05. Jul 2018 | Unternehmenssteuerung
Mitarbeiter einstellen und als Arbeitgeber/in gute Bewerbungsgespräche führen: eine tolle Aufgabe! Du entscheidest, wer neu ins Team kommt. Dazu muss zunächst die Stellenausschreibung genau zu euren Bedürfnissen passen. Aber ab dann geht es darum: Wer passt zur Arbeitsgruppe? Sind die Bewerber ausreichend qualifiziert? Welche Kandidaten bringen die Fähigkeiten mit, die ihr dringend zur Unterstützung braucht?
Auch erfahrene Personaler, Headhunter und Human Ressources Mangager gehen nicht unvorbereitet in ein Bewerbungsgespräch. Es ist also kein Anfängerfehler, sich vor den Terminen nochmal genau einzuarbeiten, sondern ganz im Gegenteil: Vorbereitung ist für Profis!
Natürlich kostet gründliche Vorbereitung Zeit. Gleichzeitig nutzt du aber deine Zeit besser, denn nur mit gezielten Fragen und vollständigen Informationen kannst du als Arbeitgeber/in gute Bewerbungsgespräche führen. Je mehr du weißt und je gründlicher du dir deine Wünsche an die Kandidaten klar gemacht hast, umso leichter kommst du vermutlich zu einer guten Entscheidung.
Wenn du vorbereitet bist zeigst du auch, dass du die Bewerberin oder den Bewerber wertschätzt und die Zeit, die die Person für dein Unternehmen aufwendet, sinnvoll nutzen willst.
Um ein gutes Vorstellungsgepräch zu führen, musst du wissen, um welche Stelle es überhaupt geht. Klingt trivial? Ist es nicht! Es bedeutet, dass du über die zu besetzende Stelle mehr weißt, als nur das, was in der Stellenanzeige stand. Denn gute Bewerbungsgespräche führen ist keine Einbahnstraße: Auch die Kandidaten stellen Fragen. Und du kannst alle beantworten, dank Vorbereitung.
So solltest du die komplette Stellenbeschreibung parat haben. Hat die Kandidatin Fragen zum künftigen Job, geht es darum, auch Details zu kennen. Welche Aufgaben warten denn nun genau darauf, dass jemand kommt und sie erledigt. Wieviel Verantwortung hängt im Detail an diesen Aufgaben?
Auch das Unternehmen und seine Organsiationsstruktur können von Interesse sein. Was in der Zukunft in der Abteilung zu erwarten ist oder wie sich die Firma gerade entwickelt, sind durchaus Fragen, die ein Bewerber stellen könnte. Das Organigramm parat zu haben ist ebenfalls nützlich. Daran kannst du zeigen, wie die ausgeschriebene Stelle in das Gefüge der Firma passt und wo derjenige stehen würde.
Bewerber gehen davon aus, dass du ihre sorgfältig erarbeiteten Unterlagen tatsächlich gelesen hast. Zumindest hoffen sie das. Und sie merken an deinen Fragen, ob das so ist.
Es reicht nicht, die Bewerbungen nur kurz zu überfliegen. Auf die Kandidaten kann der schnelle Blick in die Mappe oder auf ein Tablet wirken, als sähest du ihre Bewerbung jetzt gerade zum allerersten Mal. Für deine Vorbereitung bedeutet das: Gründlich lesen und Notizen machen. Diese Notizen helfen dir, sofort auf den Punkt zu wissen, wen du gerade vor dir hast. Gerade, wenn mehrere Jobinterviews an einem Nachmittag anstehen, ist das ohne Gedächtnisstütze sehr viel anstrengender.
Bewerber erwarten von dir außerdem eine freundliche und interessierte Gesprächsführung. Oft befürchten sie Psychospielchen und Fangfragen. Überlege dir vorher, ob du sowas nötig hast und ob es dir irgendeinen Mehrwert bringt, die Kandidaten mit Kram zu stressen, den niemand braucht und den du womöglich gar nicht fragen darfst.
Gestresst in ein Vorstellungsgespräch zu geben, das nützt keinem. Dann hast du kein Ohr für die Kandidaten und übersiehst womöglich wichtige Aspekte. Ärgerlich, wenn du dadurch die Super-Kandidatin nicht bemerkst und dich stattdessen schon nach wenigen Wochen wieder von dem Schwätzer trennst, den du stattdessen eingestellt hast. Nimm dir wirklich Zeit für die Vorbereitung, für die Gespräche und für die Nachbereitung des Bewerbungsverfahrens.
Es ist auch nicht einfach, das eigene Verhalten in der Situation zu reflektieren. Wie bist du, wenn du auf Arbeitgeberseite ein Vorstellungsgespräch führst? Neigst du dazu, lange Monologe über die Firma zu halten oder eskaliert bei dir der Smalltalk bei Geschäftsterminen? Bist du wortkarg oder hältst dich präzise an einen einheitlichen Fragenkatalog?
In einem Bewerbungsgespräch repräsentierst du dein Unternehmen. Was möchtest du, dass der Bewerber seinen Freunden und Bekannten später von dem Termin bei dir erzählt?
Ob du als Arbeitgeber/in gute Bewerbungsgespräche führen kannst, hängt nicht nur von der Vorbereitung ab. Es ist auch eine Haltungsfrage. Die Kandidaten bekommen mit, wenn
Für Bewerbungsgespräche sind ein paar Formalien einzuhalten. Gerade wenn das Unternehmen größer ist, kann es nötig sein, z.B. jemanden vom Personalrat hinzuzuziehen. Einem Bewerber gleich ein ganzes Team an Interviewern und Beisitzern gegenüberzustellen, erzeugt Stress. Die Kandidatin können sich womöglich so schnell nicht alle Namen und Positionen merken und fühlen sich wie auf einem Prüfstand. Dennoch hat es auch Vorteile, Bewerbungsgespräche im Team zu führen. Jemand aus der Abteilung, in der die Stelle zu besetzen ist, kann dich dabei unterstützten, eine wirklich gut passende Person auszuwählen. Schließlich muss es nicht nur fachlich passen sondern auch die Chemie muss stimmen, damit die spätere Zusammenarbeit gut klappt.
Bewerbungsgespräche führt man nicht zwischen Tür und Angel:
Deine Notizen aus den Vorstellungsgesprächen sind wichtig für den Entscheidungsprozess. Wenn du nicht gleichzeitig schreiben und zuhören kannst oder das unhöflich findest, dann plane zu jedem Gespräch noch ein paar Minuten für Notizen ein. Schreib dir sofort deine Eindrücke auf und welche Besonderheiten dir aufgefallen sind.
So hast du den Kopf frei für das nächste Bewerbungsgespräch und kannst, nachdem alle Kandidaten sich vorgestellt haben, auf der Basis deiner Notizen die engere Wahl oder sogar schon eine Entscheidung treffen.
Und dann: Viel Glück! Hoffentlich fand die Kandidatin, die du gerne einstellen möchtest, dich auf Arbeitgeberseite auch kompetent und nett und nimmt die Stelle gerne an.