23. Jan 2018 | Experten
Es ist 2018 und zum Zahlen einer Tankfüllung muss man immer noch extra aus dem Auto steigen. Wenig fortschrittlich, oder? Findet zumindest Johannes Martens, Erfinder und CEO von TankTaler. Was es mit seiner App auf sich hat, und wie sie in Zukunft das Leben aller Autofahrer erleichtern wird, erfahrt ihr im Interview!
Hallo Johannes, kannst du dich und dein Unternehmen TankTaler bitte kurz vorstellen?
Hinter TankTaler steckt das Münchner Startup ThinxNet GmbH, welches wir 2014 gegründet haben. Unser Ziel ist es, alles rund um das Auto, einfacher, günstiger und sicherer zu machen. Hierzu verwandeln wir jedes Fahrzeug in ein ConnectedCar.
Für dieses Ziel haben wir das Produkt TankTaler entwickelt: ein OBD2-Fahrzeugstecker und eine App. Als Pioniere vernetzen wir auf diese Weise Automobile jeglicher Art – schnell und unkompliziert, unabhängig von Marke und Modell. So geben wir dem Nutzer ein zukunftsorientiertes und einfaches Werkzeug an die Hand, das dem Autofahrer das Benutzen und “Halten” eines Fahrzeugs so günstig und einfach wie möglich macht.
Ein paar Worte zu mir: Nach meinem Informatik-Studium habe ich mein erstes Startup im Bereich ortsbezogene Dienste (Aloqa) gegründet. Dieses habe ich nach drei Jahren an den Mobiltelefonhersteller Motorola in den USA verkauft. Nach weiteren drei Jahren bei Motorola und Google in den USA bin ich wieder nach Deutschland zurückgekommen um ThinxNet aufzubauen.
Wie bist du auf die Idee für TankTaler gekommen?
Das war Teamarbeit. Mir war schon immer der enorme Unterschied zwischen den Entwicklungszyklen von Smartphones (jährlich) und der Fahrzeugelektronik (alle sieben Jahre) ein Dorn im Auge. Warum muss man heutzutage beim Tanken immer noch in die Tankstelle zum Zahlen laufen, Kleingeld für die Parkuhr haben oder das Fahrtenbuch mühsam von Hand schreiben? Wieso erledigt dies das Auto nicht selber?
Warum muss man heutzutage beim Tanken immer noch in die Tankstelle zum Zahlen laufen, Kleingeld für die Parkuhr haben oder das Fahrtenbuch mühsam von Hand schreiben?
Welche Vorteile bietet TankTaler seinen Nutzern?
TankTaler bringt mit App und OBD2-Stecker das Auto auf das Handy der Autofahrer. Von Standort, gefahrenen Strecken und ausgelesenen Fehlermeldungen - als Assistent rund um’s Auto nimmt die App viele Fragen rund um die Autohaltung ab. Neben der lückenlosen Dokumentation von Fahrten und zahlreichen Kostenvorteilen, stehen Informationen zum Fahrzeugstatus (Tankfüllstand, Batterie, etc.) bereit. Die App schützt den Nutzer außerdem vor Diebstahl und bietet ein mobiles Bezahlsystem für das Bezahlen aus der App - direkt an der Zapfsäule. Dank der integrierten SIM-Karte ist TankTaler in wenigen Sekunden installiert. Daher funktioniert der automatische Notruf ebenfalls jederzeit - auch wenn der Handy-Akku mal leer sein sollte oder das Handy durch den Unfall beschädigt wurde.
Wer ist die primäre Zielgruppe von TankTaler? Können Eure Produkte von allen Autofahrern eingesetzt werden?
Unsere Zielgruppe sind alle Autofahrer in Deutschland, bald dann hoffentlich auch europaweit. TankTaler funktioniert mit App und Stecker, wobei unsere App im Play und App
Store kostenlos zum Download bereit steht. Der Stecker funktioniert in fast jedem Fahrzeug, das nicht älter als Baujahr 2001 bei einem Benziner oder Baujahr 2004 bei einem Diesel-Fahrzeug ist.
Das Thema Datenschutz spielt in Deutschland eine wichtige Rolle. Was passiert mit den Daten, die TankTaler über seine Nutzer sammelt?
