29. Jun 2017 | Experten
Für den Strandurlaub das eigene Wohnzimmer nicht verlassen zu müssen, beim Konzert in der anderen Stadt trotz Krankheit in der ersten Reihe stehen zu können, in den fantastischen Welten von Computer Games selber Akteur sein ohne einen Controller in die Hand zu nehmen – alles möglich mit Virtual Reality. Benedikt Engelhard hat das Potenzial von VR schon früh erkannt und daraus ein Unternehmen gegründet. Cykyria nennt sich das Ganze und ist spezialisiert auf Virtual Reality Lösungen im B2B-Bereich. Doch mehr dazu im Interview!
Hallo Benedikt! Stell dich und dein Unternehmen Cykyria doch bitte kurz vor!
Mein Name ist Benedikt Engelhard – ich bin Dipl. Wirtschaftsinformatiker (FH) und habe nach meinem Studium zunächst sechs Jahre als Consultant gearbeitet. Über Kickstarter habe ich 2013 das erste Oculus DevKit gefunden und ausprobiert. Das Thema Virtual Reality ließ mich seitdem nicht mehr los und schließlich habe ich mich im April 2014 selbstständig gemacht. Von Anbeginn an haben wir uns unter der Marke Cykyria auf schlüsselfertige Virtual-Reality-Konzepte und -Lösungen spezialisiert. Das Kerngeschäft sind High-End Visualisierungen, Software und Games – von der Konzeption bis zur Produktion. Abgerundet wird das Portfolio mit mietbaren Virtual Reality Modulen, die auf Messen und Firmenfeiern zum Einsatz kommen. Außerdem machen wir eigene VR-Arcade-Spiele, die in VR-Arcades weltweit gespielt werden.
Wer gehört noch zum Team von Cykyria?
Derzeit sind wir zu dritt und wollen / müssen / dürfen weiter wachsen. Wir erfüllen als IT-Unternehmen sogar die Frauenquote – meine Co-Founderin Doris Conrad ist unsere Frau für alle betriebswirtschaflichen Belange. Zudem haben wir ein umfangreiches Netzwerk aus Freelancern und Partnerfirmen aufgebaut, mit dem wir jede Herausforderung im VR-Bereich mit links meistern können.
Wieso Virtual Reality? Was fasziniert dich an dem Thema?
Das Thema fasziniert mich bereits seit den 90ern. Ich hatte meinen ersten Computer bereits im Alter von vier Jahren. Als ich dann 2013 den ersten Prototypen der neuen Virtual-Reality Brillen Generation von Oculus gesehen habe, wusste ich, dass hier eine ganz neue Dimension eröffnet wird, dass da ein ganz neues Medium entsteht. Das wird unsere Zukunft stark beeinflussen und ich wollte von der ersten Stunde an bei dieser spannenden neuen Entwicklung vorne mit dabei sein! Virtual Reality ist wie eine Berufung für mich. Zum Einen gefällt mir das Programmieren dieser einzigartigen, emotionalen Welten und zum Anderen beeindruckt mich der psychologische Aspekt. Mein Anliegen ist es auch, die Leute für einen verantwortungsbewussten Umgang mit diesem Medium zu sensibilisieren.
Ich wollte von der ersten Stunde an bei dieser spannenden neuen Entwicklung vorne mit dabei sein!
Cykyria ist dein erstes Gründungsprojekt. War es schon immer dein Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu besitzen?
Grundsätzlich ja, wobei der richtige Impuls lange gefehlt hat. Während meines Studiums habe ich mit einem guten Freund einige Business-Ideen gewälzt. Doch erst durch das Revival von Virtual Reality habe ich diesen inneren Drang verspürt und entsprechend gehandelt. Ich liebe meine Arbeit und das Lächeln, dass unsere virtuellen Produkte auf die Gesichter unserer Kunden zaubern. Mein Herz schlägt für Virtual Reality und das ist auch in meiner Arbeit erkennbar.
Virtual Reality kennt man vor allem aus der Gaming-Szene. In welchen Bereichen siehst du noch Potenzial für diese Technologie?
Natürlich ist die Gaming-Szene prädestiniert für Virtual Reality – auch wir haben verschiedenartige Spiele programmiert zum mieten und weltweit im Verkauf. Unser Space-Action-Game wird in der Treadmill Virtualizer von unserer österreichischen Partnerfirma Cyberith rund um die Welt in VR-Arcaden gespielt – in Deutschland z.B. in der VR Arcade Lounge in Bad Hersfeld.
Das Potenzial von Virtual Reality ist immens. Man muss sich das wie einen Eisberg vorstellen. Das, was wir heute in Virtual Reality umsetzen – beispielsweise emotionale Produktpräsentationen für Messen, interaktive Visualisierungen im Immobilienbereich und Industrie, usw. – das stellt nur die Spitze des Eisberges dar. Unter der Oberfläche schlummern noch unglaubliche Potenziale, die wir zum Teil noch gar nicht erkannt haben bzw. noch lange nicht nutzen. Sei es in Sachen Forschung, Ausbildung, Training usw. Es ist immer wieder von neuem faszinierend, wenn wir mit IT-fremden Firmen oder Menschen gemeinsam neue Anwendungsmöglichkeiten entwickeln, die wir gar nicht im Blick hatten.
