03. Feb 2020 | Gründung
Mit einem oder mehreren Freunden oder gar mit engen Familienmitgliedern ein Unternehmen zu gründen, eine Idee zu vermarkten und gemeinsames Geld zu verdienen klingt verlockend. Mit wem könnte es genauso viel Spaß machen, täglich zusammenzuarbeiten, wie mit denen, die einem am nächsten stehen? Wem schenkt man genauso gerne sein vollstes Vertrauen, gerade, wenn es um Finanzielles geht und bei wem muss man so wenig Angst vor einem Ideenklau oder Betrug haben? Gerade hier aber machen viele einen Denkfehler: denn natürlich kennt man sich gegenseitig sehr gut und vertraut sich mitunter blind – das heißt aber noch lange nicht, dass gerade beim sensiblen Thema der Finanzen, immer alle auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Selbst unter besten Freunden kann die ganze Unternehmung dann schnell einmal nach hinten losgehen. Ist das Gründen mit den Nächsten also überhaupt empfehlenswert? Und wie sieht es mit Startkapital von Bekannten aus? Ist das eine gute Idee?
Ein zentraler Aspekt bei der Gründung eines Unternehmens ist die Finanzierung. Oft treten neben einem zuvor erwirtschafteten Startkapital, Banken und staatliche Subventionen als Geldquellen ein. Wer jedoch innerhalb des eigenen Kontaktkreises gründet, sucht unter Umständen auch unter Freunden oder Familienmitglieder als Kapitalgeber für das Unternehmen. Sie sind dann nur indirekt an der Gründung beteiligt. Da das Startkapital eine enorme Hürde für viele junge Gründer darstellt, ist die Finanzierung mit der Hilfe von Bekannten eine echte Chance.
Denn die Finanzierung durch ausreichende und geeignete Kredite von Banken ist oft nur schwer umsetzbar. Nur wenige lassen sich von einer Geschäftsidee so schnell überzeugen, wie Bekannte, die einen vielleicht schon lange kennen und die einem eine Menge Vertrauen schenken. Findet sich dann doch ein Investor, der bereit ist, das Risiko einzugehen, in die Geschäftsidee zu investieren und sein Kapital im schlimmsten Fall zu verlieren, verlangt dieser in der Regel eine ordentliche Unternehmensbeteiligung. Die meisten dürften allerdings sowieso schon an der Suche nach einem solchen Investor verzweifeln.
Die Alternative, also die Finanzierung durch Nahestehende, liegt also im Grunde nah. Diese Finanzierung durch Menschen aus dem engsten Kreis, die nicht intensiv überzeugt werden müssen, sondern die von sich aus an eine gute Idee glauben, bringt einige Vorteile mit sich:
Läuft alles gut, floriert das Unternehmen und lassen sich die mitunter vielleicht gemäßigten Beträge, die Freunde oder Familienmitglieder beigesteuert haben, bald wieder zurückzahlen, ist diese Finanzierungsmethode im Vergleich zu anderen üblichen Finanzierungsarten wohl die allerbeste. Letztlich lässt sich unternehmerischer Erfolg aber nicht immer zu 100% voraussagen und das Ganze kann auch nach hinten losgehen. Die Finanzierung durch Nahestehende birgt also auch einige Risiken, die Nachteile gegenüber anderen Finanzierungsmethoden bilden.
So kann es durchaus vorkommen, dass die Familie als Kapitalgeber zwar nicht direkt am Unternehmen beteiligt werden will, aber zumindest verlangt, die unternehmerischen Entscheidungen beurteilen zu dürfen, bzw. diese mitgeteilt zu bekommen. Gerade wenn ältere Generationen im Spiel sind, die vielleicht noch etwas konservativere Ansichten haben, könnte das schnell lästig werden.
Der vermutlich viel größere Nachteil jedoch ist, dass eine Geschäftsidee immer platzen kann. Die Möglichkeit, dass das investierte Kapital verloren geht, besteht immer. Muss dies einer Bank zurückgezahlt werden, leidet nur der Kreditnehmer – die Bank nimmt die Sache nicht persönlich, im Gegenteil. Hat aber die Großmutter oder der Onkel in das Unternehmen investiert, könnte es durchaus passieren, dass das kommende Familientreffen zu einer mehr als unangenehmen Veranstaltung wird. In ähnlicher Weise können Freundschaften unter geplatzten Ideen leiden oder sogar vollständig in die Brüche gehen.
