09. Jan 2018 | Experten
Bei einem Gläschen Wein kommen einem doch oft die besten Ideen. Die für einen Onlineversand für exotische Weine zum Beispiel. Markus Schick hat nebenberuflich genau so einen gegründet und bietet bei Chaivallier Weine aus verschiedensten Regionen der Welt an. Warum du auf jeden Fall mal einen Wein aus Thailand, Mexiko oder Uruguay probieren solltest, erfährst du im Interview mit dem Gründer.
Hallo Markus, stell dich und dein Unternehmen doch bitte kurz vor!
Ich bin Jahrgang 1965 und komme aus der Nähe von Frankfurt am Main. Im Hauptberuf bin ich Geschäftsführer eines Ingenieurunternehmens. Seit etwa 3 Jahren verkaufe ich übers Internet exotische Weine, also Tropfen aus untypischen Weinbauländern wie z. B. Tahiti oder Thailand. Meine Leidenschaft für den Wein entwickelte sich erst relativ spät. Mein Entdeckergeist und das Fernweh waren jedoch bei mir schon immer sehr ausgeprägt. Und aus genau diesem Faible heraus – Reisen und Weingenuss – wurde dann auch der Gedanke geboren, Weine aus außergewöhnlichen Anbaugebieten zu vertreiben.
Wie entstand die Idee zu Chaivallier? Bei einem Gläschen Wein vielleicht?
Ja, in der Tat, allerdings nicht im heimischen Wohnzimmer, sondern auf einer Urlaubsreise. 2012 machten wir ein Island Hopping auf den Kapverden. Auf der Vulkaninsel Fogo besuchten wir eine kleine Winzergenossenschaft in der Chã das Caldeiras. Wie in dieser mondähnlichen Landschaft unter widrigen Bedingungen ein sehr schmackhafter Wein erzeugt wurde, hat mich dermaßen fasziniert, dass ich diesen Wein unbedingt nach Deutschland importieren wollte. So fing alles an.
Bei Chaivallier handelt es sich um einen Versandhandel für exotische Weine. Hast du damit eine Marktlücke gefunden?
Ich habe mir ganz bewusst eine absolute Nische gesucht, nach der Devise: „Create your own market“. Händler, die Weine aus der Alten und Neuen Weinwelt anbieten, gibt es schließlich mehr als genug. Die Schwierigkeit besteht jetzt allerdings darin, den Bedarf für exotische Weine erst mal zu wecken. Denn wer googelt schon nach Wein aus Uruguay? Ich vertraue aber darauf, dass sich das Say’sche Gesetz bewahrheitet, das besagt, dass jedes Angebot seine Nachfrage selbst schafft.
Ich habe mir ganz bewusst eine absolute Nische gesucht.
Wieso hast du dich für einen Onlineversand und gegen ein Ladengeschäft entschieden?
Ich betreibe meinen Weinhandel ja nur nebenberuflich. Für ein stationäres Geschäft hätte ich deshalb gar keine Zeit.
Ein Rosé aus Thailand, der Sauvignon Blanc aus Peru. Wie suchst du die Weine für dein Geschäft aus?
Ich recherchiere ganz gezielt nach ausgefallenen Weinbaugebieten. Meist gibt es in der jeweiligen Region nur wenige Weingüter. Dann verschaffe ich mir – idealerweise vor Ort oder auf Messen – einen Eindruck von der Qualität der Weine. In vielen Fällen kenne ich die Winemaker auch persönlich. Wenn mich Geschmack und Qualität überzeugen, wähle ich besonders spannende Kombinationen aus. Also entweder klassische Rebsorten, die unter tropischen Klimabedingungen eine eigene Note entfalten oder solche, die bei uns nicht so populär sind, wie z. B. Colombard oder Carignan.
Mit einem Onlineshop allein ist es heutzutage selten getan. Wie bringst du Chaivallier noch unter’s Volk?
Der Online-Handel ist natürlich sehr anonym. Ich versuche deshalb schon, mit potenziellen Kunden direkt in Kontakt zu kommen. So veranstalte ich z. B. gemeinsam mit namhaften Hotels „Exotische Weinabende“, jeweils mit einem bestimmten Länderschwerpunkt. Wir servieren ein leckeres landestypisches 4-Gänge-Menü mit den korrespondierenden Weinen. Ich plaudere dazu über Land und Leute, stelle die Weine und die Menschen dahinter vor und erzähle kurze Anekdoten von meinen Reisen. Dieses Format kommt bei den Gästen immer sehr gut an.
Was das „Wein-Business“ angeht, könnte man dich als Quereinsteiger bezeichnen. Gab es in dieser Hinsicht Schwierigkeiten bei der Gründung von Chaivallier?
Eigentlich nicht. Im Weinhandel tummeln sich viele Quereinsteiger die versuchen, ihr Hobby und ihre Passion zum Haupterwerb zu machen. Ich bin da also keine Ausnahme. Klar, muss man erst mal viel lernen und seine Erfahrungen machen. Das kostet das ein oder andere Mal auch Lehrgeld. Aber das gehört bei jeder Gründung dazu.
Im Weinhandel tummeln sich viele Quereinsteiger die versuchen, ihr Hobby und ihre Passion zum Haupterwerb zu machen.
Welcher Wein ist euer Kassenschlager?
Sehr beliebt sind unsere kapverdischen Weine. Allen voran unser sanFilipe Vinho do Fogo Tinto 2012, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und alten lokalen Rebsorten. Ein robuster, vollmundiger Rotwein, reich an Tanninen mit gut eingebundener Säure. Auch einer meiner Favoriten!
Was rätst du jungen Unternehmern, die sich mit einem Online-Versandhandel selbstständig machen wollen?
Ich bin Freund einer strukturierten Vorgehensweise. Dazu gehört zunächst, die eigenen Ideen und Vorstellungen in einem Businessplan zu verschriftlichen, auch wenn man keine externen Kapitalgeber sucht. Das hilft, das eigene Geschäftsmodell zu plausibilisieren und gibt Ziel und Richtung. Dabei eher konservativ planen.
In der Regel bekommt man als Startup Unternehmen anfangs keinen Lieferantenkredit. Darum sollte man möglichst schnell stabile und vertrauensvolle Lieferantenbeziehungen aufbauen und für eine solide Finanzierung sorgen. Auch die Kosten für Marketing und Vertrieb sind nicht zu unterschätzen. Weitere Erfolgsfaktoren sind ein gut gestalteter und anwenderfreundlicher Webshop, der Lust aufs Kaufen macht und eine reibungslos funktionierende Logistik.
Und jetzt zur Frage aller Fragen: Rot- oder Weißwein?
Das kommt natürlich immer auch auf die Situation an. Früher habe ich gar keinen Weißwein getrunken. Mittlerweile bin ich doch auf den Geschmack gekommen und weiß z. B. auch einen schönen Riesling zu schätzen. Dennoch, am liebsten trinke ich kräftige Rotweine aus Übersee.
Nebenerwerbsgründer und geschäftsführender Gesellschafter, Markus Schick, leitet hauptberuflich ein Ingenieur- und Beratungsunternehmen. Zuvor bekleidete er verschiedene kaufmännische Funktionen und Führungspositionen in der Exportwirtschaft sowie im internationalen Projektgeschäft. Herr Schick ist diplomierter Betriebswirt (FH) und Lehrbeauftragter für Projektmanagement.