14. Mai 2019 | Unternehmenssteuerung
Unsere Merkfähigkeit leistet nicht nur einen wesentlichen Beitrag dazu, um zu lernen, neue Informationen aufzunehmen, unsere Mitmenschen zu erkennen oder uns zu orientieren. Die Merkfähigkeit versetzt uns grundsätzlich in die Lage, unsere Arbeit und unseren Alltag zu meistern. Irgendwann steht jeder vor der Herausforderung, seine Denk- und Merkfähigkeit zu bewerten und im gegebenen Fall auch zu verbessern oder zumindest zu erhalten. An Deiner Denk- und Merkfähigkeit kannst Du jederzeit arbeiten, um diese zu trainieren und zu stärken. An dieser Stelle erhältst Du einige Tipps, wie Du Dir grundsätzlich Dinge besser merken kannst.
Um zu erfahren, wie wir unsere Merkfähigkeit verbessern können, gilt es, zu erfahren, wie diese funktioniert. Für die Merkfähigkeit ist in erster Linie unser Kurzzeitgedächtnis verantwortlich. Das Kurzzeitgedächtnis ist eine Bezeichnung für die Fähigkeit unseres Gehirns, sich Dinge für eine kurze Zeit zu merken. In der Anatomie ist hierfür der vordere Teil des Stirnlappens, der so genannte präfrontale Kortex zuständig. Demnach sitzt unser Kurzzeitgedächtnis, das auch als Arbeitsgedächtnis bezeichnet wird, genau hinter unserer Stirn.
Der Begriff Arbeitsgedächtnis kommt von der Aufgabe des Kurzzeitgedächtnisses. Denn es verarbeitet Informationen und Ereignisse, um sie für einige Sekunden bis hin zu maximal einigen Minuten zu speichern. Da die Speicherkapazität des Kurzzeitgedächtnisses nicht endlos ist, müssen die Informationen entweder weiter geleitet werden oder sie werden durch neue Informationen überschrieben. Demnach gehen Informationen, die nicht weiter geleitet und abgespeichert werden, nach kurzer Zeit wieder verloren.
Der Begriff Intelligenz beschreibt neben weiteren Leistungsfaktoren auch die Leistungsfähigkeit des Kurzzeitgedächtnisses. Denn dieses ist zuständig für die Auffassungsgabe und die Konzentrationsfähigkeit, die erforderlich sind, um sich Dinge besser merken zu können.
Das Kurzzeitgedächtnis spielt nicht nur bei kurzfristigen Informationen eine Rolle, sondern bei allen Abläufen im Alltag. Der vordere Gehirnbereich ist mit anderen Teilen des Gehirns verbunden, die dazu beitragen, dass die aufgenommenen Informationen weiter verarbeitet werden. Denn die so genannte Gedächtniskonsolidierung überführt Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis, wo sie für lange Zeit abgespeichert werden. Erreicht eine Information das Kurzzeitgedächtnis, dann wird diese dort so lange geparkt, bis andere Teile im Gehirn eine Verknüpfung vornehmen, die Information weiterleiten und so in einen Sinn verwandeln.
Für das Langzeitgedächtnis ist die gesamte Großhirnrinde verantwortlich. Um sich Dinge besser merken zu können, ist die Überführung der aufgenommenen Information vom Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis erforderlich. Daher muss nicht nur der Einstieg der Information in unser Gehirn reibungslos funktionieren, sondern auch die Überführung in die anderen zuständigen Gehirnbereiche. Die Überführung von Information erfolgt durch die so genannte Neuronen-Schleife. Wird dieselbe Information mehrmals durch die Neuronen-Schleife geschickt, dann sorgt dieser Vorgang für eine Festigung der Erinnerung im Gehirn. Aber auch andere Methoden sorgen dafür, dass sich Informationen langfristig in unserem Gedächtnis abspeichern. Wer sich die Arbeitsweise unseres Gehirns bei der Verarbeitung von Informationen bewusst macht, der kann besser verstehen, warum welche Übungen für die Verbesserung der Merkfähigkeit besonders gut funktionieren.
Gerade Namen bereiten uns oftmals Probleme. Denn neue Namen begegnen uns im Alltag nicht nur besonders oft. Sie bezeichnen auch eine andere Person, die neu in unseren Umkreis tritt und daher den Beginn eines neuen Kontakts oder einer neuen Beziehung markiert. Der Umgang mit dem Namen einer uns bislang unbekannten Personen ist daher besonders sensibel und erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Umso schwieriger ist es jedoch oftmals, sich den Namen zu merken. Für das Namensgedächtnis gibt es jedoch Unterstützung.