Wer diese Nachteile umgehen will, kann auf eine dritte Möglichkeit zurückgreifen, welche die Familie noch einmal indirekter an der Gründung beteiligt. Die Rede ist von der Bürgschaft. Sie kann beispielsweise dann nötig sein, wenn die Bonitätsprüfung zu schwach ausfällt, um von der Bank ein Darlehen ohne weitere Sicherheiten zu bekommen. Die Vorteile bei dieser Bürgschaft: sie stellt eine einseitige Verpflichtung ohne Anspruch auf eine Gegenleistung dar. Außerdem kann sie auch dann helfen, wenn die Bank der Meinung ist, dass das momentan noch frei verfügbare Einkommen des zukünftigen Gründers nicht ausreicht. Die Bank interessiert es nämlich weniger, wie viel Umsatz ein Unternehmen in einigen Monaten oder Jahren eventuell abwerfen könnte. Vielmehr legt sie in Bezug auf die Lebenshaltungskosten pauschale Sätze zugrunde – um diese Hürde zu umgehen, kann ein Bürge helfen. Wem die direkte Finanzierung durch Bekannte also nicht geheuer ist, der kann durchaus eine solche Bürgschaft in Betracht ziehen.
Sind dagegen Freunde oder Familienmitglieder für eine Direktfinanzierung und ist man sich in allem einig und möchte das vorhandene Risiko eingehen, sollten dennoch einige Dinge beachtet werden, damit die Beziehungen nicht etwa unter dem Geld zu leiden haben:
Wem die Finanzierung des Unternehmens durch Bekannte und Verwandte nicht reicht und wer den Schritt wagen will, mit ihnen zusammen das Unternehmen zu gründen und zu versuchen erfolgreich zu werden, der sollte ebenfalls für den Worst Case vorsorgen. Wie in vorigen Abschnitten bereits erläutert, könnte bei der gemeinsamen Gründung einiges schief laufen. Um das zu vermeiden, sollten die Gründer sich zusammensetzen und einige Dinge abklären.
Gründen ist eine Sache für Einzelkämpfer – jedenfalls vorwiegend. Laut KfW Gründungsmonitor gründen ganze 77% aller Gründer alleine. Und 64% starten das Unternehmen oder die Umsetzung ihrer Idee dann auch ganz ohne Mitarbeiter. Im Grunde ist das aber verwunderlich, liegen die Vorteile des gemeinsamen Gründens doch auf der Hand:
Wer sich all diese Argumente vor Augen führt, kommt nicht unbegründet schnell zu dem Schluss, dass das Gründen mit mehreren anderen Leuten eigentlich nur empfehlenswert ist. Wer vielleicht sogar Bekannte, Freunde oder Mitglieder aus der Familie im Sinn hat, denen die Idee genauso gefallen könnte oder die eventuell eine ähnliche Vision teilen, für den liegt es nahe, sich zunächst an diesen Kreis zu wenden. Denn die Vertrautheit untereinander scheint noch einmal vieles zu vereinfachen. Der Umgang ist von Anfang an viel lockererer, die Erfahrungen, die man macht, lassen sich viel hemmungsloser beurteilen, bewerten und besprechen und die ersten Erfolge viel ausgelassener und schöner miteinander feiern. Und das alles kann auch funktionieren – muss es aber eben nicht.
Wenn das Gründen mit Freunden oder der Familie schlecht läuft, stehen nicht nur der unternehmerische Erfolg, sondern eben auch ernsthafte tiefe Beziehungen und Freundschaften auf dem Spiel. Dann muss sich nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch privat mit Stress und Streitereien auseinandergesetzt werden.
Im März 2016 berichtete die FAZ von Björn Bergstein, einem ehemaligen Berufssoldaten, der beschloss, Computerspiele zu entwerfen und sein Erspartes zunächst in eine Ausbildung an der Games Academy Berlin zu investieren und anschließend eine Firma zu gründen. Bergstein verfolgte diese Pläne und entschloss sich dazu, die Firma gemeinsam mit Freunden zu gründen. Denn bereits seit dem zweiten Semester verfolgte er mit einem Kommilitonen zusammen die Idee, eine bestimmte Spiele-App auf das Smartphone zu bringen. Gemeinsam begann die Entwicklung und 2012 gewannen die beiden für ihr Spiel den „Gameforge Newcomer Award“. Es lag nahe, eine Firma zu gründen und da eine Freundin Jura studiert hatte und ein anderer Freund sich mit Medien auskannte und alle die Leidenschaft für Videospiele teilten, nahm Bergstein sie mit ins Boot. Weitere Kommilitonen arbeiteten auf Minijobbasis mit in der Firma und zunächst lief alles, wie Bergstein es sich gewünscht hatte: alle verstanden sich gut miteinander, die Arbeit ging voller Freude voran und auch privat hing man gerne zusammen rum. Doch ab dem Punkt, an dem ein Publisher sich meldete und das Spiel herausbringen wollte, ging das Unternehmen langsam aber sicher den Bach hinunter.
