05. Sep 2016 | Experten

Ein Erfinder in der digitalen Welt – Interview mit Joel Kaczmarek von digital kompakt

Wenn man nicht gerade programmiert oder designt, beschäftigt man sich digital meistens mit Konzepten. Wie Joel Kaczmarek, Chefredakteur von digital kompakt, einem Online Magazin mit Themen aus der Digitalbranche. Seine weiteren Steckenpferde: Gründer, Buchautor, und wie er selbst sagt: Erfinder und Produktmensch. Was es damit auf sich hat, erklärt er in unserem Interview.

Interview mit Joel Kaczmarek

Hallo Joel, vielen Dank, dass du dir für ein Interview Zeit nimmst. Stell dich unseren Lesern doch bitte kurz vor.

Joel Kaczmarek, Gründer und Chefredakteur von digital kompakt
Joel Kaczmarek, Gründer und Chefredakteur von digital kompakt

Mein Name ist Joel Kaczmarek und ich bin Gründer und Chefredakteur von digital kompakt, einem Online-Magazin zur deutschen Digitalbranche.

Ende 2015 hast du das Onlinemagazin digital kompakt gegründet. An wen richtet sich das Portal?

Digital kompakt richtet sich an Entscheider mit digitalem Bezug. Damit sind einerseits Verantwortliche in Digitalunternehmen gemeint und andererseits Digitalverantwortliche in Corporate-Unternehmen, die bisher eher keine digitale DNA aufweisen. Wir wollen also Digitalunternehmen und Konzernen, die gerade in ihrer Digitalisierung begriffen sind, gleichermaßen spannenden Content bieten. Aber natürlich soll digital kompakt auch Startups, sowie Einsteigern und Neugierigen wichtiges Wissen zur Digitalbranche bieten.

Besonders spannend finden wir eure Podcast-Formate auf digital kompakt. Kannst du uns mehr über die Inhalte und Intension erzählen?

Da wir uns an Entscheider richten und diese häufig wenig Zeit haben, müssen wir es schaffen, unsere Inhalte in einer leicht und schnell zu konsumierenden Art und Weise zu vermitteln. Podcasts sind dafür prädestiniert, weil sie komplett dezentral funktionieren und der Leser/Hörer selbst entscheiden kann, wann und wo er sie sich anhört. Vor allem können Podcasts parallel zu anderen Aktivitäten konsumiert werden – also etwa beim Sport, auf dem Weg zur Arbeit oder parallel zur Hausarbeit.
Inhaltlich wollen wir den Leuten gerne praxisnahes und relevantes Tiefenwissen rund um digitale Produkte und Geschäftsmodelle bieten. Dafür sprechen wir mit Top-Unternehmern, Investoren und Experten aus der Branche und verwenden sehr viel Zeit darauf, ihnen interessantes Wissen zu entlocken und mit ihnen gemeinsam ein analytisches Verständnis der Vorgänge zu entwickeln.

Wenn dir beim Joggen oder beim Staubsaugen langweilig ist, kannst du hier die Podcasts von digital kompakt mit spannenden Themen rundum digitale Unternehmen und Produkte abonnieren:

→ digital kompakt Podcast bei iTunes

Mal abgesehen von digital kompakt und Gründerszene: Welche Nachrichtenseiten und Blogs sollte ein jeder Gründer kennen und lesen?

Neben Gründerszene bietet nach meinem Gefühl vor allem Deutsche-startups.de in der Regel den schnellsten Zugang zu Informationen. Also in Sachen News ist kaum jemand schneller, würde ich sagen und insbesondere der Ticker, den unsere beiden Magazine gemeinsam betreiben, bietet schnelle und handfeste Informationen. Daneben schlagen sich auch eher klassische Magazine wie das Manager Magazin oder die WirtschaftsWoche mittlerweile ganz gut mit Digitalthemen. Wer gerne Videos schaut, ist ansonsten bei VentureTV ganz gut aufgehoben , wer gerne Papier in der Hand hält, bekommt bei TheHundert schöne Formate und wer es etwas bissiger mag, wird bei Gründermetropole fündig. In Sachen E-Commerce lege ich den Leuten immer gerne Exciting Commerce und Kassenzone ans Herz und die Online Marketing Rockstars bringen unterhaltsamen Marketing-Content.

Du schreibst zu den Themen Gründung und Unternehmensführung und analysierst Startups. Mit welchen Problemen hattest du als Gründer selbst zu kämpfen?

Probleme würde ich es nicht nennen. Eher Herausforderungen und da habe ich es glaube ich mit denselben Dingen zu tun, wie viele andere auch. Primär geht es für ein junges Unternehmen darum, sein Geschäftsmodell zu finden und dann zu exerzieren. Für mich bedeutet das also schnelles und breites Testen, um dann die viel versprechenden Strategien zu intensivieren. Jenseits dessen fand ich viele Behördenthemen recht mühsam. Warum ein junges Unternehmen monatlich eine Steuererklärung abgeben und Steuern vorauszahlen muss, die im nächsten Monat eh wieder zurückfließen, erschließt sich mir bis heute nicht so ganz. Deutschland erscheint mir an dieser Front, aber vielleicht sogar insgesamt nicht sehr unternehmerfreundlich.

Glaubst du, „Querdenker“ haben im Leben mehr Erfolg? Oder worauf kommt es an, als Gründer erfolgreich zu sein?

Sagen wir mal so, zu meiner persönlichen Maxime zählte es immer, Regeln nicht immer einzuhalten, sondern zu hinterfragen oder oft auch zu brechen. Ein Unternehmer akzeptiert den Status Quo nicht, sondern versucht ihn zum besseren zu verändern. Und wenn man dies sehr nah am Kunden verfolgt, stellt sich in der Regel auch auf die ein oder andere Weise ein Erfolg ein, denke ich.

Es gibt einen älteren Artikel von dir mit dem Titel „30 schmutzige Berliner-Startup-Fakten“. Nerven dich Berliner Gründer eigentlich immer noch?

Auf der einen Seite ist dieser Artikel in einer Zeit entstanden, wo ich selbst wohl etwas übersättigt war. Dennoch gibt es manche Eigenarten der Branche, die ich etwas ermüdend finde. Aber es ist ja eine eigene Entscheidung, wie man Dinge angeht und mit welcher Gesellschaft man sich umgibt. Wirklich genervt haben mich die Leute der Branche aber eigentlich nicht.

Du bist ein wahres Multitalent: Gründer, Chefredakteur, Buchautor. Welche Rolle hat für dich die größte Priorität?

Als Kind hat mein Vater mir mal erzählt, dass ich es zu viel Geld bringen könnte, wenn ich ein Auto erfinde, dass mit Bier betrieben wird. Da wollte ich Erfinder werden, wie Daniel Düsentrieb. Und auf eine Art bin ich das dann sogar wirklich geworden. Nur, dass die Produkte, die ich erfinde, oftmals virtuell oder konzeptuell sind. Von daher ist meine primäre Rolle wohl die eines Medienunternehmers, könnte man sagen – ein Erfinder und Produktmensch in der Welt der Digitalmedien.

Ich würde mich selber als Erfinder und Produktmensch in der Welt der Digitalmedien bezeichnen.

2014 hast du ein Buch über die Samwer-Brüder herausgebracht. Was fasziniert dich an den berühmt-berüchtigten Unternehmern?

Zum einen sind sie wirtschaftlich sehr erfolgreich, zum anderen ist ihr Vorgehen oft unkonventionell, unterhaltsam und interessant. Man kann viel von ihnen lernen – im Guten wie im Schlechten – und sie faszinieren die Leute. Gerade auch angesichts der vielen Anekdoten und Geschichten fiel die Entscheidung dann eigentlich recht leicht.

Angenommen, die Welt hätte die digitale Revolution nie erfahren: Wo würdest du dich heute sehen und was würdest du machen?

Vermutlich würde ich mir einen handwerklichen Beruf mit viel Zeit an der frischen Luft suchen. Als Kind habe ich meinem Vater oft bei seinen Handwerksarbeiten geholfen und es fehlt mir heutzutage des Öfteren, etwas mit den eigenen Händen zu machen und zu werkeln. Bei aller Liebe für Konzepte geht doch nichts über die Schaffung eines realen Produkts, das man anfassen kann. Und ich fand schon immer Vorher-Nachher-Betrachtungen spannend, weshalb ich mir auch gerne dann und wann diese Heimwerkershows anschaue, wo Häuser renoviert werden.

Über Joel Kaczmarek

Joel Kaczmarek ist Gründer und Chefredakteur von digital kompakt. Vor der Gründung von digital kompakt wirkte er vier Jahre als Chefredakteur des Branchenblatts Gründerszene, welches er 2014 als Mitgründer des dahinter stehenden Verlags Vertical Media an Axel Springer verkaufte.
Mit dem Online-Meeting-Dienst Sessionbird startete Joel Kaczmarek in der Vergangenheit bereits ein eigenes Technologieunternehmen und ist darüber hinaus Autor der Bestseller-Biografie „Die Paten des Internets“ über die Internetgründer Alexander, Marc und Oliver Samwer.

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