Bei der Beurteilung der potenziellen Rentabilität verschiedener Investitionsmöglichkeiten suchen Unternehmen nach der Option, die wahrscheinlich die höchste Rendite erzielt. Unternehmen müssen dabei die Opportunitätskosten jeder Option berücksichtigen. Oft können sie diese anhand der erwarteten Rendite eines Anlageinstruments ermitteln. Durch das Verständnis der potenziellen verpassten Renditen, die durch die Wahl einer Investition gegenüber einer anderen möglich sind, können bessere Entscheidungen getroffen werden.
Opportunitätskosten sind angenommene Verluste, die durch entgangene Einnahmen entstehen. Der Verlust kann dadurch auftreten, dass Möglichkeiten für Erlöse innerhalb eines vergangenen Zeitraums nicht genutzt wurden. Um die Opportunitätskosten zu ermitteln, werden die Kosten festgestellt, die sich ergeben, wenn die unterlassene Handlungsmöglichkeit mit der hypothetisch umgesetzten Handlungsalternative in einen Vergleich gesetzt wird. Opportunitätskosten sind demnach Kosten, die durch die Unterlassung einer Handlungsalternative entstehen und dadurch zu einem angenommenen Verlust geführt haben. Sie werden auch als Alternativkosten oder Verzichtkosten bezeichnet. Diese werden in den Gesamtkosten eines Unternehmens berücksichtigt.
Wenn ein Unternehmen Immobilien besitzt und diese für den eigenen Betrieb nutzt, können angenommene Verluste entstehen. Denn das Unternehmen hätte seine Immobilien auch vermieten und dadurch Einnahmen erzielen können. Liegen die Immobilien beispielsweise in einer Region mit hohem Mietspiegel, kann die Vermietung einen höheren Ertrag erzielen als der Nutzen, der sich aus der Verwendung der Gebäude durch den eigenen Betrieb ergibt. Die Einnahmen, die durch die Alternativhandlung in Form einer Vermietung im Vergleich zur tatsächlich angewendeten Eigennutzung verloren gegangen sind, gelten als Opportunitätskosten.
Opportunitätskosten unterscheiden sich durch den Bezugspunkt der entgangenen Erlöse.
Inputbezogene Opportunitätskosten werden anhand des relativen Deckungsbeitrags ermittelt. Der Deckungsbeitrag ist die Differenz von Umsatz und variablen Herstellungskosten, die sich auf einen entsprechenden Produktionsfaktor beziehen. Er kann zum Beispiel Arbeitsstunden oder Materialkosten einbeziehen, um diese in ein Verhältnis mit dem Ertrag zu setzen. Inputbezogene Opportunitätskosten können sich ergeben, wenn zum Beispiel der Absatz aufgrund geringer Akquiseaktivität zu niedrig ausgefallen ist.
Outputbezogene Opportunitätskosten ergeben sich aus Handlungsalternativen, die nicht angewendet wurden, um die Produktion oder Dienstleistung zu optimieren. Dabei wird zwischen Alternativ- und Optimalkosten unterschieden. Während Alternativkosten unterschiedliche Produktionsmöglichkeiten innerhalb eines Betriebs miteinander vergleichen, legen Optimalkosten ihrer Bewertung optimale Produktionssysteme zugrunde.
Die möglichen Kosten werden ermittelt, in dem die Differenz zwischen den erwarteten Erträgen jeder Option berechnet wird:
Opportunitätskosten = Rendite Option A – Rendite Option B
Angenommen, die Option A stellt eine Investition von freien Geldmitteln in Aktien dar, um Kapitalgewinne zu erzielen. Option B besteht darin, das Geld wieder ins Unternehmen zu investieren, wobei erwartet wird, dass neue Anlagen die Produktionseffizienz steigern, was zu niedrigeren Betriebskosten und einer höheren Gewinnspanne führt. Die erwartete Kapitalrendite am Aktienmarkt liegt im nächsten Jahr bei 12 Prozent, und das Unternehmen erwartet, dass die Ausrüstungsaktualisierung im gleichen Zeitraum eine Rendite von 10 Prozent erzielt. Die Opportunitätskosten für die Auswahl des Equipments gegenüber der Börse betragen 12 Prozent – 10 Prozent, was 2 Prozentpunkten entspricht. Durch die Investition in neue Anlagen würde der Unternehmer auf die Chance, eine höhere Rendite zu erzielen, verzichten.
Opportunitätskosten dienen für Unternehmen als Instrument für betriebliche Entscheidungen. So können Unternehmen zum Beispiel zusätzliche Aufträge aktivieren oder die Produktion verbessern. Auch Kosten für die Herstellung oder die Preisgestaltung können auf Basis der Feststellung von Alternativkosten entsprechend angepasst werden.
Die Analyse der Opportunitätskosten spielt eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Kapitalstruktur eines Unternehmens. Während sowohl Fremdkapital als auch Eigenkapital Eigenmittel erfordern, um Kreditgeber und Anteilseigner für das Anlagerisiko zu entschädigen, beinhalten beide auch Opportunitätskosten. Zum Beispiel werden Mittel, die zur Zahlung von Darlehen verwendet werden, nicht in Aktien, Anleihen oder neue Maschinen investiert, die das Potenzial für Anlageerträge bieten. Das Unternehmen muss entscheiden, ob die durch die Hebelwirkung der Verschuldung mögliche Expansion zu höheren Gewinnen führt, als dies durch Investitionen möglich wäre.
Da es sich um eine vorausschauende Berechnung handelt, ist die tatsächliche Rendite für beide Optionen unbekannt. Angenommen, das Unternehmen verzichtet im obigen Beispiel auf neues Equipment und investiert stattdessen an der Börse. Wenn die ausgewählten Wertpapiere an Wert verlieren, könnte das Unternehmen letztendlich Geld verlieren, anstatt die erwartete Rendite von 12 Prozent zu erzielen. Der Einfachheit halber wird davon ausgegangen, dass die Investition eine Rendite von 0 Prozent ergibt. Das bedeutet, dass das Unternehmen genau das erhält, was es investiert. Die Opportunitätskosten für diese Option betragen dann 10 % (10 % – 0 %). Es ist ebenso möglich, dass die Gewinne stabil bleiben, wenn sich das Unternehmen dazu entscheidet, in neue Anlagen zu investieren. Die Opportunitätskosten für diese Option betragen dann 12 Prozent statt der erwarteten 2 Prozent.
Es ist wichtig, nur Anlagemöglichkeiten mit einem ähnlichen Risiko zu vergleichen. Werden risikoarme Investitionen in Maschinen und Anlagen mit einer Investition in sehr volatile Aktien verglichen, kann dies zu irreführenden Ergebnissen bei den Opportunitätskosten und damit zu falschen Investitionsentscheidungen führen.
In der Volkswirtschaft wird anhand der Opportunitätskosten der entgangene Nutzen ermittelt. Dabei sind die Gesichtspunkte von Produktion, Kapitalkosten und entgangenen Gewinnen von Bedeutung, um Kostenvorteile durch Vergleiche zu ermitteln.
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