06. Jul 2017 | Unternehmenssteuerung
Sie kommt vor allem in Wirtschaftskrisen vor und ist typisch deutsch: Das Konzept der Kurzarbeit in der Unternehmenskrise kennen viele andere Länder nicht. Es handelt sich um ein Instrument, das Firmen nutzen können, wenn das Arbeitsvolumen sich erheblich reduziert hat und vorübergehend so bleiben wird. Statt Mitarbeiter zu entlassen oder in den Zwangsurlaub zu schicken, arbeiten einige Abteilungen weniger oder Teammitglieder sind freigestellt. Dafür bekommen sie natürlich weniger Arbeitslohn. Das mindert das Liquiditätsproblem der Firma, welches sich zwangsläufig aus der Auftragsflaute ergibt. Damit die Mitarbeitenden über die Runden kommen, kann die Agentur für Arbeit mit Entgeltersatzleistungen einspringen. Alles, damit die Arbeitsplätze langfristig erhalten bleiben.
Das Unternehmen, das vorübergehend auf Kurzarbeit umstellt, muss keine betriebsbedingten Kündigungen vornehmen. Sobald wieder genug Material und Aufträge vorhanden sind, kann es nahtlos weitergehen. Die eingearbeiteten Fachkräfte sind ja noch da. Entlassungen und Neueinstellungen kosten schließlich ebenfalls Geld und vor allem Zeit.
Die Mitarbeitenden, die für eine Weile weniger arbeiten und verdienen, behalten ihren Arbeitsplatz. Der Kollegenkreis bleibt, es ist keine Jobsuche nötig, kein Umzug und keine Neuorientierung. Für eine Weile ist sicher auch das Mehr an Freizeit ganz nett.
Nicht zuletzt profitieren auch die Arbeitsagenturen davon: Weniger Arbeitslose, die neu vermittelt werden wollen und weniger Zahlungen, da ein Teil des Gehaltes ja noch fließt.
Aber ist es wirklich ein wirkungsvolles Instrument, das Arbeitsplätze auch langfristig erhält? Die Regelungen zum gezielten Einsatz von Arbeitszeitverkürzung und Lohnkürzung mit Ausgleichszahlungen ist nämlich etwas typisch deutsches: anderswo gibt es das in dieser Form nicht.
Wirtschaftswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg kamen in einer von der Fritz-Thyssen-Stiftung geförderten Studie zur Auswirkung von Kurzarbeit auf den Arbeitsmarkt zu dem Schluss, dass während der Wirtschaftskrise 2008/2009 etwa eine halbe Million Arbeitsplätze durch Kurzarbeit gerettet wurden. Allerdings sehen die Forscher die Sache auch kritisch. Schließlich kostet Kurzarbeit auch eine Menge Geld und es gehen dennoch Arbeitsplätze verloren. Nur strikte Regeln schützen das System vor Missbrauch: Firmen könnten ihre Arbeitsplätze subventionieren lassen, ohne sie wirklich zu erhalten.
Kurzarbeit ist kein Allheilmittel, auf das man sich in jeder Wirtschaftskrise verlassen kann – aber eine echt pfiffige Idee, die in Krisenzeiten schon viele Arbeitsplätze erhalten konnte.
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