Das Wiederholen von neuen Informationen ist eine altbewährte “Merktechnik”, die auch beim Auswendiglernen genutzt wird. Man wiederholt die Information so lange, bis sie sich quasi ins Gehirn einbrennt. Wenn wir Namen vergessen, dann ist dies oft darauf zurückzuführen, dass wir durch die kurzzeitige Aufnahme von zu vielen Informationsreizen nicht dazu kommen, die zentrale Information im Geiste zu wiederholen. Mach es Dir daher immer zur Aufgabe, den Namen einer neu vorgestellten Person bewusst zu wiederholen. Wenn Du die Wiederholung nicht nur geistig, sondern auch verbal vornimmst, dann ist sie besonders wirkungsvoll. Stellt sich Dir jemand als “Philipp Müller” vor, stell Dich selbst im ganzen Satz vor: “Guten Tag Herr Müller, mein Name ist…”. Diese Vorgehensweise zeichnet sich nicht nur durch ihre Höflichkeit aus, sondern hilft Dir auch dabei, Dich später besser an den Namen Deines Gesprächspartners zu erinnern.
Wenn Du den Namen einer Dir bislang unbekannten Person hörst, dann kannst Du für diesen ein Bild suchen. Einfach funktioniert diese Methode, wenn der Nachname zum Beispiel einen Gegenstand, wie Buchholz, Stein oder Stahl beschreibt. Schwieriger wird es bei Namen, deren Bedeutung sich nicht sofort erschließt, wie zum Beispiel Angerer oder Reber. In diesen Fällen kannst Du den Namen bildhaft mit der Umgebung verbinden, in der Dir die Person vorgestellt wurde. Achte auch darauf, dass Du eine Verbindung mit dem Gesprächsinhalt und dem Namen herstellst, indem Du beiden ein bestimmtes Bild zuordnest.
Das Phänomen vom sofortigen Vergessen ist vor allem in Vorstellungsrunden weit verbreitet. Ist Dir schon einmal aufgefallen, an welche Namen Du Dich nach einer Vorstellungsrunde am besten erinnern kannst? In der Regel kannst Du Dir die Namen der ersten und der letzten Person, die sich vorstellte, recht gut merken. Das liegt daran, dass wir diese beiden Informationen mit einem Ereignis verbinden können. Bei der ersten Person merken wir uns den Namen, weil wir ihre Vorstellung mit dem Ereignis verbinden, dass die Vorstellungsrunde eröffnet wird. Bei der letzten Person verbinden wir den Namen mit dem Ereignis der Beendigung der Vorstellungsrunde. Für die Namen in der Mitte fehlen unserem Gedächtnis hingegen jegliche Anhaltspunkte, um die aufgenommene Information zu speichern.
Wird die Runde zum Beispiel durch einen Nachzügler unterbrochen, der sich selbst unmittelbar vorstellt, dann können wir uns an diesen Namen ebenfalls sehr gut erinnern. Denn wir können seine Vorstellung mit der Unterbrechung des Ablaufes als ein Ereignis mit seinem Namen verbinden. So kannst Du Dir auch unscheinbare Ereignisse während der Gesprächsrunde zunutze machen, um Dir neue Informationen leichter zu merken. Zum Beispiel kannst Du einen vorbeifahrenden Zug als Ereignis mit dem Namen einer Person verbinden, um Dir diesen einzuprägen.
Wer sich Dinge besser merken möchte, der kann darauf achten, dass er grundsätzlich neue Informationen mit bestimmten Ereignissen verknüpft. Musst Du Dir zum Beispiel wichtige Gesprächsinhalte merken, dann kannst Du Dir zum Beispiel mit der Wahl des Gesprächsortes ein Ereignisumfeld schaffen, das Deine Aufnahmefähigkeit verbessert. Wenn Du beispielsweise mit einem Geschäftspartner im Biergarten anstatt im Konferenzraum sprichst, dann kannst Du mit der veränderten Umgebung Deine Fähigkeit zur Informationsaufnahme verbessern. Um zum Beispiel die Gedächtnisleistung Deines Teams zu steigern, kannst Du Brainstorming und Meeting bei schönem Wetter nach draußen verlegen. Möchtest Du Deine Merkfähigkeit für das Briefing optimieren, dann kannst Du Deine Geschäftspartner zum Beispiel vom Flughafen aus anrufen. Auf diese Weise kannst Du Dich an die Fakten des Gesprächs in Verbindung mit der Situation, in der Du sie aufgenommen hast, besser erinnern.
