31. Okt. 2018 | Planen & Hilfen
Im betriebswirtschaftlichem Sinn bedeutet die Finanzierung eines Unternehmens die Bereitstellung von Geldern. Nicht nur vor der Gründung einer Firma, auch für neue Investitionen oder zur Sanierung eines Betriebs können Gelder in unterschiedlicher Höhe notwendig werden. Da eine Finanzierung nicht nur steuerliche Aspekte mit sich bringt, sondern das Unternehmen langfristig beschäftigt, lohnt sich ein genauer Blick auf die verschiedenen Finanzierungsarten.
Da jeder Kapitalgeber mit seiner Finanzierung eine eigene Gewinnabsicht verfolgt, ist es erforderlich, die für das Unternehmen optimale Lösung zu prüfen. Hierfür gilt es, die verschiedenen Finanzierungsarten zu unterscheiden.
Finanzierungsarten, die sich nach dem Kapitalgeber ausrichten sind die Eigenkapital– und Fremdkapitalfinanzierung.
In der Eigenfinanzierung erwirbt der Geldgeber eine Beteiligung am Unternehmen. Das trifft zum Beispiel dann zu, wenn ein Unternehmen Aktien ausgibt. Die Käufer der Aktien erlangen mit dem Erwerb der Unternehmenspapiere eine Beteiligung am Unternehmen. Die Eigenfinanzierung bzw. Beteiligungsfinanzierung zeichnet sich aus durch folgende Merkmale:
Im Rahmen einer Fremdfinanzierung wird einem Unternehmen von außen Kapital zugeführt. Der Kapitalgeber wird dadurch zu einem Gläubiger und das Unternehmen zum Schuldner. Die Fremdfinanzierung bringt folgende Kriterien mit sich:
Bei der Fremdkapitalfinanzierung sind in den meisten Fällen die Kapitalgeber Banken.
Abhängig davon, aus welcher Quelle das Kapital für ein Unternehmen stammt, unterscheidet die Betriebswirtschaft die Finanzierungsarten Außen- und Innenfinanzierung.
In einer Außenfinanzierung fließt Kapital von außerhalb einem Unternehmen zu. Das bedeutet, dass das Geld nicht aus Umsätzen des Betriebes kommt. Dabei kann die Außenfinanzierung in Form einer Eigen- oder Fremdfinanzierung oder durch eine stille Beteiligung Geld in ein Unternehmen bringen. Die Außenfinanzierung weist folgende Merkmale auf:
Bei der Innenfinanzierung wird kein außenstehender Kapitalgeber wie Aktionäre oder Banken in Anspruch genommen. Dabei kann die Innenfinanzierung sowohl eine Eigen- als auch eine Fremdfinanzierung sein. Die Innenfinanzierung setzt voraus, dass das Unternehmen das Kapital selbst erwirtschaftet. Die Innenfinanzierung kann daher nur von Firmen geleistet werden, die über entsprechend hohe Gewinne verfügen.
Der Vorteil der Eigenfinanzierung liegt im geringen unternehmerischen Risiko. Denn mit dieser Finanzierungsart entsteht keine Verschuldung. Damit wird die Gefahr einer Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit im Vorfeld ausgeschlossen.
Im Gegenzug können Vergütungen, die zum Beispiel durch Ausschüttungen an die Geldgeber ausgegeben werden, steuerlich nicht geltend gemacht werden. Ausschüttungen müssen aus dem bereits versteuertem Gewinn ausgegeben werden.
Die Fremdfinanzierung bringt den Vorteil mit sich, dass anfallende Zinsen zu den Betriebsausgaben zählen. In der Folge können die Zinsen vom steuerlichen Gewinn abgesetzt werden. Auf der anderen Seite steigt mit einer Tilgungsverpflichtung das unternehmerische Risiko für den Unternehmer. Denn auch in wirtschaftlich schlechten Jahren muss das Unternehmen die Rückzahlungsraten mit Zinsen aufbringen.
Unternehmen, denen eine Innenfinanzierung möglich ist, sind nicht auf außenstehende Geldgeber angewiesen. Daher sind sie nicht nur unabhängig vom Kapitalmarkt, sie erhalten auch eine interne Unabhängigkeit, da sie kein Mitspracherecht ausgeben müssen. Bei der Umsetzung der Innenfinanzierung fallen keine Gebühren, Zinsen oder Provisionen an. Zudem entsteht keine Belastung durch Schulden und Tilgungsverpflichtungen. Auch die Durchführung einer Innenfinanzierung ist mit wenig Aufwand verbunden. Allerdings stehen dem Unternehmen bei einer Innenfinanzierung auch nur begrenzte Mittel zur Verfügung. Besteht ein höherer Kapitalbedarf, dann muss entweder eine zusätzliche Finanzierungsart zum Einsatz kommen oder das Unternehmen muss seine Investitionen begrenzen.
Bei der Finanzierung von Unternehmen muss nicht ausschließlich Geld zum Einsatz kommen. Zwar ist die Zuführung von Kapital die gängigste Form der Finanzierung. Doch auch Sachen, wie zum Beispiel spezielle Maschinen können durch ihre Bereitstellung und den Wert, den sie mit ihrem Einsatz einbringen, zur Finanzierung eines Unternehmens eingesetzt werden. Zur Finanzierung können auch Rechte eingesetzt werden, wie zum Beispiel Patente, die einen laufenden Gegenwert in das Unternehmen spülen.
Als Beispiel für die Außenfinanzierung gilt die Ausgabe von Beteiligungen und Aktien, Bankdarlehen oder auch Kredite durch Lieferanten.
Die so genannte stille Beteiligung gibt Kapital in Form von Aktienanleihen oder Optionsanleihen in ein Unternehmen. Stille Investoren geben Geld an Unternehmen und sichern sich dadurch eine Beteiligung am Gewinn des Betriebs. Sie haben kein Mitspracherecht in der Unternehmensführung.
Die Innenfinanzierung wird in Form von Abschreibungen, Rückstellungen oder durch die so genannte Gewinnthesaurierung umgesetzt.
Der Begriff Business Angels bezeichnet Personen, die sich finanziell an Unternehmen beteiligen. Business Angels steuern neben finanziellen Mitteln auch Know-How und Erfahrung speziell für die Unternehmensgründung bei. Normalerweise handelt es sich bei Business Angels um ehemalige Unternehmer oder Manager, die dank ihrer Erfahrung und Finanzkraft in der Lage sind, Gründern den Durchbruch zu ermöglichen.
Das Crowd Funding ist eine Finanzierungsart, die über das Internet an potentielle Investoren herantritt. Im Rahmen von Crowd Funding wird ein Vorhaben auf einer Crowd Funding Plattform im Internet vorgestellt, um eine möglichst breite Masse an Kleininvestoren zu erreichen. Das Crowd Funding spricht den Internetnutzer als möglichen Investor für Unternehmensgründung an, indem er ihn zur Teilnahme an einem Projekt auffordert. Im Gegenzug erhalten die Kleininvestoren eine Gewinnausschüttung im Erfolgsfall.
Mit welchen Finanzierungsarten Unternehmen ihrem Betrieb Kapital zuführen, hängt oftmals von der Größe und der wirtschaftlichen Lage des Betriebs ab. Aber auch die Zielsetzungen, die ein Unternehmen mit der Finanzierung verfolgt, nehmen Einfluss auf die Finanzierungsart. Der Anlass einer Finanzierung entscheidet oftmals über deren Form mit. Grundsätzlich kommen die folgenden Anlässe für eine Unternehmensfinanzierung in Frage:
Jedes Unternehmen benötigt zum Start Geld. Für die Eröffnung eines Handelsunternehmens ist die Anschaffung von Waren erforderlich. Daneben benötigt das neue Unternehmen auch eine Betriebsstätte, Lagerräume und Transportmöglichkeiten. Die Gründung eines Handwerksbetriebs erfordert eine Werkstätte, Arbeitsgeräte und Rohstoffe. Auch die Gründung eines Dienstleistungsunternehmens erfordert zumindest einen Arbeitsraum und Arbeitsgeräte. Daneben kommen womöglich Mitarbeiter zum Einsatz, die ab der ersten Arbeitsstunde bezahlt werden müssen. Auch die behördlichen Erfordernisse, wie zum Beispiel der Handelsregistereintrag, der Gesellschaftervertrag oder die Beglaubigung durch einen Notar bringen Ausgaben mit sich. Um das notwendige Startkapital für das neue Unternehmen aufzubringen, müssen Gründer eine der Finanzierungsarten in Anspruch nehmen. Findet sich kein privater Investor für Unternehmensgründung, müssen Gründer meist auf einen Bankkredit setzen.
Wenn ein Unternehmen erfolgreich geführt wird, dann wird es unweigerlich wachsen. Um die wachsende Nachfrage zu bedienen, müssen dann zusätzliche Maschinen oder neue Waren angeschafft werden. Wachsende Unternehmen brauchen meist zudem mehr Raum, größere Büros oder eine Erweiterung von Lagerräumen.
Die Umfinanzierung ist eine Art der Umschuldung. Wenn ein Unternehmen laufende Bankkredite zu bedienen hat, dann kann es neues Kapital beschaffen, indem es zum Beispiel Anleihen ausgibt. Durch das neue Kapital können die Verbindlichkeiten bei der Bank beglichen werden. Die Finanzierung durch die Bank wird durch einen Wechsel der Finanzierungsart ersetzt.
Wenn ein Unternehmen über längere Zeiträume hinweg Verluste hinzunehmen hat, dann ist über Maßnahmen zur Sanierung nachzudenken. So können Neuerungen eingeführt werden, wie zum Beispiel eine Erweiterung der Produktpalette. Aber auch eine Umstellung im Vertrieb, wie zum Beispiel die Einrichtung eines Onlineshops kann zur Sanierung eines Unternehmens beitragen. Die für Sanierungsmaßnahmen erforderlichen Gelder müssen über eine der Finanzierungsarten aufgebracht werden.
Tipp: Egal, wer Dein Unternehmen letztendlich finanzieren soll – um Dein Gegenüber zu überzeugen, brauchst Du einen soliden Businessplan. In unserem Magazinartikel „Die 3 schlimmsten Fehler beim Businessplan schreiben“ verraten wir Dir, wie es nicht geht.