21. Mai 2019 | Unternehmenssteuerung

Informelles Lernen: Wissensaustausch am Arbeitsplatz

In jeder Firma steckt geballtes Wissen. Dieses wird weitergegeben, indem sich Menschen am Arbeitsplatz untereinander austauschen. Auf diese Weise sorgen Mitarbeiter untereinander dafür, dass Arbeitsabläufe verbessert werden und erweitern ihre Kompetenzen und Fähigkeiten. Die Wissenschaft geht längst der Frage nach, wie man diesen Effekt messen, nutzen und weiterentwickeln kann. Unternehmen können sich die aktuellen Erkenntnisse über informelles Lernen zunutze machen, um den Wissensaustausch in ihrem Betrieb optimal einzusetzen.

  1. Was ist informelles Lernen?
  2. Wo findet informelles Lernen statt?
  3. Wissensaustausch in Firmen durch informelles Lernen
  4. Welche Maßnahmen können Firmen treffen?
  5. Was sind die Voraussetzungen für den Erfolg des digitalen Wissensaustauschs?
  6. Tipps für den Wissensaustausch in Unternehmen
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Informelles Lernen kann dabei helfen, den Wissensaustausch in Deinem Betrieb zu optimieren. (Bild © unsplash.com)

Was ist informelles Lernen?

Der amerikanische Pädagoge und Philosoph John Dewey begründete bereits bis Mitte des 20. Jahrhunderts den Begriff des informellen Lernens, indem er dieses als natürliches Lernen im Gegensatz zum schulischen Lernen beschrieb. John Dewey vertrat die These, dass Lernen insbesondere auf Erfahrung zurück gehen sollte. 

Formales Lernen und informelles Lernen

Das formale Lernen bezeichnet eine Unterrichtsform in Schulen oder Seminaren, die sich durch Organisation, Anleitung und Beurteilung auszeichnet. Dahingegen bedeutet informelles Lernen einen Aufnahmevorgang, der unbewusst im Alltag, während der Arbeit, in der Freizeit oder im Familienleben stattfindet.

Informelles Lernen – natürlicher Wissensaustausch

Informelles Lernen führt zu einem Wissensaustausch, dem keine bewusste Zielsetzung zugrunde liegt. Dabei lernen Betroffene sowohl durch Erfahrungen als auch durch die Aufnahme und Umsetzung von Informationen. Informelles Lernen wird vermehrt im Bereich der Weiterbildung im Beruf und in der Erwachsenenbildung eingesetzt. Informelles Lernen ist demnach ein Wissensaustausch, der sich, obwohl er sich ohne bewusste Absicht vollzieht, dennoch gezielt einsetzen lässt.

Wo findet informelles Lernen statt?

Informelles Lernen im Alltag

Kinder lernen nicht nur in der Schule oder im Musikunterricht. Vielmehr nehmen sie während des gesamten Tages wichtige Informationen auf, die sie in ihr Leben einbetten. Informelles Lernen stellt gerade für Kinder einen größeren Anteil an Wissensvermittlung bereit, als das formelle Lernen in der Schule. Es vermittelt Wissen, das sich aus der Lernanforderung einer konkreten Situation ergibt. Das auf diese Weise übermittelte Wissen richtet sich nicht auf ein bestimmtes Fachgebiet aus, sondern hat zumeist eine allgemeine Bedeutung für das Leben.

Informelles Lernen in der Familie

Gerade innerhalb der Familie lernt eine Generation von der anderen insbesondere durch das Gespräch. Die Familie sorgt nicht nur dafür, dass Wissen und Fähigkeiten weiter gegeben werden. Sie nimmt auch einen zentralen Einfluss auf die Lernfähigkeit und die Lerninhalte ihrer Mitglieder. Die Familie trägt zudem entscheidend zur Motivation für das Erlernen bestimmter Kenntnisse bei und prägt grundlegende Einstellungen. Zudem leistet sie einen erheblichen Beitrag dazu, welche Ausbildung ein Kind oder Jugendlicher anstrebt.

Soziale Kontakte – informelles Lernen

Besonders Jugendliche, die sich im Übergang zwischen Schule und Arbeitsleben befinden, erwerben ihr Wissen vermehrt durch soziale Kontakte und ohne Organisation außerhalb der Schule. Aber auch Erwachsene nehmen in ihrem Alltag, am Arbeitsplatz und in ihrem sozialen Umfeld laufend Informationen, Fertigkeiten und Fähigkeiten auf, für die es keinen offiziellen Nachweis gibt. 

Wissensaustausch in Unternehmen durch informelles Lernen

Ein herausragendes Merkmal für informelles Lernen ist seine Einbettung in Handlungsaubläufe. So findet der Wissensaustausch in Firmen zumeist während der ganz alltäglichen Arbeitsabläufe statt, ohne dass diesem ein Lernziel zugrunde gelegt ist. Informelles Lernen erfolgt unabhängig von einer pädagogischen Anleitung durch Anforderungen, die sich im Rahmen der Lösung einer Problemstellung oder der Bewältigung einer Situation im Betrieb stellen. 