VR-Brillen sind immer noch Nischenprodukte. Wann lohnt sich die Anschaffung für einen Otto Normalverbraucher?
In den letzten Jahren erlebten wir mit Cykyria das „Henne-Ei-Problem“. Es gab die Brillen von Oculus Rift, HTC Vive und Playstation VR, aber nicht genügend Anwendungen dafür. Im Moment gibt es vor allem Spiele, so dass sich die Anschaffung für den Otto Normalverbraucher aus meiner Sicht dann lohnt, wenn er spieleaffin ist. Zahlreiche Arcadelösungen bieten jedem die Möglichkeit, dieses neue Medium auszuprobieren. In einigen Jahren wird das anders sein, wenn man die Entwicklungen beobachtet, die hin zu einer „eigenen Welt“ in Virtual Reality geht: wie bei dem Buch „Ready Player One“, das derzeit von Steven Spielberg verfilmt wird. Dort gibt es zu der normalen Welt eine virtuelle Parallelwelt, in der jeder Mensch seinen eigenen Avatar hat, den er steuern kann u.a. indem er eine VR-Brille aufsetzt.
Unsere Leser kennen sich in der VR-Szene eventuell noch nicht besonders gut aus. Was ist der Unterschied zwischen Virtual und Augmented Reality?
Bei Virtual Reality wird der Benutzer komplett von der Außenwelt abgeschottet und in eine künstliche Welt versetzt. Damit entsteht das Gefühl mit allen Sinnen in einer anderen Welt zu sein.
Bei Augmented Reality werden dem Benutzer Zusatzinformationen zur realen Welt über die Brille eingeblendet. Er ist weiterhin komplett in der realen Welt. Technisch sehr nahe an VR – aber mit einer ganz anderen Zielsetzung.
Darüber kann man viel Schreiben und Erzählen, letztendlich muss man es selbst erleben, um es wirklich zu verstehen.
Über Virtual und Augmented Reality kann man viel Schreiben und Erzählen, letztendlich muss man es selbst erleben, um es wirklich zu verstehen.
Welche Chancen siehst du im Bereich Virtual Reality für kleinere und mittlere Unternehmen?
Der Einsatz von Virtual Reality ist tatsächlich inzwischen sehr günstig und damit definitiv nicht nur etwas für große Konzerne. Im Gegenteil, darin liegt die Chance für KMUs: durch kurze Entscheidungsprozesse können sie viel schneller diese neue Technologie für sich und für ihre Kunden gewinnbringend einsetzen. VR-Anwendungen, die sowohl für das Unternehmen, als auch dessen Kunden echten Mehrwert bieten, werden sich schnell durchsetzen. Statt mit staubigen Broschüren auf die Kunden zuzugehen, werden diese die Produkte und deren Nutzen schon vor dem Kauf virtuell ausprobieren, erleben und verinnerlichen können. Ein klarer Punkt, um sich von der Konkurrenz abzuheben, die auf veraltete Vertriebskonzepte setzt. Und VR lässt sich natürlich auch im eigenen Haus wertschöpfend einsetzen – bei der Planung und Konstruktion, Mitarbeiterschulung, usw.
Angenommen, man möchte sich bei Cykyria um einen Job bewerben: Welche Fachkräfte werden benötigt?
Natürlich Informatiker und Studenten aus diesem Bereich, die motiviert sind und Begeisterung für neue Technologien mitbringen. Wichtig ist aber auch ein Sinn für Design und Gestaltung und vor allem eine lebhafte Fantasie!
Wie sieht die VR-Technologie deiner Meinung nach in 20 Jahren aus?
Die Brillen werden wesentlich kleiner sein und wir werden alle einen eigenen virtuellen Full-Body-Avatar haben, ein Alter-Ego mit dem wir in virtuellen Welten unterwegs sein werden. Virtual Reality wird ähnlich wie das Smartphone Teil unserer Gesellschaft und unseres Alltags sein. Die Systeme werden leistungsfähiger sein, kabellos, noch immersiver. Von der „Matrix“ werden wir aber auch in 20 Jahren noch ein gutes Stück weit weg sein.
Benedikt Engelhard, Jahrgang 1983, ist Gründer und Inhaber vom Virtual Reality Unternehmen Cykyria in Nürnberg. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Wirtschaftsinformatik-Studiums hat er zunächst sechs Jahre als Consultant gearbeitet. Anfang 2014 ging Cykyria an den Start und bietet seitdem Virtual-Reality-Lösungen im B2B-Bereich – von der Konzeption bis zur Produktion.
Er ist zudem Initiator des Unreal Meetups Franken und bietet Entwicklern aus der Metropolregion Nürnberg und deutschlandweit eine Plattform zum Austausch und zur Zusammenarbeit.