16. Mrz 2018 | Unternehmenssteuerung
Bargeldloses Zahlen ist für viele Menschen schon gar keine abstrakte Zukunftsmusik mehr, sondern längst Realität geworden. Egal, ob sie on- oder offline shoppen: Die Rolle des Bargeldes tritt zunehmend in den Hintergrund. Und auch für immer mehr Unternehmen ist das bargeldlose Zahlen die beste Variante der Gegenwart. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Zahlen ohne Bares überhaupt? Wie wird die nähere Zukunft aussehen? Was dürfen Privatpersonen und Unternehmer sich von der Tendenz versprechen? All diese Fragen wollen wir mit einer Analyse und einer vorsichtigen Prognose für die Zukunft beleuchten und nach Möglichkeit schon beantworten.
Die meisten Menschen halten das Bezahlen ohne Bargeld für eine technische und ideengeschichtliche Innovation. Das ist es allerdings gar nicht. Stattdessen gab es das bargeldlose Bezahlen in der Tat schon vor mehreren Jahrhunderten, und zwar offensichtlich im muslimisch geprägten Gebiet bereits um 1327, wo Verbindlichkeiten und Forderungen verrechnet wurden. Es ist allerdings davon auszugehen, dass es derartige Verfahren schon wesentlich früher gab, um nicht ständig Bargeld hin und her tauschen zu müssen.
In Deutschland gab es für die nachhaltige Entwicklung eines bargeldlosen Bezahlungssystems lange Zeit ein entscheidendes Hindernis, nämlich die Tatsache, dass es eine deutsche Einheit nicht gab. Stattdessen herrschte vor der Reichsgründung nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 die Vielstaaterei mit entsprechend unterschiedlichen Währungen etc. Nach der Einigung durch Preußen machte sich die Reichsregierung innerhalb von fünf Jahren daran, Grundlagen für ein entsprechendes bargeldloses Bezahlungssystem zu schaffen. Dass dieser Prozess enorm dazu beitrug, die Wirtschaft effizienter zu machen, dürfte an dieser Stelle klar sein und keine weitere Erläuterung benötigen.
Doch welche Vorteile hat es überhaupt, ohne Bargeld zu bezahlen? Obwohl manche von ihnen relativ auf der Hand liegen, wollen wir kurz darauf eingehen. Fangen wir mit Vorteilen für die Privatkunden an. Ein großer Vorteil ist natürlich, dass die Bezahlung sehr bequem und ohne großen Aufwand vor sich gehen kann. Kundinnen und Kunden müssen nicht extra Geld abheben, um Geschäfte abzuwickeln und bekommen dadurch einen Sicherheitsvorteil, da sie praktisch nicht auszurauben sind. Gleichzeitig können sie bei einigen Varianten sogar Zinserträge durch ihre Guthaben generieren.
Selbstverständlich haben auch allerlei Unternehmen Vorteile davon, bargeldlose Zahlungsmethoden wenigstens als eine Variante anzubieten. Bei dem heutigen Komfort, den etwa die verschiedenen Online-Großhändler wie Zalando und Amazon anbieten und den vielfältigen Zahlungsvarianten, die sie ihren Kundinnen und Kunden offerieren, ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch immer mehr Konsumenten eine solche Vielfalt einfordern. Unternehmen jeglicher Art, vom Einzelhändler bis zum Gastronom, können also schnell für verdutzte Gesichter bei ihren Kunden sorgen, wenn sie keine Kartenzahlungen anbieten, sondern stur konservativ bei der althergebrachten „Nur Bares ist Wahres“-Mentalität bleiben.
Allerdings scheinen die Skeptiker mit fortschreitender Zeit abzunehmen und die bargeldlose Zahlung scheint auch im bargeldverliebten Deutschland immer mehr Raum einzunehmen, wie eine aktuelle Studie der Bundesbank zeigt. „Wir merken, dass sich zunehmend auch Betriebe für bargeldloses Bezahlen interessieren, die diese Zahlungsmethode früher prinzipiell abgelehnt haben. Die Nachfrage seitens ihrer Kunden steigt kontinuierlich an, sodass die – zugegebenermaßen nicht besonders hohen – Extrakosten für das Anbieten der Kartenzahlung dann auch in Kauf genommen werden, um den Kunden einen guten Service zu bieten.“, bestätigt auch Milan Klesper, Gründer des Dienstleisters Bezahlexperten. Er hat auf seiner Webseite auch einen Ratgeber zum Thema Kartenzahlung zusammengestellt.
Vor allem bei Beträgen ab 50 Euro bezahlt mehr als die Hälfte der Kunden mittlerweile mit EC- und Kreditkarte, wie die Bundesbank auch grafisch zusammengestellt hat:
Welche Methoden des bargeldlosen Bezahlens gibt es heutzutage überhaupt? Selbstverständlich stehen vor allem die klassischen Varianten wie Kreditkarten und die EC-Karte zur Verfügung. Die EC-Karte heißt mittlerweile offiziell auch Girocard und ist das meistgenutzte bargeldlose Zahlungsmittel der Deutschen. Ihr Anteil nimmt auch stetig zu, während Kreditkartenzahlungen anteilsmäßig auf der Stelle bleiben. In diesem Punkt unterscheiden sich die Deutschen stark von anderen Ländern. So ist es z.B. in Skandinavien möglich, sogar die Spende beim sonntäglichen Kirchengang per Kreditkarte zu bezahlen.
Zusätzlich entwickelt sich das Thema „Bezahlen mit dem Handy“ weiter. Es spielt heutzutage zwar nur eine sehr geringe Rolle, dennoch wird es vor allem mit den heranwachsenden Generationen, die ihr Smartphone für quasi alles benutzen – vom Shopping bis zur Recherche der passenden Uni – weiter zunehmen.
Dass das bargeldlose Bezahlen in einer Zeit der Beschleunigung wie der unseren weniger wichtig wird, ist auch angesichts der blanken Entwicklungszahlen eher unwahrscheinlich. Immer wieder fürchten Beobachterinnen und Beobachter, dass das bargeldlose Bezahlen sich von einer Option zur absoluten Pflicht entwickelt, weil das Bargeld abgeschafft wird. Allerdings ist dies so momentan ganz offensichtlich überhaupt nicht geplant, zumal die Deutschen nach wie vor sehr gern bar bezahlen – es handelt sich hier offenbar eher um Panikmache. Allerdings ist im Zuge des Schutzes von Privatsphäre auch in Frage zu stellen, ob es sich bei der Abschaffung der Barzahlung nicht um einen massiven Einschnitt in die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger handeln würde.
Alles in allem handelt es sich bei der bargeldlosen Zahlung für Privatpersonen wie für Unternehmen um eine interessante und schnellere Alternative. Durch die Flexibilität werden Zahlungsvorgänge erheblich vereinfacht und können der jeweiligen Situation auf diese Weise angepasst werden.
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