Durch den Einsatz von Fremdkapital zusätzlich zum Eigenkapital kann ein Unternehmen die Eigenkapitalrendite der Eigentümer erhöhen. Die Auswirkung auf die Eigenkapitalrendite wird als Leverage Effekt bezeichnet. Der Leverage Effekt kann positiv und negativ sein. Voraussetzung für einen positiven Effekt ist, dass die Gesamtkapitalrendite des Unternehmens über den Fremdkapitalzinssatz liegt. Andere Bezeichnungen sind Hebeleffekt, Hebelwirkung des Fremdkapitals, Financial Leverage Effect oder kurz Leverage.
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Angenommen, ein Unternehmen hat eine Eigenkapitalquote von 100 %, das einem Betrag von 1.000.000 Euro entspricht. Mit diesem Eigenkapital erwirtschaftet das Unternehmen jedes Jahr einen Gewinn von 100.000 Euro. Nach Abzug der Abschreibungen in Höhe von 20.000 Euro verbleibt ein Gewinn von 80.000 Euro. Der Einfachheit halber werden bei dieser Berechnung Steuern und weitere Kosten, die gegebenenfalls noch vom Gewinn abzuziehen wären, nicht berücksichtigt. Mit diesen Werten kann die Eigenkapitalrendite wie folgt berechnet werden:
Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital = 80.000 Euro / 1.000.000 Euro = 8 %
Die Eigenkapitalrendite der Eigentümer beträgt bei diesem Beispiel 8 %.
Zum Jahresende beschließen die Eigentümer, 500.000 Euro des Eigenkapitals auszuschütten und durch einen Bankkredit in Höhe von 500.000 Euro zu ersetzen, für den 4 % Zinsen jährlich bezahlt werden müssen. Die Eigenkapital- und Fremdkapitalquote beträgt jetzt jeweils 50 %. Im Folgejahr erwirtschaftete das Unternehmen wiederum einen Gewinn von 100.000 Euro. Von diesem Gewinn müssen ebenfalls 20.000 Euro für Abschreibungen abgezogen werden. Zusätzlich müssen 4 % Zinsen, das heißt, 20.000 Euro für den Bankkredit zusätzlich vom Gewinn abgezogen werden. Daraus ergibt sich ein Nettogewinn für das Unternehmen in Höhe von:
100.000 Euro – 20.000 Euro – 20.000 Euro = 60.000 Euro
Durch die Verringerung des Eigenkapitals auf nur mehr 500.000 Euro ergibt sich bei diesem Beispiel für die Berechnung der Eigenkapitalrendite folgendes Ergebnis:
60.000 Euro / 500.000 Euro gleich 12 %
Das bedeutet, obwohl der Gewinn (stark vereinfacht) nur noch 60.000 Euro beträgt, hat sich die Eigenkapitalrendite durch den Einsatz des Fremdkapitals in Höhe von 500.000 Euro auf 12 % erhöht. Das ist der Leverage Effekt.
In der Praxis kann die Eigenkapitalrendite durch den Hebeleffekt des Fremdkapitals nicht unbegrenzt gesteigert werden. Es ist nur theoretisch möglich, einen immer höheren Anteil des Eigenkapitals durch Fremdkapital zu ersetzen, um die Eigenkapitalrendite zu steigern. Die Gründe hierfür sind, dass ein Unternehmen bei einer sinkenden Eigenkapitalquote immer höhere Zinsen für Kredite bezahlen muss und irgendwann an einen Punkt gelangt, an dem die Banken keine weiteren Kredite vergeben. Zudem muss beachtet werden, dass der Leverage Effekt nur positiv ist, solange die Gesamtkapitalrendite höher ist, als die Kosten für das Fremdkapital. Der Hebeleffekt kann in die gegenteilige Richtung wirken, und die Eigenkapitalrendite reduzieren, wenn die Kapitalrendite unter die Kosten für das Fremdkapital sinkt.
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