Es ist richtig, Datenschutz wird in Deutschland groß geschrieben. Genau das ist auch unsere Devise und deshalb haben wir uns bei der Gründung 2014 gezielt für Deutschland als Standort für unser Startup entschieden. Von Beginn an haben wir den Datenschutz bei der Entwicklung von TankTaler berücksichtigt und sind auch schon erfolgreich von der Datenaufsichtsbehörde geprüft worden. Mit dem Produkt TankTaler wollen wir dem Nutzer bewusst ein Instrument in die Hand geben, vom Auto erfasste Daten zu verwalten und mit unseren Features nutzen zu können. Im Vergleich zu großen Autoherstellern, hat bei uns der Kunde jederzeit Kontrolle über seine Daten. Wir verwandeln damit die eigenen Daten in hilfreiche Funktionen, die in der App bereit stehen. Persönliche Daten der Nutzer verwenden wir, um TankTaler für das Tanken gut zu schreiben, gezielte Angebote zu unterbreiten und Fahrstatistiken zu erstellen. Wir sehen aber vielmehr die Zukunft in Schwarmdaten: wenn diese gebündelt und anonymisiert sind. Hier sehen wir das Potenzial, unseren Verkehr zu optimieren und effizienter zu steuern.
Gespeichert werden die gesammelten Daten des TankTaler-Steckers in einem Hochsicherheitsrechenzentrum in Deutschland.
Du bist bei TankTaler für das operative Geschäft zuständig. Welche Ziele verfolgt ihr mit eurem Produkt- und Dienstleistungsangebot?
Das Internet der Dinge gibt einen Mehrwert für alle. Mit der Hilfe unserer Nutzer ist es möglich, Straßen sicherer zu machen und den Verkehrsfluss effizienter zu gestalten. Die von den TankTaler-Stecker gesammelten Schwarmdaten nutzen wir, um beispielsweise Straßenschäden zu erkennen oder Ampelschaltungen zu bewerten. So können wir bspw. Ampeln effektiver steuern oder Staus durch intelligente Routenführung vermeiden. Die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander wird es zukünftig ermöglichen, freie Parkplätze in Innenstädten zu erkennen. So kann das Verkehrsaufkommen dort gesenkt werden, da die Suche nach Parkplätzen entfällt oder schneller gestaltet wird. Auf lange Sicht wird der Verkehr flüssiger laufen und unser Nutzer schneller ans Ziel kommen. Dies ist unser langfristiges Hauptziel. Während wir das erreichen, wollen wir unseren Nutzern natürlich auch so viel Informationen wie möglich über den Standort und Zustand ihrer Fahrzeuge nahebringen.
Auf lange Sicht wird der Verkehr flüssiger laufen und unser Nutzer schneller ans Ziel kommen. Dies ist unser langfristiges Hauptziel.
Der TankTaler bietet auch Schutz gegen Diebstahl. Wird dies von KfZ-Versicherern als Diebstahlschutz neben der Wegfahrsperre anerkannt?
Das stimmt, unser Stecker informiert, wenn das Auto bewegt wird bzw. wenn der Stecker ausgesteckt wird. So kann viel schneller reagiert werden - unabhängig, ob das Auto gestohlen oder abgeschleppt wurde. Auch abgesteckt sendet der Stecker bis zu 24 Stunden seinen Standort an die App. Da dieses Produkt sehr neu ist, behandelt dies jeder KFZ-Versicherer noch unterschiedlich. Wir konnten über dieses Feature gemeinsam mit der Polizei und dem Eigentümer schon einige Diebstähle verhindern.
Können von Gewerbetreibenden Anschaffungskosten bei der Steuererklärung geltendgemacht werden?
Für Gewerbetreibende, die nicht die 1% Regelung Nutzen, sondern Fahrtenbuch führen, sollte der Stecker als Hilfsmittel auf jeden Fall möglich sein. Da in den meisten Fällen individuell entschieden wird, kann ich nur raten, das Geltendmachen der Stecker-Anschaffungskosten als Gewerbetreibender auf jeden Fall zu versuchen.
Kann TankTaler auch als Standardzubehör, insbesondere für Geschäftsfahrzeuge bei KFZ-Anbietern angeboten werden?
Können auf jeden Fall. Wir sind hier in einigen Gesprächen, freuen uns aber über jeden weiteren Kooperationspartner.
Auf welche Produktneuheiten und Innovationen dürfen sich eure Nutzer in näherer Zukunft freuen?
Die nächsten zwei Neuheiten waren Wünsche unserer Nutzer: die Anzeige von Fehlercodes der Fahrzeugelektronik, sowie der automatische Notruf für alle (unabhängig der Kfz-Versicherung). Diese beiden Funktionen bieten unseren Nutzern mehr Sicherheit, denn Unfälle könnten durch die rechtzeitige Erkennung von Fehlern beim Auto vermieden werden und im Fall eines Unfalls sorgt der Notruf für schnelle Hilfe. Was definitiv außerdem auf der Liste steht, ist die Erweiterung unseres Fahrtenbuchs. Bis Ende des Jahres wird das TankTaler-Fahrtenbuch finanzamtkonform. Natürlich war das nur ein kleiner Vorgeschmack und viele weitere Ideen für weitere Funktionen haben wir schon im Kopf schwirren!