21. Aug. 2019 | Unternehmenssteuerung

DeepL, Google Translate & Co.: Wie gut hat sich künstliche Intelligenz entwickelt?

Angefangen bei der schnellen Übersetzung einzelner Wörter für den Privatnutzer bis hin zu Teilen von Webseiten inklusive korrespondierenden Marketingmaterialien für den Businessgebrauch – Onlineübersetzungsdienste stehen bei Verantwortlichen hoch im Kurs. Wurden Google Translate, Bing & Co. lange Zeit belächelt, wird die KI der kostenlosen Übersetzungsprogramme nun immer besser. Und mit DeepL findet man unter ihnen nun einen weiteren Vertreter, dessen Intelligenz die Konkurrenz staunen lässt. Ist damit der professionelle Übersetzer bald hinfällig?

Die Super-KI hinter DeepL: Was sie besser macht als andere

Wenn du mit kostenlosen Online-Übersetzer wie Google Translate und Bing bereits gearbeitet hast, wirst du festgestellt haben, dass die Übersetzungen manchmal ziemlich gut sind – manchmal aber auch genau das Gegenteil zeigen:

  • Übersetzungen sind teilweise falsch
  • Zusammenhänge werden nicht richtig erkannt und die Übersetzung ist fehlerhaft
  • Teils verwirrende Satzstellungen, die in der Zielsprache keinen Sinn ergeben

Problematisch war bisher vor allem, dass die Übersetzung Wort für Wort erfolgte und Zusammenhänge demnach nicht erkannt wurden. Doch auch hier wurde nachgebessert. Mittlerweile nutzt Google beispielsweise seine vorliegenden Datensätze wesentlich besser aus, um auch die Übersetzungen zu verbessern. Aus vorherigen Übersetzungen und Rückmeldungen von Usern lernt die Google-Übersetzungs-KI und macht bei jeder weiteren Übersetzung kleine Sprünge, die in ihrer Gesamtheit zu immer besseren Ergebnissen führen.

DeepL, Google Translate & Co.: Wie gut hat sich künstliche Intelligenz entwickelt?
Auf Onlineübersetzer kann man sich nie zu hundert Prozent verlassen. DeepL hat Google Translate allerdings einiges voraus.

Spannend ist jedoch, dass Deep L, trotz der fehlenden Unmengen an Daten, die Google vor sich liegen hat, weitaus bessere Ergebnisse liefert. Das Geheimnis: Es werden von Menschen übersetzte Texte herangezogen, die über einen zentralen Computer mit 5,1 Petaflops verarbeitet werden, um die Übersetzung, die du im aktuellen Moment benötigst, zu perfektionieren. Und genau das funktioniert im Praxistest extrem gut:

  • Übersetzungen von einzelnen Wörtern, beispielsweise um Texte besser zu verstehen, die du in einer fremden Sprache lesen musst, funktionieren einwandfrei.
  • Auch ganze Sätze und Textblöcke rund um ein Thema, werden in den meisten Fällen korrekt und vor allem so übersetzt, dass auch das Übersetzungsergebnis sinnig und flüssig zu lesen ist.
  • Sogar Teile kleinerer Webseiten können so übersetzt werden.
  • Da die Translation auf bisherigen Übersetzungen von echten Menschen beruht, sind auch Slang und Unterschiede in Dialekten in den meisten Fällen korrekt übersetzt, was zu einem besonders authentischen Ergebnis führt.

Auch eine Super-KI hat Grenzen

Überforderung in einfachen Aufgaben und unzureichende Zusammenhänge? So etwas wirst du bei DeepL selten finden. Was beeindruckend ist, vergleicht man die Ergebnisse mit den bisherigen Platzhirschen.

Und doch ist DeepL kein Heilsbringer für alle. Denn dort, wo es bisher immer einen professionellen Übersetzer brauchte, braucht es auch weiterhin einen:

  • Übersetzungen, die inhaltliches Spezialwissen und damit spezielle Vokabeln und Zusammenhänge erfordern
  • Übersetzungen in weniger gängigen Sprachen
  • Komplexe technische oder medizinische Übersetzungen
  • Übersetzungen für beglaubigte Übersetzungen wie Bescheide, Urkunden und andere wichtige Dokumente

Genau hier stößt nämlich auch DeepL an seine Grenzen. Die KI ist für den Massenmarkt ausgelegt und liefert dort gute Ergebnisse. Für den Spezialfall ist DeepL genauso wenig geeignet wie andere Online Tools.

Geht es also beispielsweise um technische oder medizinische Texte oder brauchst du Übersetzungen in Zielsprachen fernab von Englisch, Deutsch, Französisch oder Spanisch, wird das Ergebnis nicht zufriedenstellend sein. Vor allem dann, wenn du die Übersetzung im Business-Sektor nutzen möchtest, führt weiterhin kein Weg an einem professionellen Übersetzer vorbei, der:

  • Muttersprachler ist,
  • Spezialwissen in dem für dich relevanten Bereich besitzt,
  • Zusammenhänge und kulturelle Unterschiede versteht und diese in die Texte einfließen lässt.

