26. Apr 2019 | Unternehmenssteuerung

Der Bürostuhl – Gutes Sitzen will erprobt sein

Mal ehrlich: wo hast du die Erstausstattung deines Büros her? Von Ikea? Gebrauchtmöbel aus dem Internet? Auf einer Auktion schön billig erstanden? Die Einrichtung der meisten Büros richtet sich nach dem Preis: je billiger, desto schneller gekauft; so auch für den Bürostuhl.

Wer Ikea oder ein anderes Möbelkaufhaus in der Nähe hat, deckt sich mit Bürostühlen ein, die schick aussehen und dazu noch mit Preisen ab 20 Euro unschlagbar günstig sind. Man glaubt, das wird schon gehen – bei anderen geht’s ja auch. Und wer dann auch noch Büros für Mitarbeiter ausstatten muss, schaut erst recht aufs Preisschild.

Bürostuhl
Der richtige Bürostuhl kann Rückenschmerzen vorbeugen. Trotzdem geht nichts über Abwechslung und Bewegung im Arbeitsalltag. (Bild © pexels.com)

Millionen Krankmeldungen und Arbeitsunfähige wegen Rückenschmerzen

Wenn man sich jedoch die Statistiken anschaut, fragt man sich, warum der Bürostuhl so nachlässig behandelt wird. Denn Selbstständige und Arbeitgeber nehmen dafür in Kauf, dass sie selbst oder ihre Mitarbeiter aufgrund zu starker Schmerzen ausfallen – wenn die Schmerzen chronisch werden, sogar für einen längeren Zeitraum.

Laut dem  wurden im Jahr 2017 bei 5 Millionen erwerbstätigen Mitgliedern der TK knapp 290.000 Krankmeldungen wegen Rückenschmerzen registriert, welche im Durchschnitt 13,6 Tage dauerten. Dadurch entstanden 2917 allein bei TK-versicherten Berufstätigen 6,6 Millionen Fehltage durch Rückenschmerzen. Schätzungen der TK zufolge sind 2017 bei Erwerbspersonen in ganz Deutschland vermutlich sogar 26 Millionen Fehltage durch Rückenschmerzen entstanden.

Warum lohnt es sich, in einen Bürostuhl zu investieren?

Natürlich liegen die Ursachen all dieser Rückenschmerzen nicht ausschließlich am Bürostuhl. Doch viele Selbstständige und Mitarbeiter verbringen sehr viel Zeit auf diesem Stuhl und reiben sich am Ende des Tages immer öfter verwundert den schmerzenden Rücken. Und dennoch kaufen sie ihre Stühle bei Billig & Co. Natürlich ist der Preis gerade in der Gründungsphase ein nicht ganz unwichtiges Argument – doch wägt man Anschaffungskosten und mögliche Folgekosten gegeneinander ab, dann erkennt man, dass die Investition in einen vernünftigen Bürostuhl nicht die schlechteste sein könnte.

Wann ist ein Stuhl gut für den Rücken?

Doch woran kannst du einen vernünftigen Bürostuhl erkennen? Ist er schon gut, wenn „ergonomisch“ draufsteht oder wenn er 1.000 Euro kostet? Das lässt sich (wie so häufig) pauschal nicht sagen. Eine Bestellung auf Empfehlung oder einfach so übers Internet ist jedenfalls nicht ratsam. Das Beste ist, du klapperst ein paar Möbelhäuser ab und setzt dich dort zur Probe auf Stühle, die in deiner Preisklasse liegen. Doch achte nicht ausschließlich auf den Preis – ein etwas teurerer Bürostuhl könnte genau der richtige für dich sein.

Nimm Dir Zeit dafür: probiere aus, wie der Bürostuhl bei welcher Bewegung reagiert. Denn du sitzt ja nicht den ganzen Tag nur gerade, sondern lehnst dich vor und zurück, beugst dich zur Seite, um eine Schublade zu öffnen oder etwas in den Papierkorb zu werfen. Überprüfe im Laden, ob der Stuhl all deine typischen Bewegungen am Schreibtisch zulässt, mitmacht und dann immer noch bequem und praktisch ist.

Manchmal sitzt man auf einem Bürostuhl, und eigentlich fühlt er sich ganz gut an, aber irgendetwas stört dich. Probiere aus, wie er sich mit verstellten Lehnen und verstelltem Sitz anfühlt. Dein Unbehagen kann schon an einer vermeintlichen Kleinigkeit liegen wie an einer ungenügenden Sitztiefe, an nicht verstellbaren Armlehnen oder an der falschen Position der Rückenlehne.

Worauf solltest Du beim Kauf eines neuen Bürostuhls achten?

  • eine ergonomisch geformte Sitzfläche
  • einen stufenlos höhen- und neigungsverstellbaren Sitz
  • eine stufenlos höhen- und neigungsverstellbare Rückenlehne
  • atmungsaktives Material an Sitz und Rückenlehne
  • verstellbare Armlehnen (in Höhe und Breite)
  • fünf Rollen (es gibt sie für Teppichboden und für harte Böden – darauf achten!)

Die beste Prävention für Ausfall wegen Rückenschmerzen: Abwechslung und Bewegung im Büroalltag

Wenn du einen Bürostuhl gefunden hast, der ideal für dich zu sein scheint, dann öffne nach dem Kauf noch vor Ort den Karton und prüfe den Geruch. Selbst der bequemste Bürostuhl, mag er noch so teuer sein, kann billig produziert worden sein und giftige Dämpfe absondern. Sollte dich der Geruch erst später im Büro stören, und sollte er auch nach ein paar Wochen nicht verflogen sein, ist dies ein Mangel, dessentwegen du den Stuhl zurückgeben kannst.

Empfehlenswert für deinen Büroalltag ist – vom richtigen Bürostuhl abgesehen – auch die Abwechslung. Immer nur auf ein und demselben Stuhl zu sitzen, ist nicht unbedingt förderlich für deine Rückenmuskulatur, selbst wenn es der beste Bürostuhl der Welt ist. Besorge dir einen Sitzball oder einen Sitzhocker, auf den du zwischendurch mal für eine Stunde wechseln kannst.

Solltest du auch trotz eines neuen Bürostuhls anhaltende Rückenschmerzen haben, lasse dies ärztlich abklären. Sorge für möglichst vielfältige Bewegung im Alltag, gehe viel spazieren, kauf mal wieder eine neue Bettmatratze (auch diese natürlich vorher probeliegen), gehe schwimmen oder lass dich massieren – was immer dir gut tut. Und achte gut auf deinen Rücken, denn er ist deine tägliche Stütze.

Tipp zur Prävention von Rückenschmerzen: Broschüre des Vereins Aktion Gesunder Rücken

Der , ein Zusammenschluss von Fachärzten und anderen Rückenexperten, hat eine übersichtliche Broschüre herausgebracht, die mit kurzen Texten und selbsterklärenden Bildern zeigt, worauf es bei der Körperhaltung und bei der Auswahl von Arbeitsmaterialien, wie zum Beispiel dem Bürostuhl, ankommt.

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