30. Mai 2016 | Experten

Über digitale Nomaden und die Tücken des Freelancing- Interview mit Thomas Maas von freelancermap

Als Freelancer hat man es nicht immer einfach. Das weiß auch Thomas Maas, der Projektleiter von freelancermap. freelancermap ist ein Online Portal für Freiberufler, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese bei der Auftrags- und Projektsuche zu unterstützen. In einem spannenden Interview beantwortet Thomas Maas unsere Fragen zu der Plattform und zu aktuellen Trends in der Freelancer-Branche, und gibt wertvolle Tipps für Selbstständige und diejenigen, die es noch werden wollen.

Interview mit Thomas Maas

freelancermap bezeichnet sich als Online Marktplatz für IT-Freiberufler. Was genau verbirgt sich dahinter? Und für wen ist freelancermap geeignet?

freelancermap ist eine offene Projektbörse für Recruiter oder Unternehmen, die auf der Suche nach freiberuflichen Mitarbeitern sind und  für Freelancer, die auf der Suche nach Ihrem nächsten Projekt oder wichtigen Kontakten sind.

Schwerpunkt unseres Portals sind die Bereiche IT und Engineering. Der Bereich IT umfasst Jobs für Netzwerkadminstratoren, SAP- oder IT-Berater, Software- oder Webentwickler, Grafikdesigner, hardwarenahe Programmierer und vieles mehr. Im Bereich Engineering sind hauptsächlich  Maschinenbauer, Ingenieure und Elektriker auf der Suche nach vakanten Positionen.
Unser Portal ist sowohl für Einsteiger im Bereich Freelancing geeignet, als auch für erfahrene Freiberufler. In unserem Bereich „Ratgeber“  bieten wir für Einsteiger immer wieder spannende Tipps, um das aufregende selbstständige Arbeitsleben zu meistern.

Wie bewertest du den Freiberufler Markt in Deutschland? Welche Branchen werden in den nächsten Jahren boomen?

Thomas Maas, Projektleiter bei freelancermap
Thomas Maas, Projektleiter bei freelancermap

Die Entwicklung des Freiberuflermarktes ist in den letzten Jahren enorm voran geschritten. Immer mehr Firmen nutzen die Möglichkeit, für kleine oder mittelgroße Projekte Experten und Berater in Ihre Firma zu holen, anstelle sich langfristig an feste Mitarbeiter zu binden. In meinen Augen wird der Bereich Data-Mining/ Smart Data weiter an Bedeutung gewinnen. Nachdem „Big Data“ ein großes Buzzword der letzten Jahre war und alle Firmen fleißig gestartet haben Daten zu sammeln, fehlen jetzt die Experten die diese Daten sinnvoll auswerten können.
Im Bereich „Cloud-Computing“ ist auch noch viel Luft nach oben. Man sieht sehr deutlich z.B. an der überdurchschnittlich hohen Steigerung der Umsatzzahlen der Amazon Webservice Sparte, dass in dieser Branche noch  viel Geld steckt und Experten früher oder später gebraucht werden.

„Digitale Nomaden“ – dieser Begriff genießt unter Webworkern aus aller Welt aktuell große Beliebtheit. Was denkst du über den Trend zur ortsunabhängigen Arbeit mittels Internet? Funktioniert das wirklich?

Ich begrüße diese Entwicklung und bin ich überzeugt, dass dieses Arbeiten unter bestimmten Voraussetzungen funktioniert. Meiner Meinung nach steigert das selbst gewählte Arbeitsumfeld die Qualität der Arbeit deutlich. Der „Nomade“ befindet sich dann in einer sogenannten Work-Life-Balance. In meinen Augen sind es die folgenden drei Faktoren, die grundsätzlich das Arbeiten in einer remote Position erfolgreich machen:

Erfahrung des Arbeiters:
Der Auftragnehmer muss genau wissen, wo seine Fähigkeiten liegen: Welche Arbeitsleistung kann er anbieten und wo liegen seine Grenzen.

Kommunikationsfähigkeit des Projektnehmers und Auftraggebers:
Beide Parteien müssen in der Lage sein, Ihre Anforderungen und Wünsche klar an die Gegenseite zu kommunizieren

Klare Aufgabendefinition des Projekts:
Es handelt sich um ein operatives Projekt im Bereich Design oder Entwicklung, das über eine klare Aufgabenstellung (optional mit Meilensteinen bei größeren Projekten) und ein definiertes Ziel verfügt.

Kürzlich habt ihr eine große Umfrage unter IT-Freiberuflern in D-A-CH durchgeführt. Wie zufrieden bist du mit der Teilnahme? Verrätst du uns vielleicht schon ein paar brandaktuelle Ergebnisse vor der Veröffentlichung?

Wir sind mit der Partizipation mehr als zufrieden. Über 700 Nutzer haben die Umfrage vollständig ausgefüllt. Mit dieser Masse an Daten haben wir eine breite Datenbasis, um relevante Umfrageergebnisse für den deutschsprachigen Freelancer Markt zu präsentieren.
Gerne gibt es einen kleinen Vorgeschmack von unserer Seite: 2015 haben über 10 % der Befragten ihren Stundensatz gesenkt. Nur 4,5 % der Freelancer denken, dass ihr Stundensatz 2016 sinken wird.  Ein starkes Zeichen also für die wachsende Bedeutung des Freelancer Marktes. Wieviel Prozent werden wohl ihren Stundensatz in 2016 erhöhen? Die Antwort gibt es dann Anfang Juni bei der Veröffentlichung der Umfrage!

Vor welchen Problemen stehen Freiberufler und Selbständige bei der Akquise von neuen Projekten oder Kunden am häufigsten? Welche Vorteile bieten Marktplätze wie freelancermap dabei?

Die Königsdisziplin im Leben des Freelancers sind, passende Aufgaben und Kontakte zu finden, die auch zur Reisebereitschaft des Suchenden passen. Wir unterstützen Freiberufler hier und bieten ein Suchsystem mit diversen Filtermöglichkeiten, um schnell an die passenden vakanten Positionen zu kommen. Durch das Anlegen eines Profils können sich Freelancer auch finden lassen ohne selbst viel Zeit in die Akquise zu stecken.
Zu guter Letzt bieten wir unseren Usern einen Suchagent für Projekte an. Freelancer können sich damit automatisiert ein Mailingsystem einrichten, um einmal oder mehrmals täglich über neue Projekte auf freelancermap informiert zu werden. Damit spart sich der Freiberufler ebenfalls die Zeit, die er oder sie beim manuellen Suchen verbrauchen würde.

Die Königsdisziplin im Leben des Freelancers sind, passende Aufgaben und Kontakte zu finden, die auch zur Reisebereitschaft des Suchenden passen.

Wie sollte sich ein Freiberufler im Internet präsentieren, um das Interesse von Auftraggebern zu erregen?

Grundsätzlich finde ich eine ubiquitäre Sichtbarkeit sehr wichtig. Man sollte sich von dem Gedanken verabschieden nur ein Portal zu nutzen um Kontakte zu knüpfen. Neben der Nutzung von Projektportalen sollte man zusätzlich dazu Geld und Zeit in die Hand nehmen und sich eine persönliche Webseite bauen (bzw. bauen lassen). Jedes große Unternehmen verfügt über eine Website und auch als Freelancer ist man ein (wenn auch sehr kleines) Unternehmen. Eine ansprechende Seite im Netz kann oft den Unterschied machen, wenn es um feine Nuancen bei der Auswahl zwischen den finalen Kandidaten geht.
Bei der Profildarstellung, sowohl auf seiner eigenen Seite, als auch in Freelancerverzeichnissen ist es wichtig, seine Skills sauber darzustellen und eine sauber gegliederte Projekthistorie anzuzeigen. Recruiter brauchen schnell die wichtigsten Informationen, daher sollten Ihre gewünschten Stunden-, Tages- und All-In Sätze sichtbar sein. Vermeiden sollten Freelancer ungenügende Informationen in den Skills und Fähigkeiten wie z.B.: „siehe CV“.
Recruiter leiden unter demselben Zeitdruck wie Freelancer und nehmen sich daher nicht die Zeit, die fehlenden Informationen mühsam zusammen zu suchen. Sie werden einfach den nächsten Kandidaten suchen, der die passenden Fähigkeiten anbietet. Weiterhin werden Sie durch solche Angaben bei einer Suche in der Trefferliste übergangen. Die meisten Suchmaschinen arbeiten mit einer Volltextsuche und können nicht Ihre Anhänge parsen, daher werden Sie für Suchen, die Ihre Skills betreffen, nicht gefunden.

Man sollte sich von dem Gedanken verabschieden nur ein Portal zu nutzen um Kontakte zu knüpfen.

Stellen Business Netzwerke wie LinkedIn und Xing eine Bedrohung für euer Geschäftsmodell da?

Definitiv nicht – im Gegenteil: Wir sehen Xing und LinkedIn als sinnvolle Ergänzung zu unserem Angebot. Seit Kurzem sind wir auch auf Xing mit einer eigenen Gruppe zum Thema „Freelancing und Projekte“ vertreten. Davon abgesehen sind wir eine reine Projektbörse und spezialisiert auf  IT & Technik. Daher können wir einen erheblichen Mehrwert gegenüber Generalisten wie Xing oder LinkedIn bieten und die Ansprüche und Wünsche unserer Kunden exakt treffen und schnell umsetzen.

Ein anderes kniffliges Thema für Freiberufler ist die Kalkulation von Stunden- oder Tagessätzen. Was ist deiner Meinung nach die beste Methode?

Wichtig ist es einen genauen Überblick über seine laufenden Kosten zu haben. Dazu gehören Lebenshaltungskosten, sowie die notwendigen Versicherungen wie Haftpflicht-, Pflege- und Krankenversicherung. Vergessen Sie dabei nicht die Altersvorsorge!
Weiterhin muss man sich einen Plan aufstellen, wie viele Stunden man pro Woche tatsächlich arbeiten möchte. Hier sollte man realistisch bleiben – Ein Freelancer wird keine 40 Stunden Woche haben, wie ein fest angestellter Arbeitnehmer. Wie in jedem Business sollte man zudem eine kleine Marktanalyse machen und schauen wie viele Freelancer mit ähnlichen Skills verdienen bzw. verlangen.
Rücklagen sollten stets gebildet und einkalkuliert werden für Steuernachzahlungen, Anwaltskosten oder sonstige unerwarteten Rechnungen. Last but not least: Den Stundensatz ruhig etwas höher angeben – nach unten verhandeln kann man immer noch!

freelancermap gibt es mittlerweile seit über 10 Jahren. Was hat sich seit damals auf der Plattform und am Geschäftsmodell verändert?

Vor allem Optisch hat sich in den 10 Jahren bei der freelancermap einiges getan. Wir befinden uns jetzt in einem ständigen Redesign-Prozess, um die Benutzerführung so einfach und schnell wie möglich zu machen und trotzdem dem User die größtmögliche Freiheit zu bieten.
Unser erfolgreiches und faires Geschäftsmodell hingegen hat sich in all den Jahren nicht geändert – und wird es auch nicht. Wir bieten nach wie vor ein sogenanntes Freemium-Model an. Interessierte Kunden können sich kostenlos anmelden um die wichtigsten Funktionen zu testen und  für erweiterte Features unsere günstige Premium-Mitgliedschaft buchen, die im Monat sogar weniger als 10 Euro kostet!

Welchen Tipp hast du noch für jene Leser, die sich selbständig machen wollen oder gerade selbständig gemacht haben?

Mein Tipp: Meldet euch bei freelancermap an und sammelt Kontakte. Zeigt Präsenz im Netz und pflegt soziale Netzwerke. Man weiß nie über welchen Kontakt das nächste Projekt kommt. Achtet bei der Anmeldung des Gewerbes auf rechtliche Fallstricke, die euch später teuer zu stehen kommen und sucht euch einen guten Steuerberater mit dem es auch auf menschlicher Ebene funktioniert – dann steht einer erfolgreichen Karriere als Freelancer nichts im Weg!


Über Thomas Maas

Thomas Maas ist seit 2011 Projektleiter bei freelancermap – dem Online Portal für Freiberufler. Seine Leidenschaft für das Internet begann vor über 15 Jahren und beinhaltet die Konzeption, Erstellung und Pflege von hochwertigen Webinhalten. Aktuell beschäftigt sich Thomas verstärkt mit den Themen: SEO, Usability, Responsive Design, sinnvolle Nutzung von Cloudlösungen für Webanwendungen und der Skalierung von Entwicklungsteams durch Outsourcing.

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