So genannte Mnemotechniken sind eine besondere Form des Gedächtnistrainings, bei der Nervenverbindungen im Gehirn, die so genannten Synapsen, aktiviert werden. Namensgeberin für die Mnemotechniken ist die griechische Göttin Mnemosyne, die für das Gedächtnis zuständig ist. Die Mnemotechnik geht davon aus, dass für unsere Merkfähigkeit die Stärkung des Übertragungsweges vom Kurzzeitgedächtnis hin in die Gehirnbereiche des Langzeitgedächtnisses erforderlich ist. Die Stärkung des Übertragungsweges erfolgt bei der Mnemotechnik dadurch, dass möglichst viele verschiedene Verbindungen aktiviert werden sollen.
Im Grunde greifen die Mnemotechniken auf die alt bewährte Eselsbrücke zurück. Diese verbindet eine neue Information mit möglichst einfachen bereits bekannten Informationen, um sie in das Langzeitgedächtnis zu überführen. Die Eselsbrücken dienen als Merkhilfen, die sehr einfach, aber auch komplex und umfangreich aufgebaut sein können. Dabei gehen die Mnemotechniken davon aus, dass die Anzahl der Verknüpfungen zwischen den einzelnen Hirnbereichen für die Merkfähigkeit verantwortlich ist. Je höher die Anzahl der Verknüpfungen, umso besser ist die Merkfähigkeit. Um sich Dinge besser merken zu können gilt es daher, möglichst viele und kräftige Verbindungen herzustellen, indem der neuen Information Sinneseindrücke hinzugefügt werden. Die Sinneseindrücke können dabei in Geräuschen, Geschichten oder Bildern bestehen.
Die Anwendung von Mnemotechniken sollen die Merkfähigkeit verbessern, indem unterschiedliche Methoden zur Aufnahme von Informationen angewendet werden, wie zum Beispiel:
Die Locimethode geht davon aus, dass beim Erlernen von Informationen ausgesuchte Orte das Ereignis liefern können, um eine Verbindung zwischen Information und Sinneseindruck herzustellen. So kannst Du beim Erlernen eines Inhalts zum Beispiel einen Rundgang durch Deine Wohnung machen und Dir dabei gezielt markante Punkte aussuchen. Verbinde die zu lernende Information mit dem ausgesuchten Ort, den Du während der Informationsaufnahme aufsuchst. Um sich später an die aufgenommene Information zu erinnern, musst Du dann im Geiste die entsprechenden Orte wieder aufsuchen.
Besonders beim Erlernen von Vokabeln einer Fremdsprache ist die Ersatzwortmethode hilfreich. Die Methode verbindet neue Wörter mit einem bereits bekannten Begriff, der einen ähnlichen Klang hat. Um die bekannten Begriffe zu bestimmen, musst Du selbst Verbindungen herstellen, indem Du einen Begriff wählst, an den Dich das neue Wort erinnert. So erinnert zum Beispiel das englische Wort „cow“ an das deutsche Wort „kauen“. Jetzt stellst Du Dir eine langsam kauende Kuh vor. Im Ergebnis wirst Du jedesmal, wenn Du das englische Wort für „Kuh“ suchst, an die kauende Kuh denken. Die Vorstellung führt Dich zum englischen Wort „cow“.
Wer sich zum Beispiel eine lange Zahlenreihe merken muss, der kann die Ziffernfolge in gleich lange Abschnitte von jeweils zwei bis vier Ziffern einteilen. Danach teilt man die einzelnen Abschnitte einer Geschichte oder einem allgemein verständlichem Begriff zu. So kannst Du zum Beispiel die Nummernfolge 007 dem Code von James Bond oder die Nummer 4711 einem bekannten Parfümhaus, die Nummer 3112 dem Sylvester oder die Nummer 649 der Lottofee mit dem Slogan „6 aus 49“ zuteilen. Aus den Nummernfolgen kannst Du zusätzlich eine zusammen hängende Geschichte bauen, damit Du Dir auch die Reihenfolge merken kannst. Zum Beispiel kann die Geschichte „Sylvester traf die Lottofee im Parfümhaus zusammen mit James Bond an“ die Nummer 3112 649 4711 007 sinnvoll zusammenstellen und so im Gedächtnis abspeichern.
Um sich Zahlenfolgen zu merken, kannst Du jeder Zahl auch ein bestimmtes Symbol zuordnen. Dabei wählst Du Symbole aus, die Du mit der entsprechenden Zahl verbindest. Die Zahl 1 kann zum Beispiel für einen Schlüssel stehen, während die 0 das Schlüsselloch stellt. Die Ziffer 2 kann zum Beispiel das Symbol Schwan darstellen, dessen gebogener Hals am besten den Schwung der Ziffer 2 erinnert. Erinnert die Zahl 3 an die Bäckerbrezel, so mutet die Nummer 4 wie ein Hauseingang mit Vordach an. Auf diese Weise kannst Du Dir selbst eine Symbolreihe für die Ziffern 0 bis 9 erstellen. Um eine Ziffernreihe einzuprägen kannst Du in der Folge die Symbole den Zahlen zuordnen und daraus eine eigene Geschichte entwickeln. Die Methode ist zum Beispiel sehr hilfreich, wenn Du Dir die verschiedenen PIN Codes Deiner Kredit- oder ec-Karten merken musst.
Das Notieren von Informationen als Gedächtnisstütze ist altbewährt und sehr verbreitet, um sich Dinge besser merken zu können. Das Niederschreiben neuer Informationen sorgt gleich für zwei Merkhilfen. Denn zum einen visualisiert die Niederschrift die neue Information und zum anderen überträgt der Schreibvorgang den Inhalt der Information in einen Sinn. Demnach unterstützt das Aufschreiben von Informationen die Aktivierung der Verbindungskanäle zwischen den beiden entscheidenden Bereichen in unserem Gehirn auf besonders wirkungsvolle Weise.
Die Art und Weise, wie Du etwas aufschreibst, ist Dir überlassen und kann zusätzliche Verbindungswege Deines Gehirns anregen. Du kannst Informationen stichwortartig niederschreiben, Anmerkungen und Kommentare verfassen oder sogar die Niederschrift mit kleinen Grafiken versehen. Beim Schreibvorgang werden verschiedene Sinneseindrücke aktiviert, wie zum Beispiel der Geruch von Schreibblock und Tinte oder das Rascheln von Papier, die mit dazu beitragen, dass die Verbindung zwischen den Gehirnbereichen gestärkt wird. Das Aufschreiben von Informationen aktiviert das Gehirn in vielen verschiedenen Bereichen und sorgt damit dafür, dass sich Informationen langfristig in unser Gehirn einbrennen.
Das Nachsagen von Informationen sorgt nicht nur für eine Wiederholung. Durch das Aussprechen werden nicht nur weitere Gehirnbereiche aktiviert, um Informationen im Gehirn zu verfestigen. Das laut Wiederholte sorgt auch für einen zusätzlichen Sinnesreiz durch das Gehör. Gerade wenn neue Vokabeln einer Fremdsprache zu erlernen sind, ist das laute Nachsprechen für unsere Merkfähigkeit unersetzlich. Wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, dass das laute Aussprechen von Informationen gerade wenn es um zu erlernende Worte geht, für die Merkfähigkeit unerlässlich ist.
Geht es um komplexe Zusammenhänge, die wir uns merken müssen, dann können wir umfangreiche Informationen auch in Teile zerlegen. Die verbliebenen Einzelteile sind überschaubar und können so einfacher in unser Langzeitgedächtnis überführt werden. Die Informationen der einzelnen Pakete können dann mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft werden. So kannst Du zum Beispiel die Teilinformationen mit Hilfe bereits bekannter Methoden des Gedächtnistrainings verarbeiten und unabhängig voneinander in Dein Gedächtnis eingliedern.
Der so genannte Restorff-Effekt bezeichnet den Umstand, dass Informationen, die sich von ihrer Umgebung abheben, besser in unser Gedächtnis einzubetten sind. So kann sich Jeder zum Beispiel einen einzigen Buchstaben in einer langen Zahlenreihe sehr gut merken, während die Ziffern schnell verblassen. Der Restorff-Effekt bietet einen Einstieg, um umfangreiche Informationen aufzunehmen, indem zunächst Abweichungen festgestellt und so einfach aufgenommen werden können. Danach können weitere, nicht unmittelbar erkennbare Abweichungen in weiteren Schritten ausgemacht und ebenso herausgefiltert werden. Auf diese Weise wird die komplexe Information nicht nur aufgeteilt und in Pakete zerlegt. Die einzelnen Informationen können zugleich mit neuen Verknüpfungen versehen und auf diese Weise leichter zugänglich gemacht werden.
Hier findest Du ein interessantes Video von Markus Hoffmann, dem bekannten Gedächtnis-Experten. In diesem Video lernst Du mehr über: