20. Jan. 2020 | Gründung
Den Privatdetektiv kennt man aus Agentenfilmen und Krimiserien. Dort erscheint der Beruf spannend und abwechslungsreich zu sein. Im normalen Leben allerdings begegnet man dem Detektiv eher selten. Doch Detektive sind heute für zahlreiche Einsätze gefragt und werden von Privat- und Wirtschaftsdetekteien gebucht. Möchtest Du Dich selbstständig machen als Privatdetektiv? Dann solltest Du besondere Voraussetzungen mitbringen. Welche das sind, erfährst Du hier!
Anders als im Film kommen die Auftraggeber des Privatdetektivs heute zu drei Vierteln aus der Wirtschaft. Der Gegenstand der Ermittlungen ist oftmals die Aufklärung von Betrugsfällen im Bereich zum Beispiel der Lohnfortzahlung, der Spesenabrechnung oder der Arbeitszeit. Auch das Aufdecken von Schwarzarbeit steht weit oben in der Liste. Rund ein Viertel der Auftraggeber ist privat. Hier liegt der Gegenstand der Untersuchungen meist im Bereich des Unterhaltsbetrugs. Dieser liegt zum Beispiel durch Verschweigen einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft vor, die zu einer Einstellung von Unterhaltsleistungen führt. Ein sehr geringer Prozentsatz der Auftraggeber beschäftigt den Privatdetektiven mit ehelicher Untreue.
Zwar brauchst Du grundsätzlich keine Ausbildung, um Privatdetektiv zu werden. Doch Deine Qualifikation sichert Deinen beruflichen Erfolg. Die IHK bestätigt eine Qualifikation zum Detektiv durch eine zweijährige Ausbildung. An deren Ende steht der Berufstitel Privatermittler/Detektiv mit IHK-Fachzertifikat, der durch die ZAD (Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe) verliehen wird.
Ein spezieller IHK Zertifikatslehrgang bietet Interessierten eine Ausbildung, die den Absolventen eine professionelle Qualifikation als Detektiv verspricht. Die Ausbildung vermittelt die erforderlichen praktischen Kenntnisse ebenso wie theoretisches Hintergrundwissen. Die Lehrgangsteilnehmer erhalten beispielsweise Kenntnisse in Kriminalistik, Recht und Psychologie sowie in Ökonomie und Informationstechnologie.
Die Ausbildung vermittelt allgemeine und rechtliche Grundlagen im Bereich der Sicherheitswirtschaft, sowie Grundkenntnisse in Kriminologie, Kriminalistik, Fallanalyse Ermittlungstaktik und Ermittlungsdienst. Daneben erhältst Du Einsichten in die Grundlagen von Kontrolltätigkeiten zum Beispiel als Doorman. Innerhalb der Detektiv Ausbildung der IHK lernen Teilnehmer ebenso den Umgang mit unkonventionellen Vorrichtungen für Sprengungen und Brandsätzen kennen. Daneben gehört das Waffenrecht sowie der praktische Umgang mit Schusswaffen, das Training in waffenloser Selbstverteidigung und in physischer Fitness zu den Ausbildungsinhalten.
Während der Ausbildung lernst Du darüber hinaus Taktiken in der Observation und Ermittlung ebenso wie Fähigkeiten zur psychologischen Gesprächsführung. Du erwirbst dort aber auch juristisches Fachwissen, wie zum Beispiel Einblicke in die Strafprozessordnung, das Bürgerliche Gesetzbuch und das Grundgesetz, sowie in das Kunsturheberrechtsgesetz und viele weitere Rechtsbereiche.
Nach dem Abschluss der Detektiv Ausbildung der IHK können Absolventen Angebote als Detektiv im Einzelhandel, als Gewerbe- und Industriedetektiv oder als Privatdetektiv für eine private Ermittlungstätigkeit in der Wirtschaft annehmen. Darüber hinaus bietet der Lehrgang weitere Abschlüsse, die auch in anderen Bereichen berufliche Möglichkeiten eröffnen.
Da die Detektiv Ausbildung der IHK ihre Absolventen auf verschiedene Spezialgebiete vorbereitet, führt der Lehrgang zu folgenden Abschlüssen:
Um am Lehrgang zur Detektiv Ausbildung der IHK teilnehmen zu können, müssen Interessierte mehrere Voraussetzungen erfüllen, die durch den Ausbildungsträger vorgegeben sind. Dazu gehören:
Zu den persönlichen Voraussetzungen für eine Aufnahme zählen:
Für die Detektiv Ausbildung der IHK stehen staatliche Förderungsmöglichkeiten zur Verfügung, die die Agentur für Arbeit bereitstellt. Denn für die Ausbildung zum Detektiv Beruf gilt eine Maßnahmezertifizierung nach AZWV/AZAV laut SGB III. Die AZWV ist die Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung. Die AZAV ist die Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung. Die Verordnungen des Bundesministeriums für Arbeit sind im Sozialgesetzbuch §184 SGB III verankert und ermöglichen nicht nur die Finanzierung der Ausbildung durch den Staat, wie beispielsweise durch das Arbeitsamt. Die Zertifizierungen der Ausbildung durch AZWV und AZAV gewährleisten neben einer zuverlässigen Qualitätssicherung auch die realistische Berücksichtigung der Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt. Wer Privatdetektiv werden möchte und eine Detektiv Ausbildung der IHK absolviert, erhält durch die Zertifizierung der Maßnahme eine anerkannt solide Grundlage, die den Erfolg in der beruflichen Praxis gewährleistet.
Für das selbstständig machen als Privatdetektiv sind zahlreiche persönliche Eigenschaften erforderlich. Als Privatdetektiv solltest Du gesund und unbedingt sportlich oder zumindest körperlich sehr fit sein. Denn Deine Aufgaben erfordern es oftmals, dass Du eine Person mit dem Fahrrad verfolgen oder sie beim Joggen begleiten musst. Auch Nachteinsätze sind keine Seltenheit. Darüber hinaus solltest Du eine hohe Konzentrationsfähigkeit mitbringen, um Recherchen erfolgreich auszuführen. Lange andauernde Observationen erfordern, dass Du ein ausreichendes Durchhaltevermögen mitbringst. Deine Motivation sollte in einem ausgeprägten Empfinden für Gerechtigkeit liegen, das mit der gesetzlichen Rechtsprechung einher geht. Selbstständig machen als Privatdetektiv bietet sich allerdings erst an, wenn Du über sehr viel Erfahrung in Deinem Beruf verfügst.
Wenn Du Dich als Privatdetektiv selbstständig machen möchtest, beginnt das mit der Gewerbeanmeldung im örtlichen Gewerbeamt. Um Dich gegen eventuelle Haftungsforderungen abzusichern, solltest Du eine geeignete Rechtsform für Deine Selbstständigkeit wählen. Daneben informierst Du das zuständige Finanzamt über Deine Selbstständigkeit. Für Deine Leistungen stellst Du Deinen Kunden eine einfache Rechnung, die auch die Mehrwertsteuer in Höhe von 19% ausweist. Solange Du weniger als 22.000 Euro im Jahr verdienst, kannst Du beim Finanzamt die Behandlung als Kleinunternehmer beantragen. Als Kleinunternehmer musst Du keine Mehrwertsteuer ausweisen.
Als Privatdetektiv hast Du gute Aussichten, ein überdurchschnittliches Einkommen zu erzielen. Da viele Unternehmen inzwischen den Verdacht von Betrug bei Sozialleistungen durch Detekteien untersuchen lassen, ist das Feld an potentiellen und zahlungskräftigen Mandanten sehr groß.
Auch die Risiken gilt es zu beachten, wenn Du Dich als Privatdetektiv selbstständig machst. Denn in dieser Branche brauchst Du eine umfangreiche technische Ausrüstung, wie Film- und Fotokameras, aber auch Fahrzeuge, wie KFZ, Motorrad oder Fahrrad sowie Funkgeräte und vieles mehr. Daher ist für die Gründung einer Detektei ein ausreichendes Budget erforderlich.
Beim Schritt in die Selbstständigkeit brauchst Du nicht nur ausreichend berufliche Erfahrung. Du musst auch über betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfügen. Darüber hinaus benötigst Du ein gut durchdachtes Werbekonzept, um Kunden diskret zu erreichen.
Wer Privatdetektiv werden möchte, sollte sich nach der Ausbildung und dem Entschluss für die Selbstständigkeit zunächst entscheiden, ob er seine zukünftige Tätigkeit als Hauptberuf oder im Nebenberuf ausüben möchte. Wer noch nicht mit ausreichend Aufträgen ausgelastet ist, sollte den Schritt in die Selbstständigkeit im Nebenberuf umsetzen, bis er über einen festen Kundenstamm verfügt. So kann die selbstständige Nebentätigkeit beispielsweise neben der regulären Festanstellung entwickelt werden, bis der Detektiv Beruf ausreichend Einkünfte gewährleistet.
Um sich als Privatdetektiv selbstständig zu machen, benötigen Gründer vor der Gewerbeanmeldung einen gut ausgearbeiteten Businessplan. Zwar ist der Businessplan nur dann als Dokument vorzulegen, wenn Du einen Kredit bei einer Bank beantragst oder um Investoren als Geldgeber zu überzeugen. Doch auch ohne den Bedarf an Fremdkapital dient der Businessplan als wirkungsvolles Instrument, um für die Selbstständigkeit eine Strategie zu entwickeln. Der Businessplan sollte neben einer Marktanalyse den Standort des Unternehmens sowie die Aussichten des Detektiv Berufs mit Gewinnerwartung und Kostenkalkulation enthalten. Darüber hinaus sollte der Businessplan Strategien zur Kundengewinnung mit Zielgruppendefinition und Werbemaßnahmen aufweisen und die zukünftige Unternehmensform festlegen.
Um an Kunden unaufdringlich heranzutreten kannst Du Dich auf Onlineplattformen registrieren. Viele berufliche Plattformen bringen im Internet Auftraggeber und Anbieter zusammen. So können Kunden, die regional einen Detektiv suchen, sich über Dich informieren, Kontakt mit Dir aufnehmen oder Dein Angebot mit anderen Mitbewerbern vergleichen. Darüber hinaus solltest Du Dich in örtlichen Verzeichnissen sowohl im Internet als auch in Printausgaben eintragen lassen. Nach den ersten Aufträgen gewinnst Du neue Kunden in der Regel durch persönliche Empfehlungen, indem Du nach erfolgreicher Arbeit einen zuverlässigen Ruf als Detektiv erarbeitet hast.
Für die Eröffnung einer Detektei oder um sich als Privatermittler selbstständig zu machen, ist eine Gewerbeerlaubnis erforderlich. Denn der Bereich, in dem ein Detektiv tätig ist, gehört zum Bewachungsgewerbe, das laut Gewerbeordnung § 34a GewO eine Gewerbeerlaubnis erfordert. Daher musst Du nachweisen, dass Du über die erforderliche Sachkunde, berufliche Eignung und persönliche Zuverlässigkeit verfügst, um Privatdetektiv werden zu können. Für die Gewerbeerlaubnis benötigst Du in der Regel die folgenden Dokumente:
Ist die Gewerbeerlaubnis erteilt und das Gewerbe angemeldet, wird Dir das Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung zuschicken. In diesem gibst Du Dein voraussichtliches Einkommen an und entscheidest darüber, ob Du die Kleinunternehmerregelung anwenden oder als umsatzsteuerpflichtiger Unternehmer arbeiten möchtest. Danach erhältst Du eine Steuernummer und kannst Deinen Kunden Rechnungen stellen. Auch die IHK wird auf Dich zukommen, da Dein Gewerbe die Mitgliedschaft in der IHK erforderlich macht.
Während der Gründung des Gewerbes im Detektiv Beruf musst Du Dich selbstständig bei der zuständigen Berufsgenossenschaft anmelden. Die Berufsgenossenschaft ist der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Für den Detektiv Beruf ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft VBG zuständig.
Die Mitgliedschaft in einem Berufsverband ist freiwillig. Für den Detektiv Beruf vertritt der Bundesverband Deutscher Detektive e.V. BDD oder der Bund internationaler Detektive BID die Interessen seiner Mitglieder in der Öffentlichkeit.