Anwendungsbeispiele für Onlineübersetzer

Du weißt nun, wann du Onlineübersetzer nutzen kannst bzw. wann nicht – die Frage ist demnach: Wie lassen sich Onlineübersetzer optimal einsetzen, um Zeit und Geld zu sparen? Die Antwort liegt in der Einfachheit der Übersetzung. Je weniger komplex die Übersetzung ist, desto eher sind maschinelle Übersetzer geeignet:

  • Nutze sie vor allem für kurze Texte
  • Verwende sie für Übersetzungen in Sprachen wie Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch oder Spanisch
  • Nutze sie für Themen, die keine speziellen Fachkenntnisse oder Hintergrundwissen erfordern
  • Und ganz wichtig: Keine Anwendung bei Themen, bei denen Falschinformationen für echte Probleme sorgen können (beispielsweise medizinische Themen)

Der letzte Punkt ist ganz entscheidend: Onlineübersetzer sollten nur dann genutzt werden, wenn die Ergebnisse zumindest in Ansätzen überprüft werden können. Blindes Übersetzen sollte nicht dein Anspruch sein, denn damit wirst du keine Erfolge feiern können – ganz egal, ob du die Übersetzungen im privaten oder geschäftlichen Bereich nutzen möchtest.

Außerdem solltest du nicht vergessen, dass mit jedem Übersetzungsfehler Qualität verloren geht. Vor allem bei Webseiten können peinliche Übersetzungsfehler zu Problemen führen:

  • Das Vertrauen in die Marke geht verloren
  • Die User Experience leidet massiv darunter
  • Die Absprungrate steigt, da User zu den Suchergebnissen zurückklicken
  • Diese sogenannten Shortclicks aufgrund schlechter Experience führen zu Ranking Verlusten bei Suchmaschinen

Fazit

Für den privaten Bereich schon heute geeignet, für den Businesssektor, spezielle Sprachen und komplexe Themen noch nicht ausgereift genug – das ist das Fazit, das schon heute gezogen werden kann. Natürlich ist der Umgang mit den Onlineübersetzern einfach und kann von Hilfskräften übernommen werden, was wiederum Kosten spart. Und auch die KI von Online Übersetzungstools wird immer besser, weshalb die Zukunft einen festen Platz für die intelligenten maschinellen Übersetzer bieten wird. Professionelle menschliche Übersetzer können und sollten sie aber vor allem im Business „noch“ nicht ersetzen.

Was ist DeepL?

Das Unternehmen DeepL GmbH mit seinem Firmensitz in Köln ist ein Softwareentwickler für maschinelle Übersetzungen. Bis zu seiner Umbenennung in den Firmennamen DeepL bot das Unternehmen unter dem Firmennamen Linguee eine Suchmaschine für Übersetzungen. Diese lieferte die notwendigen Erfahrungswerte und Trainingsdaten für den Übersetzungsdienst DeepL, der als maschineller Übersetzer seit 2017 online ist. DeepL übersetzt auf der Webseite derzeit neun Sprachen in Echtzeit: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch, und Russisch. Die Übersetzungen werden dabei jeweils in beide Richtungen angeboten. Die Nutzung des DeepL Übersetzers auf der Webseite steht kostenlos zur Verfügung. 

Vergleichstests für Übersetzungssoftware zeichneten die Übersetzungen von DeepL dreimal häufiger als beste Übersetzung aus als die der großen Konkurrenten Google, Microsoft und Facebook. DeepL liefert im direkten Vergleich mit seinen Mitbewerbern ein gleich hohes Qualitätsniveau bei ähnlichen Einschränkungen. 

Die Technik hinter DeepL

DeepL setzt mit Convolutional Networks und Beam Search auf zwei zentrale Techniken für die Übersetzung von Texten. 

Convolutional Networks verarbeiten Wörter bei der Übersetzung parallel, während die Technik zugleich auf inzwischen hoch optimierte Bibliotheken zurückgreifen kann. Die Technik optimiert die Übersetzung von lang zusammenhängenden Wortfolgen. Zudem sorgt ein Mechanismus, der auf mehreren Ebenen gleichzeitig arbeitet dafür, dass die Bedeutungen jedes einzelnen Wortes aus dem Originalsatz auch im übersetzten Satz vorhanden sind. Die Technik erlaubt es zudem, einzelne Aspekte von Wörtern in ihrem Satzzusammenhang zu berücksichtigen. Im Ergebnis stehen die übersetzten Sätze in einem sinnvollen Zusammenhang.

Die Technik Beam Search nutzt einen Algorithmus, der alle Wahrscheinlichkeiten für die sinnvolle Übersetzung eines Satzes berücksichtigt. Zugleich ist Beam Search in der Lage, eine sinnvolle Auswahl zu treffen, um nicht nur Standardergebnisse, sondern die sinnhaft bestmögliche Übersetzung zu liefern. 

Mit der Kombination aus Convolutional Network und Beam Search nutzt DeepL technischen Instrumente, die dem neuesten Stand der Forschung für Übersetzungssoftware entsprechen. Auf diese Weise erzielt die Software von DeepL die derzeit höchstmögliche Effizienz bei der Übersetzung. 

