12. Feb 2020 | Gründung

Gesetzliche Rentenversicherung für Selbstständige: 5 Argumente dafür und dagegen

Selbstständige sind frei in ihren Entscheidungen: Arbeitszeit, Geschäftsmodelle, Finanzen. Unternehmer kümmern sich selbst. Sie wählen die Krankenversicherung, die sie möchten und die Altersvorsorge, die sie brauchen. Selbstständige wissen, was sie tun. Und wenn in der Startup-Phase nicht so viel Geld da ist, dass sich die Gründer gute Gehälter zahlen können, dann muss die Altersvorsorge eben warten. Später legt man dann mehr zurück oder investiert in Immobilien und gute Geldanlagen. Ist das so? Oder anders? Vernachlässigen Selbstständige die Altersvorsorge und sollten deshalb vom Staat dazu gezwungen werden? Oder gibt es Gründe dafür, warum Unternehmer gesetzliche Rentenversicherung eigentlich nicht brauchen?

Als Unternehmer gesetzliche Rentenversicherung nutzen – wozu?

Die freiwillige Einzahlung in die Gesetzliche Rentenversicherung wäre für viele Selbstständige möglich. Doch immer wieder kommt die Forderung, die Freiberufler und Unternehmer dazu zu verpflichten. Dagegen gibt es gewichtige Argumente. Aber auch dafür.

5 Gründe, warum Unternehmer Gesetzliche Rentenversicherung nicht brauchen
Wenn man sich selbstständig macht, möchte man Pflichten und Zwängen eigentlich entgehen. Deswegen ist die Pflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung umstritten. (Bild © unsplash.com)

5 Gründe gegen die Rentenversicherungspflicht für Selbstständige

  1. Kommt die Rentenversicherungspflicht, verlieren Gründer die Entscheidungsfreiheit.
    Mit welchen Produkten und Anlageformen möchte die Person vorsorgen? Wie soll das ablaufen? Wer verpflichtet ist, einen vorbestimmten Anteil X oder gar eine Pauschale jeden Monat zurückzulegen, verliert damit Liquidität für andere Vorsorgemöglichkeiten. Eigentlich müsste der Gründer gerade in eine neue Maschine investieren, aber das geht ja nicht, weil die Rentenversicherung Geld will. Denkbares Szenario, wenn für Unternehmer die gesetzliche Rentenversicherung zur Zwangsversicherung wird.
  2. Noch etwas, das die Existenzängste von Gründern verstärkt
    Noch mehr aufgezwungene Bürokratie kann den Schritt in die Selbstständigkeit bei vielen talentierten Unternehmensgründern verhindern. Schon die Krankenversicherung ist häufig zu teuer und bringt viele finanziell an die Grenzen des Machbaren, weil die Pauschalen für Existenzgründer sehr hoch angesetzt sind. Man geht davon aus, dass Selbstständige mindestens so viel wie Angestellte verdienen müssen. Tun sie oft nicht. Nicht wenige können sich die Krankenversicherung daher eigentlich nicht leisten. Prekäre Einkommenssituation trifft auf noch mehr Verpflichtungen, die nicht zu schaffen sind: Wer will unter solchen Bedingungen noch ein Unternehmen gründen?
  3. Staatliche Zwangsvorsorge: nebulös bis undurchsichtig
    Wer in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, erfährt nur ungefähr, was vielleicht eines Tages an monatlicher Rente dabei heraus kommt. Das System ist undurchschaubar, von politischen Launen abhängig und langfristig stehen weniger Beitragszahler einer immer größeren Gruppe an Rentenempfängern gegenüber. Schon wer jetzt einzahlt und alle geforderten Vorsorgemaßnahmen (Berufsunfähigkeitsversicherung, gesundheitliche Zusatzversicherungen) trifft, die die jetzigen Rentner noch nicht von ihrem Nettoeinkommen zahlen mussten, behält weniger vom Einkommen übrig als vorherige Generationen und wird bei der gesetzlichen Rente noch schlechter dastehen.
  4. Nachfolgeregelungen und wenn ich etwas vererben will?
    Immobilien, Firmennachfolge, Firma verkaufen, Lebensversicherungen etc. Es gibt Anlageformen und Vorsorgekonzepte, die nicht wertlos werden, wenn die Person, die hier gespart oder eingezahlt hat, stirbt. Erreicht eine Person das Rentenalter nicht, ist die erworbene Immobilie noch da. Die Erben könne davon profitieren. Bei der gesetzlichen Rentenversicherung ist alles weg, was eingezahlt wurde.
  5. Berufsständische Versorgungswerke haben sich bewährt
    Architekten, Rechtsanwälte, Tierärzte und viele andere haben so etwas: Berufsständische Versorgungswerke sind etabliert und haben sich über Jahrzehnte bewährt. Auch hier zahlen die Versicherten regelmäßig etwas ein. Die Versorgungswerke sorgen aber für eine gewisse Transparenz. Wozu solche Systeme unterwandern, indem man Freiberuflern und Selbstständigen noch die gesetzliche Rente aufzwingt?

Erleichtere Dir Deine selbstständige Buchhaltung

Wenn Du Deine Buchhaltung selbstständig meistern möchtest, ist das Rechnungsprogramm Billomat die ideale Lösung für Dich. Mit ihr hast Du all Deine Finanzen immer im Auge und erstellst Dokumente wie Angebote oder Rechnungen in Rekordzeit – alles zentral in einer Software. Erfahre mehr, wie Dich Billomat bei der Gründung unterstützen kann!

▸▸ Deine selbstständige Buchhaltung mit Billomat

Rentenversicherung für Selbstständige: 5 Gründe dafür

  1. Wer sonst nichts tut, tut wenigstens das
    Natürlich gibt es die Traumtänzer, die meinen, sie könnten sich um Alterssicherung immer noch später kümmern oder Luft und Liebe sei auch ganz nett. Und dann ist es zu spät oder das Geld nicht da, um nun richtig zu investieren, damit am Lebensabend noch genug da ist.  Diese Menschen dazu zu bringen, wenigstens grundlegend über die gesetzliche Rentenversicherung vorzusorgen, hilft. Wer mehr will, als nur das, der kann es ja machen. Das steht jedem frei.
  2. Wenn alle einzahlen, haben alle ein Interesse daran, dass es läuft
    Jeden Monat überweisen die Unternehmer für ihre Angestellten die Rentenversicherungsbeiträge: Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil. Jeden Monat erscheint es ihnen als lästiger Verwaltungsakt. Das lässt sich abstellen. Wenn auch die Arbeitgeber und andere Selbstständige einzahlen, ist es eine Vorsorge für alle. Wer partizipiert, hat auch ein Interesse daran, dass sich die Sache gut entwickelt. Die Selbstständigen mit einzubeziehen stärkt das Solidarsystem.
  3. Von wegen Arbeitgeberanteil!
    Eins der Argumente gegen die gesetzliche Rentenversicherung für Selbstständige ist, dass sie auch den Arbeitgeberanteil für sich selbst zahlen müssten. Ja. Und? Tun das nicht im Grunde alle? Jedes Gehalt ist doch mit allen Kosten kalkuliert. Das Arbeitgeberbrutto ist das, womit die Firma rechnet. Plus Zusatzkosten, weil zum Beispiel Leute da sein müssen, die Leute verwalten. Soll heißen: Der Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung fällt nicht vom Himmel. Die Mitarbeitenden haben alle ihren Anteil daran, dass das Geld dafür verdient wird. Für Selbstständige bedeutet das: Stundensätze korrekt kalkulieren, dann reicht’s auch für die Altersvorsorge.
  4. Jeder wie er kann
    Die gesetzlichen Krankenkassen sind da leider kein gutes Beispiel. Für Selbstständige haben sie einen so hohen Einstiegsbeitragssatz, weil sie von einem Mindesteinkommen ausgehen. Das ist so hoch angesetzt, dass es zum Beispiel Soloselbstständigen, die noch nicht gut verdienen, regelmäßig finanziell den Boden unter den Füßen wegzieht. Sowas geht doch auch anders. Eine Versicherungspflicht für die gesetzliche Rentenversicherung muss so gestaltet sein, dass jeder nach seinen Möglichkeiten einzahlt.
  5. Staatliche Rente ist relativ krisensicheres Geld
    Zugegeben, ein schwaches Argument, wenn man die Rentenkürzungen in Griechenland betrachtet und was das für die Rentner dort oft bedeutet. Sehen wir es mal so: An allen Finanzprodukten möchte irgendwer mit verdienen: Versicherungen, Banken, Makler, Broker. Die gesetzliche Rentenversicherung hat diese Interessen nicht. Allerdings ist sie den Launen der Politik unterworfen und ein riesiger Verwaltungsapparat. Das kostet auch. Generell ist aber davon auszugehen, dass sehr sehr viele Menschen dafür arbeiten, dass das System erhalten bleibt. In Zeiten ohne Zinsen vielleicht nicht die schlechteste Rendite von allen.

Ähnliche Fragen: