Das Rückrechnungsverfahren wird verwendet, um anhand der hergestellten Einheiten eines bestimmten Produktes im Nachhinein den Materialverbrauch zu ermitteln. Bei dieser Methode erfolgt die Verbrauchsermittlung auf Grundlage der soll Verbrauchsmenge bestimmter Materialien für ein bestimmtes Produkt. Eine andere gebräuchliche Bezeichnung für das Rückrechnungsverfahren ist Retrograde Methode oder Rückrechnungsmethode.
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Nach den Vorschriften in § 241 Abs. 3 HGB können Unternehmen den Tag der Inventur bis zu drei Monate vor und zwei Monate nach dem Bilanzstichtag verlegen. Voraussetzung für die Anerkennung dieser verlegten Inventur ist, dass der Unternehmer sicherstellt, dass der Bestandswert zum Abschluss des Geschäftsjahr durch ein geeignetes Verfahren wie der Retrograde Methode oder der Fortschreibungsmethode zuverlässig ermittelt wird.
Beim Fortschreibungsverfahren, der sogenannten Skontrationsmethode wird der Materialverbrauch anhand von Materialentnahmescheinen ermittelt. Bei dieser Methode entspricht der Verbrauch den Entnahmen aus dem Lager. Die Skontrationsmethode ermöglicht eine exakte Ermittlung des tatsächlichen Materialverbrauchs für bestimmte Produkte. Zudem kann bei dieser Methode der Verbrauch nach Kostenträgern, Verbrauchsverursachen und Kostenstellen differenziert ermittelt werden. Darüber hinaus kann eine Trennung in außerplanmäßigen und planmäßigen Verbrauch erfolgen. Beim Rückrechnungsverfahren wird der Materialverbrauch anhand der Stückzahlen der hergestellten Halb- und Fertigerzeugnisse ermittelt. Die einfache Formel für die Retrograde Methode lautet
Materialverbrauch = Anzahl hergestellter Einheiten x Sollverbrauch pro Einheit.
Ein Hersteller von Elektromotoren benötigt für die Produktion eines bestimmten Elektromotors immer zehn Schrauben der Größe X und 25 Schrauben der Größe Y. Pro Monat werden 350 dieser Motoren hergestellt. Daraus ergibt sich ein Materialverbrauch von
350 Motoren x 10 Schrauben Größe X = 3.500 Schrauben
350 Motoren x 25 Schrauben Größe Y = 8.750 Schrauben
Beim Rückrechnungsverfahren werden in der Regel sogenannte Stücklisten zugrunde gelegt, in denen detailliert aufgelistet wird, welche Materialien für eine Einheit eines bestimmten Produktes benötigt werden. Diese Angaben entsprechen dem Sollverbrauch. Bei vielen Produkten fällt jedoch fast immer ein gewisser Abfall einzelner Materialien an. Daher wird beim Rückrechnungsverfahren meist ein gewisser Zuschlag zum Sollverbrauch hinzugerechnet, um diesen Abfall zu berücksichtigen.
Der einzige Vorteil der Retrograde Metode ist die einfache Ermittlung des Materialverbrauchs. Nachteilig ist insbesondere, dass Materialverluste durch Schwund, Diebstahl oder Mehrverbrauch nicht ermittelt werden können. Aus diesem Grund wird das Rückrechnungsverfahren von Unternehmen nur selten angewendet.
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