30. Okt 2017 | Experten
Wer denkt, Dōjō’s sind nur für Kampfsport da, der irrt sich aber gewaltig! Frank Schmittlein ist zweiter Vorsitzender im CoderDojo, einer „Übungshalle“ für Kinder und Jugendliche, die die Kunst des Programmierens erlernen wollen. Im Billomat-Interview erfahrt ihr mehr über den gemeinnützigen Verein.
Hallo Frank, stelle dich und deinen Verein CoderDojo unseren Lesern bitte kurz vor.
Hallo, ich bin Frank und zweiter Vorsitzender im CoderDojo Nürnberg e.V. Ich habe selber vier Kinder und wurde vor dem zweiten Dojo von Joschi Kuphal, dem Initiator, angesprochen, ob ich mitmachen möchte. Unser CoderDojo ist ein Club für Kinder und Jugendliche von 5 bis 17 Jahren, die gemeinsam Programmieren lernen und Spaß haben wollen. Erfahrene Mentoren helfen bei der Arbeit und unterstützen die Kinder (Ninjas) dabei.
Wofür steht der Vereinsname CoderDojo?
Der Begriff „Dōjō“ kommt aus dem Japanischen und bedeutet „Übungshalle“ und der „Coder“ kommt aus dem Englischen und steht für den Softwareentwickler. Man könnte also sagen, dass wir die Übungshalle für den Softwareentwickler betreiben. Das erste CoderDojo fand im Juli 2011 im irischen Cork statt. Diese Idee fand dann gleich den globalen Weg und ist nun, seit über einem Jahr, auch in Nürnberg angekommen.
Man könnte sagen, dass wir die Übungshalle für den Softwareentwickler betreiben.
Wie ist die Idee zur Gründung des gemeinnützigen Vereins entstanden? Gab es einen Auslöser?
Das CoderDojo war vor dem Verein „nur“ eine Initiative von Joschi Kuphal mit vielen Gleichgesinnten und es war noch nicht nötig, sich mit dem Thema Verein zu beschäftigen. Da wir aber immer mehr Zuspruch bekommen, war es nun an der Zeit, das CoderDojo als gemeinnützigen Verein weiterzuführen. Wir hatten zur Gründung dann auch 16 Gründungsmitglieder und sind weiterhin auf der Suche nach neuen Mitgliedern.
Wie kommt dein kostenloses Lernangebot für Technikprojekte bei den Kindern und deren Eltern an?
Wir haben da wohl genau den richtigen Zeitpunkt und das richtige Thema getroffen. Es gibt von allen Beteiligten und Teilnehmer nur positives Feedback. Die Mentoren im CoderDojo müssen sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen, da unsere Ninjas mehr und mehr wissen möchten und selbst schon sehr fit sind.
Gibt es Kooperationen mit Schulen?
Zurzeit noch nicht. Wir haben aber schon den ersten Kooperations-Partner, das JOSEPHS® gewinnen können. Im August gibt es hierzu die ersten Früchte: Drei „Feriencamps“, die von uns ausgerichtet werden. In jedem Feriencamp wird an drei Tagen hintereinander an einem Thema gearbeitet, das anschließend präsentiert wird. Die Termine findet Ihr auf der Website des CoderDojos.
Als gemeinnütziger Verein werdet ihr von verschiedenen Unternehmen gesponsert, unter anderem auch von Billomat. Wie gehst du bei der Sponsorensuche vor und welche Tipps kannst du anderen Vereinen hierfür geben?
Wir sind immer direkt und offen auf die Unterstützer zugegangen. Bei Billomat war es sehr einfach. Ein, zwei kurze E-Mails und wir waren zusammen und Billomat war von der Grundidee des CoderDojos überzeugt — wofür ich mich nochmals herzlich bedanken möchte!
Die Jugendlichen bringen viel Kreativität mit in die Projekte. Hast du mit den Teilnehmern auch schon reale Projekte umgesetzt, zum Beispiel eine Webseite für einen Kunden?
Echte kommerzielle Projekte mit den Ninjas haben wir noch nicht umgesetzt, und das ist auch nicht Ziel des Konzepts. Wir wurden aber schon von Firmen angesprochen, ob wir ggf. Schulungen im Dojo-Stil mit Erwachsenen organisieren können.
Was war dein schönstes Erlebnis bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, dass dich in deinem Vorhaben noch einmal richtig bestätigt hat?
Es sind die Gesichter und die kleinen Emotionen der Ninjas, die mich immer wieder antreiben. Was richtig Spaß gemacht hat war mein erstes Interview durch die Ninjas und der Auftritt von Maya und Felix im Rahmen der Nürnberg Web Week 2017 zum Thema „Fake News“.
Es sind die Gesichter und die kleinen Emotionen der Ninjas, die mich immer wieder antreiben.
Leistest du mit dem CoderDojo auch integrative Arbeit?
Ich würde sagen ja. Wir hatten in den letzten Dojos einen blinden Jungen, autistische Kinder und auch Ninjas mit Hochbegabung. Auch hier war das Feedback einfach wunderbar: „Endlich jemand, der auch Linux spricht.“
Gibt es spezielle Kurse für Flüchtlingskinder?
Nein, da aus meiner Sicht eine Sonderbehandlung weder nötig, noch angebracht ist. Unsere regelmäßigen Dojos sind für alle offen und jeder ist herzlich eingeladen. Wir stellen uns individuell auf jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer ein, unabhängig vom persönlichen Hintergrund und wie sie oder er zu uns gefunden hat. Wir sind stolz darauf, dass wir fast immer halb-halb Mädchen und Jungs aus unterschiedlichsten Lebens- und Kulturbereichen in unseren Dojos haben. Die Anmeldung und die Termine findet Ihr auf der Website von uns.
Frank ist Webworker, Hobby-Koch, Angestellter bei einem IT-Dienstleister im Service Management, Mitglied im Elternbeirat der Friedrich-Wanderer-Schule, und Vater von 2 + 1 Kindern.
Kontakt: frank@coderdojo-nbg.org
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