02. Okt 2017 | Experten
Ein eigener Onlineshop ist eigentlich schnell aufgesetzt. Was dabei allerdings oft vernachlässigt wird sind rechtliche Dinge, wie Impressum und AGB. Abmahnungen sind die Folge. Der Händlerbund unterstützt Onlinehändler bei diesen Fragen. Wie? Das erklärt Tim Arlt, verantwortlich für das Marketing und den Vertrieb des Onlinehandelsverbands, im Interview!
Hallo Tim, stelle dich und den Händlerbund unseren Lesern bitte kurz vor.
Wir sind Europas größter Onlinehandelsverband und sichern seit 2008 Onlinepräsenzen rechtlich ab. Dank vieler weiterer Services, die wir neben der Rechtsberatung anbieten, bekommen unsere Mitglieder eine Rundum-Betreuung. Als einer von drei Vorständen verantworte ich seit 2010 die Bereiche Marketing und Vertrieb. Weiterentwicklungen und neuen Ideen sind genau mein Gebiet.
Weiterentwicklungen und neuen Ideen sind genau mein Gebiet.
Aktuell betreut der Händlerbund über 60.000 Onlinepräsenzen. Welche Dienstleistungen bietet ihr an?
Der Händlerbund ist Ansprechpartner und Berater in fast allen Bereichen des Onlinehandels. Wir beginnen mit der rechtlichen Absicherung der Onlinepräsenz, unterstützen beim Kundenservice, vermitteln Agenturen und bieten in unserer Akademie Weiterbildungen sowie ein Newsportal zu Fachthemen an. Wir begleiten unsere Händler von A bis Z und helfen ihnen bei der Professionalisierung ihres Geschäfts.
Der Händlerbund begleitet seine Mitglieder von der Gründung bis hin zum Betreiben eines Online-Shops. Was sind deiner Meinung nach die häufigsten Sorgen und Probleme von Neugründern im E-Commerce?
Wir haben in der aktuellen Zufriedenheitsstudie des Händlerbundes gesehen, dass die größten Herausforderungen die Rechtssicherheit, das Online-Marketing und der Kundenservice sind. Vor allem spüren die meisten unserer Händler (57 Prozent) einen großen Konkurrenzdruck innerhalb der Branche. Es gibt immer wieder Abmahnwellen, die relativ geringe Verstöße hart sanktionieren. Mit unserer Initiative FairCommerce setzen wir uns deshalb für fairen Wettbewerb ein und wirken Massenabmahnungen entgegen.
Auf eurer Website haben wir eine Zahl gelesen, die wir beachtlich fanden: 2015 hat jeder fünfte befragte Onlinehändler mindestens eine Abmahnung erhalten. Was sind die häufigsten Gründe für Abmahnungen und wie können Händler diese vermeiden?
Unter den Abmahnungen, die die wir für unsere Mitglieder bearbeiten, betreffen mehr als die Hälfte Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht. Ein unvollständiges Impressum, unlautere Werbeaussagen oder ein geschützter Markenname können Abmahngründe sein. Oft passiert das versehentlich und Händler ahnen nicht, dass sie dafür eine Abmahnung kassieren. Unsere Mitglieder sind dagegen abgesichert - wir vertreten sie im Falle der Abmahnung sogar rückwirkend und auch bei selbstverschuldeten Fehlern.
Neben einer umfangreichen Rechtsberatung bietet ihr auch Weiterbildungen an. Was genau ist die Händlerbund Akademie?
Die Händlerbund Akademie bietet viele interessante Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen an: Seminare, Webinare und Workshops. Es gibt Seminarreihen, z. B. die Online-Marketing Roadshow, das Networkingevent “Treffpunkt E-Commerce” in Berlin, München, Köln oder Hamburg. Seit einiger Zeit ergänzen wir dazu den “Training Day”, das ist ein Tagesworkshop mit Ebay- und Amazon-Experten, der sehr beliebt ist. Wir entwerfen immer wieder neue Ideen und Themen, die für Händler wichtig sind.
Wir entwerfen immer wieder neue Ideen und Themen, die für Händler wichtig sind.
Online- und Offline Händler können sich Dank der Händlerbund Akademie kontinuierlich weiterbilden. Welche Seminarthemen werden dabei am meisten nachgefragt?
Könnt ihr einen Trend ableiten? Bei unseren Teilnehmern kommen Tipps zum erfolgreichen Verkaufen ohne eigenen Online-Shop sehr gut an. Das betrifft die Online-Marktplätze Ebay und Amazon aber auch alternative Plattformen. Außerdem sind SEO- und SEA-Tipps gefragt und natürlich die rechtlichen Regelungen, die wir durch unsere Rechtsanwälte abdecken können. Trend-Themen sind aktuelle das Social Media Marketing und Mobile-Commerce.
Sind diese zusätzlichen Angebote exklusiv für Händlerbund-Mitglieder oder kann jeder teilnehmen?
Die Akademie, der Kundenservice telbes oder das neue Agenturnetzwerk Network.A stehen allen offen. Auf der Plattform von Network.A können Händler Aufträge beispielsweise zu Web-Designs oder IT-Dienstleistungen eintragen und bekommen darauf Angebote von Agenturen, aus denen sie wählen können. Jeder kann sich dort registrieren, egal ob Online-Händler oder Unternehmer.
Welchen Einfluss haben die aktuellen Entwicklungen auf den Beratungsbedarf eurer Mitglieder? Wo müsst ihr künftig noch mehr ansetzen?
Die Gesetzeslage in Europa und Deutschland ist ständig im Wandel. Neue Richtlinien, Gesetze oder Verordnungen - wir sind immer dabei, unsere Mitglieder zu informieren und die komplexen Themen aufzuarbeiten. Eine einheitliche, europaweite Rechtsprechung würde vieles erleichtern. Die digitale Entwicklung ist jedoch schneller, als die Gesetzgebung sich darauf einstellen kann.
Online oder Offline: Wo kaufst du selbst Bücher, Klamotten und Lebensmittel? Und wo wirst du sie 2025 kaufen?
Selbst kaufe ich sehr gern online und oft nebenbei, weil ich wenig Zeit habe und viel unterwegs bin. Aber genauso oft gehe ich gern in ein Ladengeschäft, wenn ich mir die Produkte anschauen will. In Zukunft erwarte ich, dass der stationäre Handel immer mehr durch Beratung und Showrooms überzeugt. Online wird es in einigen Jahren sicher ein noch größeres Produktangebot und besseren Service in Sachen Payment und Logistik geben.