Der Wissensaustausch in Unternehmen erfolgt bereits durch einen Hinweis, den eine Mitarbeiterin der anderen in der Teeküche gibt oder durch technische Fertigkeiten, die ein Lehrling abseits des Lehrplans vermittelt bekommt: „Versuch mal, das so zu machen“. Auf diese Weise lernt jeder im Laufe seines Arbeitslebens ständig etwas dazu. Wir alle tauschen im Betrieb laufend inhaltliche Kompetenzen aus, erwerben neue handwerkliche Fähigkeiten, oder erfahren, welche Methode uns bei welcher Problemstellung schnell und unkompliziert helfen kann. Neben der offiziellen organisatorischen Struktur ist jedes Unternehmen daher auch von einem Netz aus innerbetrieblichem Wissen durchzogen.

Welche Maßnahmen können Firmen treffen?

Ein Großteil der Fachkenntnisse innerhalb eines Unternehmens wird durch die Mitarbeiter getragen. Sie verfügen oftmals aufgrund ihres jahrelangen Arbeitseinsatzes über wertvolle Erfahrungen, die sie an andere weitergeben können. Doch um zu vermeiden, dass beim Weggang eines Mitarbeiters das Wissen verloren geht, müssen Unternehmen dafür sorgen, dass Kenntnisse erhoben und für eine spätere Nutzung abrufbar bleiben. Für den Wissensaustausch haben Betriebe mit dem persönlichen Austausch und der Digitalisierung zwei grundlegende Möglichkeiten.

Persönlicher Wissensaustausch in Firmen

Um den persönlichen Wissensaustausch in Unternehmen zu fördern, können Betriebe wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen. Zu diesen gehören:

  • Gemischte Altersklassen in Teams:
    Während junge Mitarbeiter heute über einen Vorsprung in technischen Kenntnissen verfügen, können ältere Kollegen auf wertvolle Berufserfahrung zurückgreifen. Daher gilt es, darauf zu achten, Teams mit einer gemischten Altersstruktur zu bilden, damit beide Gruppen voneinander profitieren können.
  • Tandems bilden:
    Unternehmen können jüngeren Mitarbeitern einen älteren Kollegen zur Seite stellen, der ihn in die betrieblichen Abläufe einführt. Mit zunehmender Erfahrung des jungen Kollegen kann sich der ältere Mitarbeiter schrittweise aus dem Tandem zurückziehen. 
  • Regelmäßige Vorträge:
    In regelmäßigen Vorträgen innerhalb des Betriebs können erfahrene Mitarbeiter ihre Expertise in ihrem Fachgebiet an die anderen Kollegen weitergeben. Insbesondere komplexe Inhalte können auf diese Weise an die gesamte Belegschaft übermittelt werden. 
  • Treffen für Ideen:
    Betriebe können ihre Mitarbeiter einladen, sich für Ideen zusammen zu finden. So können Treffen in offener Atmosphäre auch außerhalb des Betriebsgeländes oder zum Beispiel in der Cafeteria der Firma organisiert werden. Dort können sich Kollegen austauschen und Ideen für die Zusammenarbeit oder für neue Projekte entwickeln. 

Digitaler Wissensaustausch in Unternehmen

Neben dem persönlichen Wissensaustausch ist es für Unternehmen von großer Bedeutung, dass Informationen nicht nur langfristig zur Verfügung stehen, sondern auch für alle Angestellten im Betrieb zugänglich sind. Daher sollten Informationen, die für ein Unternehmen Bedeutung haben, in schriftlicher Form verfasst werden. Zudem sollten die Informationen in betriebsinternen Datenbanken oder im Firmen-Intranet für alle abrufbar bereit stehen. Auch eine gezielte Verteilung von Informationen per E-Mail kann dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter innerhalb eines Betriebs am Wissensaustausch einen Anteil haben. Darüber hinaus gibt es inzwischen spezielle Software, die das Wissen in einer professionellen Lernumgebung bereit stellt.

Was sind die Voraussetzungen für den Erfolg des digitalen Wissensaustauschs?

Die IT Branche stellt Software für Unternehmen bereit, die es ermöglicht, betriebliches Wissen aufzunehmen und für einen allgemeinen Abruf bereit zu stellen. Damit der digitale Wissensaustausch funktioniert, muss das Wissen nicht nur durch einen so genannten „Trainer“ erfasst und eingepflegt werden. Auch müssen die Mitarbeiter darüber informiert werden, welches Wissen zu welchen Themenbereichen bereit steht und wie sie als so genannte „Teilnehmer“ welche Informationen und wo abrufen können. Daher gilt es, auf drei zentrale Merkmale zu achten:

Erstellung:
Die Erfassung der Inhalte muss einfach und vor allem mit wenig Aufwand an Zeit für den Trainer erfolgen können. Das Weitergeben von Informationen muss auch von Mitarbeitern umgesetzt werden können, die keine besonderen technischen Kenntnisse mitbringen.

