: Insbesondere bei Investitionen hilft die Methode dabei, die wirtschaftlichste Wahl zu treffen und die Rendite der Investitionen zu maximieren. 

Die Kostenvergleichsrechnung weist aber auch gewisse Nachteile auf, wie zum Beispiel:  

  • Einnahmenseite wird vernachlässigt: Die Kostenvergleichsrechnung berücksichtigt ausschließlich Kosten und vernachlässigt die Erlöse, was zu einer einseitigen Sicht auf die Gesamtwirtschaftlichkeit führen kann. 
  • Komplexe Erfassung der Kosten: Die genaue Erfassung aller relevanten Kosten kann komplex sein und erfordert eine präzise Datenerhebung, um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen. 
  • Variabilität von Annahmen: Die Ergebnisse der Kostenvergleichsrechnung können empfindlich auf Annahmen reagieren, die bei der Berechnung getroffen werden. Kleine Änderungen können große Auswirkungen haben. 
  • Keine Berücksichtigung von Qualitätsunterschieden: Wenn Alternativen zwar ähnliche Kosten haben, aber Qualitätsunterschiede aufweisen, kann die Kostenvergleichsrechnung diese Unterschiede nicht erfassen. 
  • Statische Betrachtung: Die Methode geht von festen Kostenstrukturen aus und berücksichtigt mögliche Veränderungen im Zeitverlauf oder bei sich ändernden Marktbedingungen nicht ausreichend.