Stichtagsinventur

Die Stichtagsinventur ist eine Form der effektiven, körperlichen Bestandsaufnahme der gesamten Waren- und Materialbestände an einem bestimmten Termin. In der Regel wird die Stichtagsinventur zum Bilanzstichtag, der bei den meisten Unternehmen auf den 31. Dezember fällt, durchgeführt. Wegen des bei größeren Unternehmen hohen Zeit- und Personalaufwands ruht der Betrieb oft an den Tagen der Inventur. Das heißt, eine Produktion findet nicht statt oder das Geschäft bleibt geschlossen.

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Gesetzliche Grundlage für eine Stichtagsinventur

In §240 HGB (Handelsgesetzbuch) sowie in den § und (AO) ist bestimmt, dass Unternehmen, die zur Erstellung einer Bilanz verpflichtet sind, mindestens einmal jährlich eine Bestandsaufnahme vornehmen müssen. Bei der Stichtagsinventur ist dies in der Regel der Bilanzstichtag zum Jahresende. Das heißt, die Inventur wird zum Ende eines Geschäftsjahres durchgeführt. Je nach Unternehmen oder Branche, wie beispielsweise bei einigen Betrieben in der Landwirtschaft, kann das Geschäftsjahr vom Kalenderjahr abweichen. Bei einem abweichenden Geschäftsjahr wird auch die Inventur zu einem anderen Zeitpunkt durchgeführt.

Da es nicht immer möglich ist, die Inventur genau am 31.12 durchzuführen, hat der Gesetzgeber einen Spielraum vorgesehen. Unternehmen dürfen die Stichtagsinventur innerhalb von 10 Tagen vor oder 10 Tagen nach dem Stichtag durchführen. Werden in diesen Zeiträumen weitere Waren verbraucht oder neu gekauft, müssen die Bestände bis zum Bilanzstichtag fortgeführt oder, falls die Inventur nachträglich durchgeführt wird, zum Bilanzstichtag zurückgerechnet werden.

Wie wird eine Stichtagsinventur durchgeführt?

Die Stichtagsinventur ist eine sogenannte körperliche Inventur. Das heißt, bei dieser Form der Inventur werden alle Waren und Materialbestände, die sich zum Zeitpunkt der Inventur im Unternehmen befinden, erfasst. Die körperliche Aufnahme erfolgt durch

  • Zählen
  • Wiegen
  • Messen
  • Schätzen

Gezählt werden beispielsweise die Autoreifen bei einem Reifenhändler, wohingegen meist Kleinteile wie Schrauben, Muttern oder Nägel gewogen werden. Hierzu können sogenannte Zählwaagen verwendet werden, die aus dem Gewicht die Stückzahl berechnen. Zum Beispiel erfolgt eine Vermessung der Quadratmeter Parkett im Lager. Geschätzt werden meistens Schüttgüter wie Sand oder Kies.

Oft wird bei der Inventur eine Differenz zwischen den tatsächlich vorhandenen Waren und den Beständen in der Buchhaltung festgestellt. Diese sogenannte Inventurdifferenz kann durch Diebstahl, Verderben der Waren, nicht korrekt erfasste Wareneingänge und Warenausgänge oder durch die Lieferung falscher Mengen an Kunden hervorgerufen werden.

Die Vor- und Nachteile einer Stichtagsinventur

Die beiden wesentlichen Vorteile der Stichtagsinventur sind die hohe Genauigkeit bei der Erfassung und die zeitliche Nähe zum Bilanzstichtag. Nachteilig ist der hohe Arbeits- und Personalaufwand. Oft werden neben dem eigenen Personal zusätzliche Hilfskräfte benötigt, um die Inventur fristgerecht durchführen zu können. Ein weiterer Nachteil ist, dass das Unternehmen bei umfangreichen Inventuren meistens ruht.

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