Wie funktioniert DeepL in der Anwendung?

Um einen Text zu übersetzen, können Nutzer den Übersetzungsservice von DeepL kostenlos auf der Webseite des Unternehmens nutzen. Dabei wird der Originaltext in beliebiger Sprache im Textfeld auf der linken Seite eingegeben. Nach der Eingabe wählt der Nutzer die Zielsprache aus. Bereits während der Eingabe gibt das Programm in Echtzeit die Übersetzung aus. Unter dem übersetzten Text bietet das Übersetzungsprogramm weitere Alternativen für die Übersetzung an. Der übersetzte Text kann danach kopiert oder als eigene Textdatei abgespeichert werden. Zudem kann der Text direkt per E-Mail versendet oder bei Twitter und Facebook geteilt werden. Darüber hinaus können Nutzer auch ein vollständiges Dokument übersetzen lassen. Derzeit kann der Übersetzungsdienst Word und PowerPoint verarbeiten. 

DeepL – Übersetzung von Word- und PowerPoint-Dokumenten

DeepL bietet den Service, ganze Word Dokumente und PowerPoint Präsentationen zu übersetzen. Dabei bleiben sämtliche Formatierungen, Titel, Bildunterschriften, eingebettete Grafiken und Bilder sowie Fußnoten erhalten. Für die Übersetzung von Dokumenten wird die Word- oder PowerPoint Datei, die übersetzt werden soll, einfach in das Eingabefeld auf der linken Seite der Anwendung gezogen. Damit wird die Datei hochgeladen. Danach kann die Sprache gewählt werden, in die der Inhalt übersetzt werden soll. Nach der Auswahl beginnt die Übersetzung automatisch oder über den Button „Dokument übersetzen“. Ein Ladebalken zeigt den jeweils aktuellen Stand der Bearbeitung an. Die Übersetzung dauert auch bei großen Dateien nur wenige Sekunden. Nach der Fertigstellung der Übersetzung wird das übersetzte Dokument automatisch auf den stationären Computer heruntergeladen. Die übersetzte Datei kann danach weiter bearbeitet werden. Neben Word und PowerPoint sollen in den kommenden Monaten noch weitere Dateiformate unterstützt werden. 

DeepL für professionelle Übersetzer

Seit März 2018 bietet DeepL für professionelle Übersetzer einen kostenpflichtigen Aboservice, der in einigen Abo Paketen auch eine Programmierschnittstelle sowie ein Plugin für CAT-Tools bereit stellt. Im Aboservice werden übersetzte Texte – anders als in der kostenlosen Übersetzungssoftware – nicht abgespeichert. Auch die Länge der zu übersetzenden Texte im Eingabefeld ist unbeschränkt. Professionelle Nutzer können den Aboservice 30 Tage lang kostenlos testen. 

Was bietet der DeepL Aboservice?

Für die Nutzer des Aboservice bietet DeepL einen umfangreichen Datenschutz. Die eingegebenen Texte werden nach der Ausgabe der Übersetzung sofort gelöscht. Zudem können Abonnenten von DeepL den Online Übersetzer uneingeschränkt nutzen. Auch die Übersetzung von Dokumenten in den technisch umsetzbaren Dateiformaten wird, abhängig vom Abopaket, in unterschiedlichen Kontingenten angeboten. Die Übersetzungen können von professionellen Übersetzern in die bevorzugte Übersetzungssoftware über CAT-Tools einfach integriert werden. Für Entwickler bietet DeepL das API Abonnement, mit dem sie die Übersetzungssoftware in eigene Produkte integrieren können. 

Was kostet DeepL?

Die Kosten für die Nutzung des Aboservice durch professionelle Übersetzer, Entwickler und Unternehmen umfassen eine monatliche Grundgebühr, mit der die unbegrenzte Nutzung des Online Übersetzers sowie ein festgelegtes Kontingent an Übersetzungsdokumenten abgeglichen ist. 

Verschiedene Preismodelle bieten für Einzelnutzer eine Kombination aus Grundgebühr und die Abrechnung darüberhinausgehender Dokumentenübersetzungen. Alle Preismodelle umfassen eine Flatrate für den Online Übersetzer sowie ein festgelegtes Kontingent an Dokumentenübersetzungen pro Monat. Die Grundgebühr für die professionelle Nutzung von DeepL kann im Startermodell ab 5,99 Euro pro Monat bis hin zu knapp 39,99 Euro pro Monat gebucht werden.

Auch für Teams bietet DeepL verschiedene Preispakete im Aboservice, deren Kosten sich nach der Anzahl der Teammitglieder richten. Das Starterpaket für Teams beginnt bei 4,99 Euro pro Monat bis hin zu 33,99 Euro pro Monat.

Mit DeepL API bietet der Übersetzungsdienst Entwicklern die Möglichkeit, DeepL in eigene Produkte zu integrieren. DeepL bietet sein Abopaket API für 4,99 Euro pro Monat zuzüglich einem Zeichenpreis von 0,01 Euro pro 500 Zeichen. (Stand 2019)

Ähnliche Beiträge: