30. Apr 2019 | Gründung
Bei vielen Menschen ist die Angst vor der Selbstständigkeit tief verankert. Die Kriegsgenerationen haben ihnen beigebracht, dass Sicherheit das Wichtigste ist. Und so harren sie in ungeliebten Angestelltenjobs aus, die zwar regelmäßiges Geld, bezahlten Urlaub und vielleicht auch noch Weihnachtsgeld bringen. Aber sie quälen sich jeden Morgen zur Arbeit und wünschen sich nichts sehnlicher als einen lebenslangen Urlaub oder einen Lotto-Gewinn. Denn allein der Gedanke, sich selbstständig zu machen, versetzt sie in große Panik. Doch was kann man gegen die Angst vor der Selbstständigkeit tun? Wir geben Dir 7 Tipps, um Deine Ängste zu überwinden.
Du willst Deinen Angestelltenjob verlassen, hast auch eine ungefähre Ahnung, was Du machen willst, weißt aber nicht, wie Du anfangen sollst? Dann such Dir kompetente Unterstützung bei den Gründerzentren, bei BusinessAngels oder bei Starthilfe-Coachs. Lies Blogs und Bücher über Existenzgründung. Und frage die, die es schon geschafft haben, wie ihr Weg verlaufen ist. Eine weitere Inspiration für Dich sind übrigens unsere Interviews mit Gründern aus allen Branchen und Altersgruppen, die oft wertvolle Tipps für angehende Gründer bereithalten. Aus all diesen Quellen kannst Du genug Information und Selbstbewusstsein ziehen, um Dich zunächst auf die Kündigung und dann auf die Vorbereitung Deiner eigenen Selbstständigkeit zu stürzen.
Diese Angst haben viele. Was da helfen kann, ist, Dir eine Liste zu machen, ein MindMap zu erstellen, ein kleines Heft oder was auch immer Dir am besten liegt. Dort notierst Du zum einen Deine Ausbildung, Deine Abschlüsse und Deine Fortbildungen. Dann notierst Du das, was Du ganz besonders gut kannst und was Dich ganz besonders und im Positiven auszeichnet (wenn Dir nicht so viel dazu einfällt, frag die, die Dich gut kennen). Und welche Erfolge hattest Du schon? Hebe diese Notizen gut auf und nutze sie immer dann, wenn Du mal wieder einen Motivationsschub brauchst. Denn es ist nicht wichtig, wie Du im Vergleich zu Deinen Eltern, früheren Vorgesetzten oder Deinen Freunden dastehst – wichtig ist nur, was Du gelernt hast und was Du kannst. Und dass Du weißt, dass es keinen einzigen Menschen gibt, der in wirklich allen Bereichen eine Vollniete ist. Wenn Dich das nicht überzeugt, dann mach Fortbildungen, um Dich von der vermeintlichen Niete zum Profi zu entwickeln.
Dann kannst Du diese Zeit nutzen, verstärkt Kundschaft zu akquirieren, Deinen Außenauftritt (Website, Flyer, Pressearbeit usw.) zu optimieren, Dich noch deutlicher zu positionieren und zu schauen, was die Konkurrenz so macht, um an Kundschaft zu kommen. Akquise ist allerdings ein Dauerthema für Selbstständige. Wer mal ein Jahr lang rauschende Erfolge feierte und dann plötzlich aus irgendwelchen Gründen auf einen Schlag fast die gesamte Kundschaft verliert, weiß, wie wichtig ständige Akquise selbst in richtig guten Zeiten ist.
Für diesen Fall gibt es viele Lösungen und Auffangnetze. Das fängt an bei einem Gründungskredit, einer realistischen Überarbeitung Deines Budgets bzw. Businessplans und bei besserer Kundenakquise, geht über ausgefallene Werbeideen oder vorübergehende Rabatte, Messeteilnahmen usw. bis hin zur Bewerbung für einen Teilzeitjob. Überprüfe die Lösungsmöglichkeiten alle sorgfältig und hör Dir im Zweifel auch Kritik an – es könnte sein, dass da was dran ist, denn in der Regel bist du nicht umsonst in dieser Situation. Zu allergrößter Not gibt es aber immer auch die Möglichkeit einer Aufstockung durch das Jobcenter.
Dies ist für viele, die Angst vor der Selbstständigkeit haben, ein besonders gewichtiger Punkt, obwohl es sehr selten ist, dass niemand, wirklich niemand an Dich und Deine Fähigkeiten glaubt. Denn warum sollten sie das tun? Du hast eine Idee, für die Du brennst, und vielleicht ist sie gut oder sogar fantastisch, vielleicht hast Du eine tolle Nische entdeckt (die Laien aber erst einmal total crazy vorkommt), und Du bist gut in dem, was Du tust – so gut, dass Du Dich in die Selbstständigkeit wagst. Aber gerade an den Skeptikern kannst Du Dein Konzept und Dein Verkaufstalent üben und Deine Strategien und Ausstrahlung verbessern. Und Du kannst sie alle durch Deine Leistung überzeugen.
Das ist eine harte Nuss, aber sie ist durchaus zu knacken. Und das solltest Du auch tun, denn Du musst an Dich glauben und brauchst viel Selbstvertrauen für Deine Selbstständigkeit. Zum einen kannst Du Dir Deine Notizen aus Punkt 2 rausholen und sie durchgehen. Zum anderen kannst du Dir Hilfe von außen holen, um Dir den Glauben an Dich selbst und Deine Fähigkeiten zurückzugeben, zum Beispiel durch ein Coaching oder eine neuerliche Beratung durch das Gründerzentrum (gibt’s auch speziell für Gründer mit Migrationshintergrund). Und dann solltest Du Dich unbedingt vernetzen, denn je unsichtbarer man ist, desto eher kommen die Sinnkrisen. Ein Netzwerk kann in solchen Situationen unwahrscheinlich unterstützend wirken.
Ganz einfach: Du fängst wieder von vorne an. Nur um viele Erfahrungen reicher. Und um einiges besser vorbereitet. Wenn Du am Ende beschließt, die Selbstständigkeit wieder an den Nagel zu hängen, dann ist das völlig in Ordnung. Doch bevor Du das tust, analysiere das Scheitern ganz genau – vielleicht hast Du nur an einer ganz bestimmten Stelle einen Fehler gemacht, der Dir beim nächsten Mal nicht wieder passieren wird.
Es muss auch nicht immer 0 oder 100 sein. Denn wenn Du Dich selbstständig machen willst, musst Du nicht alles andere stehen und liegen lassen. Hast Du schon einmal überlegt, Dich nebenberuflich selbstständig zu machen?