24. Mai 2020 | Gründung
Ausgebildete Altenpfleger sind gefragte Fachkräfte. In vielen Einrichtungen herrscht Personalmangel. Doch Gehälter, Arbeitszeiten und -bedingungen stellen nicht jeden zufrieden. Kannst du auch selbstständig als Altenpfleger arbeiten oder ein eigenes Startup im Bereich Altenpflege aufziehen? Ja. Wie – erfährst Du hier.
Der Beruf als Altenpfleger geht mit zahlreichen Aufgaben einher, die unterschiedliche Bereiche einschließen.
Wer den Beruf als Altenpfleger ergreifen möchte, muss insbesondere sehr viel Einfühlungsvermögen für alte Menschen mitbringen und eine hohe soziale Kompetenz aufweisen. Die Arbeit richtet sich unmittelbar an eine Person, mit der eine sehr enge Berührung entsteht. Daher sollten Altenpfleger gerne mit Menschen umgehen und Kontaktfreude mitbringen. Da sie mit hilfsbedürftigen Menschen umgehen, müssen Altenpfleger darüber hinaus sehr geduldig sein. Sie müssen Achtung vor dem Leben haben und dürfen sich nicht vor unangenehmen Aufgaben scheuen. Aufgrund der Anforderungen müssen Altenpfleger eine gute körperliche Konstitution mitbringen und belastbar sein. Die umfangreichen medizinischen Anforderungen an den Beruf als Altenpfleger setzen ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein voraus.
Hier noch einmal die wichtigsten Eigenschaften von Altenpflegern kurz & knapp:
Seit Januar 2020 führt die generalistische Pflegeausbildung zur Berechtigung, als Altenpfleger zu arbeiten. Die Ausbildung zur Pflegefachkraft fasst die bisher getrennten Ausbildungsgänge für die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege in einen einzigen Ausbildungsgang zusammen. Durch die Reform der Ausbildung zielt der Gesetzgeber darauf, dass ausgebildete Pflegefachkräfte in jedem der drei Berufe Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege arbeiten können. Die Ausbildung zum Altenpfleger im Rahmen der Pflegefachkraftausbildung dauert drei Jahre und umfasst theoretischen und praktischen Unterricht. Den theoretischen Unterricht erteilen Pflegeschulen, während die praktische Ausbildung in mehreren Einrichtungen der unterschiedlichen Bereiche zu absolvieren ist. In den ersten beiden Jahren der Ausbildung lernen die angehenden Pflegefachkräfte allgemeine Kenntnisse. Im dritten Ausbildungsjahr wählen sie ihr Spezialgebiet und vertiefen ihre Kenntnisse entsprechend in ihrem Fachbereich. Der Abschluss erfolgt innerhalb der Spezialisierung als Pflegefachkraft Altenpflege. Wer bereits als Altenpflegehelfer arbeitet, kann die Ausbildung aufbauend absolvieren.
Abhängig von der beruflichen Ausbildung, der ausgeführten Tätigkeit und dem Einsatzfeld können Altenpfleger ihre Dienste als Pflegekraft, als Pflegefachkraft oder als Pflegeperson anbieten.
Grundsätzlich können Altenpfleger in der häuslichen Pflege oder in festen Einrichtungen arbeiten. Freiberufliche Altenpfleger haben oftmals eine eigene Praxis und beschäftigen Angestellte. In der Regel arbeiten freiberufliche Altenpfleger im häuslichen Bereich, wo sie die Pflege selbstständig organisieren und ausführen. Da viele Familien für ihre Angehörigen Pflegekräfte suchen, die die häusliche Pflege organisieren und durchführen, besteht in diesem Bereich eine sehr hohe Nachfrage nach freiberuflichen Altenpflegern. Die Durchführung der häuslichen Versorgung einer alten Person durch einen freiberuflichen Altenpfleger geht mit einer Vielzahl individueller Gestaltungsmöglichkeiten und mit einem sehr hohen Maß an Eigenverantwortung für alle Beteiligten einher.
Für freiberufliche Altenpfleger in stationären Abteilungen von Kliniken und Pflegeheimen ist seit einem Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2019 die regelmäßige Arbeit auf Honorarbasis erschwert worden. Wenn sie in einer stationären Abteilung arbeiten, werden nach dem Urteil des Gerichts für Altenpfleger regulär Sozialabgaben auf ihre Einkünfte fällig. Denn nach Auffassung des Gerichts sind Altenpfleger in einer stationären Pflegeeinrichtung im Regelfall in die Organisations- und Weisungsstruktur eingebunden und haben somit keine unternehmerischen Freiheiten. Daher gelten die Pflegeeinrichtungen als Arbeitgeber, die Sozialversicherungsabgaben zahlen müssen, was einer Festanstellung gleich kommt. Freiberufliche Altenpfleger können nur noch in wenigen Ausnahmefällen auf Station arbeiten, ohne Sozialversicherungsabgaben zu verursachen. In der Regel werden freiberufliche Altenpfleger in stationären Pflegeeinrichtungen seit dem Gerichtsurteil sozialversicherungspflichtig. Das führt dazu, dass viele Pflegeeinrichtungen ihre Altenpfleger in Festanstellung nehmen. Um auch weiterhin für stationäre Pflegeeinrichtungen auf Honorarbasis arbeiten zu können, können freiberufliche Altenpfleger eine Partnerschaftsgesellschaft gründen. Als Freiberufler in einer Partnerschaftsgesellschaft können sie unabhängig vom Auftraggeber auf Honorarbasis arbeiten, ohne die Auffassung des Bundessozialgerichts zu verletzen.
Und so geht’s: Wenn du selbstständig als Altenpfleger für verschiedene Auftraggeber in der Pflege arbeiten möchtest, dann bist du freiberuflich tätig. Als Freiberufler musst du dich nur beim Finanzamt anmelden und dort den Bogen zur Betriebseröffnung ausfüllen. Einen Gewerbeschein brauchst du nicht.
Wer Dienstleistungen im Gesundheitswesen erbringt, muss das aber in einigen Bundesländern dem Gesundheitsamt melden. Auch dort ist ein Fragebogen auszufüllen und du musst Unterlagen vorlegen. Zuständig ist jeweils das Gesundheitsamt an deinem Wohnort bzw. dort wo du deine Firma anmeldest. Als Beispiel die Informationen, die das Gesundheitsamt Augsburg dazu anbietet.
Beim Gesundheitsamt solltest du also:
vorlegen können. Das ist nicht in allen Bundesländern gleich geregelt.
Damit Wege- und Arbeitsunfälle versichert sind, musst du Mitglied in einer Berufsgenossenschaft sein. Als Selbstständiger musst du dich dort selbst anmelden. Zuständig für Pflegekräfte ist die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege.
Du brauchst eine Krankenversicherung. Egal ob privat oder gesetzlich versichert: Weil du nichts verdienst, wenn du selbst krank wirst oder dein Kind krank ist, kläre die Konditionen, unter denen du Krankentagegeld erhalten würdest.
Selbstständige Pflegekräfte können in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Viele sind dazu sogar verpflichtet, unter bestimmten Bedingungen kannst du dich auch befreien lassen. Überlege dir genau, ob das klug ist und wie du alternativ bzw. zusätzlich für’s Alter vorsorgen kannst.
Auch andere Versicherungen können für dich sinnvoll sein. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zum Beispiel. Die Berufshaftpflicht sichert deine Zukunft ab, falls dir bei der Arbeit Fehler unterlaufen, die deine Kunden schädigen.
Deine zukünftigen Kunden können sich entweder direkt an dich wenden oder du bekommst deine Aufträge über eine oder mehrere Agenturen. Vermittler für freiberuflich tätige Pflegekräfte gibt es viele. Eine solche Agentur nimmt dir die Akquise ab, du entscheidest aber immer noch selbst, welchen Auftrag du zu welchen Konditionen annimmst.
Das Los der Selbstständigkeit: Du musst dich auch um deine Buchhaltung, Steuern und Rechnungen kümmern. Das heißt du musst für deine Dienstleistung regelmäßig Rechnungen schreiben. Wenn du hierfür ein Rechnungsprogramm suchst, sieh dir gerne die Buchhaltungssoftware Billomat und teste sie ausführlich und kostenlos.
Medizinische Dienstleistungen sind in Deutschland von der Umsatzsteuer befreit, also wirst du auf deine Leistungen keine Umsatzsteuer erheben.
Selbstständig arbeitende Altenpfleger können sich auf zahlreichen Kongressen und Fachmessen umfassend über Entwicklungen und Chancen informieren sowie hilfreiche Kontakte knüpfen. Am 10. und 11. September 2020 findet beispielsweise der Demografiekongress in Berlin und am 13. September der Gesundheitstag in Hannover statt. Dort kannst Du einen tiefergehenden Einblick über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Altenpflege erhalten. Weitere Termine über interessante Fachtagungen findest Du zum Beispiel auf messen.de.
Auch die Messe Altenpflege bietet Dir umfangreiche Informationen. Sie rechnet in der Regel mit ca 500 Ausstellern im Jahr. Dort kannst Du Dich regelmäßig über neuste Trends in der Altenpflege informieren. Die Messe Altenpflege findet jährlich statt, wechselt aber den Veranstaltungsort: In ungeraden Jahren findest du sie in Nürnberg, in den geraden in Hannover. Vielleicht arbeitest du im nächsten Jahr schon selbstständig als Altenpfleger und bist mit deinem eigenen Startup dabei?