28. Feb. 2019 | Unternehmenssteuerung
Es gibt endlos viele Bücher und unzählige Tipps gegen das Prokrastinieren. Mit dem Effekt, dass sich bei den meisten Prokrastinierern gar nichts ändert – zumindest nicht auf Dauer. Warum? Weil sie das Problem falsch angehen. Sie sollten lieber richtig prokrastinieren! Und so geht’s.
Prokrastinieren bedeutet, bestimmte Tätigkeiten oder Vorhaben aufzuschieben, bis es nicht mehr geht. Du weißt, du musst dringend einen Zahnarzttermin machen oder die Buchhaltung, die Schwiegereltern besuchen oder den Keller endlich mal aufräumen, aber irgendetwas kommt dir immer und immer wieder dazwischen. Was bei den Schwiegereltern oder dem Keller vielleicht nicht allzu viel ausmacht, kann beim Zahnarzttermin und bei der Buchhaltung fatal sein.
Für manche Selbstständige kann das ewige Vor-sich-Herschieben von Aufgaben existenzbedrohende Ausmaße annehmen. Rechnungen werden nicht bezahlt, Mahnungen übersehen, Aufträge nicht rechtzeitig abgeliefert, Geschäfte nicht vollständig abgewickelt – die Möglichkeiten, sich aufgrund von Prokrastination der eigenen Existenzgrundlage zu berauben, sind zahllos.
Es gibt jedoch ein paar Tricks, die auch auf Dauer funktionieren können. Die Voraussetzung dafür ist, dass Du die Prokrastination nicht als deine Feindin ansiehst, sondern als deine Freundin, die dir helfen kann, sehr viele Dinge zu wuppen.
Teile deine To-do-Liste in mindestens zwei oder drei Spalten ein, vielleicht so:
Wichtig | Geht so | Wenn mal Zeit ist |
---|---|---|
Rechnung XY schreiben | Namensschild am Briefkasten erneuern | Schreibtischschublade aufräumen |
… | … | … |
In diese Spalten trägst du alles ein, was dir an anstehenden beruflich relevanten Aufgaben und Ideen einfällt und teilst sie in die entsprechenden Kategorien ein. Warum diese Kategorien nützlich sind, wirst du gleich erfahren.
Diese Liste sollte in erster Linie Aufgaben aus der Kategorie „Wichtig“ enthalten, denn sie sind – genau – wichtig. Mach die Liste nicht so voll, denn es gibt nichts Schlimmeres für ewige Prokrastinierer, als eine Liste vor sich zu haben, von der sie schon von vornherein wissen, dass sie sie nie im Leben an diesem einen Tag werden abarbeiten können. Fang doch einfach mal mit einem einzigen Punkt an. Wenn du den am nächsten Tag geschafft hast, hast du dir schon ein Erfolgserlebnis beschert, und du kannst dir überlegen, ob du noch einen weiteren wichtigen Punkt von deiner To-do-Liste abarbeiten möchtest.
Es wäre allerdings ein bisschen naiv zu glauben, dass mit diesen ersten beiden Punkten schon dein Prokrastinier-Problem gelöst sein könnte. Was das Ganze erst so richtig rund macht, ist dieser Punkt. Denn die meisten Menschen prokrastinieren auf völlig unproduktive Weise. Sie putzen plötzlich Fenster, wischen Staub oder kratzen die Ablagerungen in der Teekanne mühselig aus. Und wundern sich dann, warum sie immer müde und schlapp und irgendwie immer noch nichts geschafft haben.
Stattdessen solltest du, wenn du mit den Punkten aus der Kategorie „Wichtig“ aus deiner To-do-Liste nicht weiterkommst, die Zeit, die du damit einsparst, sinnvoll nutzen. Schau doch mal, ob du die Putzorgie vielleicht durch etwas aus der Kategorie „Geht so“ deiner To-do-Liste ersetzen kannst, oder auch aus der Kategorie „Wenn mal Zeit ist“, denn Zeit ist ja jetzt. Und Aufgaben werden da genug sein, denn erfahrungsgemäß sind die Spalten „Geht so“ und „Wenn mal Zeit ist“ immer wesentlich voller als die „Wichtig“-Spalte. Auf diese Weise wird das ewige Prokrastinieren zum nützlichsten Tool überhaupt.
Tipp zum Weiterlesen: Schon einmal probiert, mit einem Arbeitstagebuch effizienter zu arbeiten?