Zugang:
Die vorhandenen Informationen müssen einfach abzurufen sein. Zudem ist eine klare Übersicht über die Themen zu erstellen, sodass interessierte Mitarbeiter schnell an die gewünschte Information gelangen können. Eine Suchmaske sollte dafür dafür sorgen, dass Teilnehmer auch nach Stichwörtern suchen und Antworten erhalten können. 

Kommunikation:
Eine gute Kommunikation innerhalb des Betriebs sorgt dafür, dass sowohl diejenigen Mitarbeiter, die Wissen bereit stellen als auch diejenigen, die Informationen abrufen, laufend im Kontakt miteinander stehen. Nur so ist gewährleistet, dass wertvolles Wissen nicht unbeachtet in der Datenbank verschwindet. Vielmehr muss die Belegschaft erfahren, dass das Wissen zu bestimmten Themen überhaupt vorhanden ist und abrufbar bereit steht.

Einfache Bedienung der Eingabe durch Konvertierung

Damit Mitarbeiter, die Wissen bereit stellen können und wollen, keine hinderlichen technischen Hürden bewältigen müssen, sollte das System zur Erfassung einfach zu bedienen sein. Denn jeder Mitarbeiter sollte sowohl als Trainer wie auch als Teilnehmer fungieren können. Daher sollte das Unternehmen eine Software für die Erfassung von Wissen wählen, die mit gängigen Dateiformaten umgehen und diese automatisch konvertieren kann. So sollte zum Beispiel ein PDF-Dokument oder eine PowerPoint Präsentation nicht nur problemlos eingelesen werden können. Die Software sollte Dokumente in gängigen Dateiformaten auch in ein Format umwandeln können, das die eingelesenen Inhalte als Kursmodul innerhalb einer interaktiven Lernumgebung wiedergibt. 

Tipps für den Wissensaustausch in Unternehmen

Tipp 1: Offene Kommunikationskultur

Der Wissensaustausch erfordert eine Unternehmenskultur, die den Mitarbeitern erlaubt, offen zu kommunizieren und sich in Teams zusammen zu finden. Denn dem Wissensaustausch liegt nicht nur die Bereitschaft, sondern auch die Freiheit zur Kommunikation zugrunde. So sollten Mitarbeiter die Sicherheit haben, dass ihre Meinung gefragt ist und dass sie ihr Wissen weitergeben können. Auch sollten Mitarbeiter jederzeit die Freiheit haben, Fragen zu stellen und sich einzubringen. 

Tipp 2: Teilen als Tugend pflegen

Nicht nur Mitarbeiter in Führungspositionen haben manchmal Probleme damit, ihr Wissen zu teilen und damit allen Mitarbeitern in der Firma zur Verfügung zu stellen. Oftmals steht die Unsicherheit dahinter, dass das weitergegebene Wissen die eigene Position schwächen könnte. Daher ist es besonders wichtig, das Teilen von Wissen auch durch Anerkennung zu befördern. Die Weitergabe von Wissen sollte durch die Firma Unterstützung finden, indem Mitarbeiter, die ihr Wissen teilen, nicht nur besondere Beachtung, sondern auch eine angemessene materielle Anerkennung finden. 

Tipp 3: Einfache Lernumgebung

Damit Mitarbeiter bereit stehendes Wissen auch regelmäßig abrufen, sollte die Lernumgebung einfach ausgestaltet sein. Dabei ist darauf zu achten, dass die Lernumgebung durch eine intuitive Handhabung von allen Mitarbeitern bedient werden kann. Zudem sollte das Erlernen des Zugangs ebenso wie die laufende Bedienung der Lernsoftware nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. 

Tipp 4: Aufbau von Inhalten

Nicht nur die Technik und die Bedienerführung sollte unkompliziert aufgebaut sein. Auch die Inhalte der betriebsinternen Wissensplattform sollten einfach aufbereitet sein. Da nicht alle Teilnehmer, die bereit stehendes Wissen abrufen, über dieselben Lernkapazitäten verfügen, sollte die Lernumgebung flexibel ausgestaltet sein. So sollte jeder Teilnehmer selbst bestimmen können, wann und in welchem Umfang er Wissen abruft. Daher müssen Lernmodule einfach zu unterbrechen sein und später wieder an derselben Stelle abrufbar bereit stehen können. 

Tipp 5: Lernen im Team motiviert

Der Wissensaustausch in Unternehmen sollte nicht interaktiv organisiert sein. Daher sollte die Möglichkeit bestehen, dass Teilnehmer Rückmeldungen abgeben oder Fragen stellen können. Zudem sollte auch für die Teilnehmer die Möglichkeit bestehen, die Themen zu ergänzen oder zu erweitern. Auf diese Weise erfährt nicht nur der Trainer eine Reaktion auf sein bereit gestelltes Wissen. Auch die Teilnehmer können sich aktiv an der Wissensvermittlung beteiligen. 

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