Streitgrund war die simple, aber entscheidende Frage, ob das Geld, das der Publisher bot, angemessen oder zu wenig sei. Die Freunde wurden sich nicht einig und der Publisher sprang ab. Die App wurde fertig entwickelt und Bergstein und seine Freunde versuchten, sie selbst herauszubringen. Der Erfolg blieb allerdings aus.
Im Nachhinein wurde Bergstein bewusst, dass das Gründen mit Freunden in vielen Fällen eben doch keine so gute Idee darstellt, obwohl die Vorstellung sich meist genial anhört. Denn gerade das freundschaftliche Verhältnis, bei dem selten eine klare Hierarchie herrscht und jeder etwas sagen und mitbestimmten möchte, kann zu echten Problemen führen. Denn selten sind die Vorstellungen aller Mitgründer gleich: die einen wollen zunächst einmal überhaupt etwas in der Hand haben, die anderen wollen vielleicht gleich das große Ding drehen und viel Geld verdienen. Wenn dann nicht etwa ein BWLer an Bord ist, der lediglich auf die Zahlen schaut und rational entscheidet und kein Chef da ist, der sagt, was genau und wann etwas gemacht wird, finden Pläne oft kein Ende und eine Idee scheitert an ihrer endgültigen Umsetzung.
Experten im Bereich der Unternehmensgründung und des Unternehmertums bestätigen, was Bergstein aus seinen Erfahrungen gelernt hat. Wer seine Geschäftspartner nach Sympathie aussucht und Freunde oder Familie mit einbindet, begeht meist schon vor der eigentlichen Umsetzung der Ideen einen großen Fehler. Dass dieser Fehler aber durchaus schnell passieren kann verwundert nicht, denn gute Ideen entstehen oftmals eben nicht am Schreibtisch, sondern bei einem Feierabendbier mit Freunden, Kommilitonen oder Bekannten. Und wer von Anfang an dabei war, wird dann eben auch schnell einmal mit ins Boot geholt – das Vertrauen ist ja schon da.
Die Nachteile, die sich aus solch einer Entscheidung allerdings ergeben können, kommen den meisten Gründern überhaupt nicht in den Sinn:
Nicht immer ist es sinnvoll, das Startkapital von Bekannten zu beziehen. Denn eine finanzielle Gabe unter Bekannten setzt sehr viel gegenseitiges Vertrauen voraus. Diese Herausforderung belastet langfristig nicht nur die persönliche Beziehung, sondern auch das Unternehmen. Wer ein Unternehmen gründen möchte, sollte so viel Vertrauen in den Erfolg seiner Initiative aufbringen, dass er auch die Belastung durch einen Kredit tragen kann. Daneben sollte das Unterfangen auf ein ausreichendes Maß an Professionalität zurückgreifen können, das in der Lage ist, auch andere Formen der Kapitalfindung zu aktivieren. Gründer haben beispielsweise die folgenden Möglichkeiten für die Kapitalbeschaffung:
Gründer, die ihr notwendiges Startkapital nicht selbst aufbringen können, können einen Bankkredit beantragen. Der Gründungskredit wird bei der eigenen Hausbank beantragt. Viele Banken bieten spezielle Gründungskredite mit besonderen Konditionen, die auf die Bedürfnisse von Gründern eingehen und zugeschnitten sind. Bei der Beantragung eines Gründungskredits bei der Bank ist die Vorlage eines Businessplans erforderlich, der das Unternehmen im Detail beschreibt, Perspektiven für die Zukunft aufzeigt und den Kapitalbedarf offenlegt. Da der Staat Gründungen durch zahlreiche Programme fördert, kommt gegebenenfalls eine Kombination aus Bankkredit und Förderdarlehen in Frage. Auch staatliche Förderdarlehen müssen Gründer bei ihrer Hausbank beantragen. Da die Hausbank die bisherigen wirtschaftlichen Verhältnisse des Antragstellers am besten kennt, wurde sie vom Gesetzgeber als Mittler zwischen dem Antragsteller und der Förderbank eingesetzt. Sie muss den Antrag gegenüber der Förderbank befürworten.
Das Bundesministerium für Wirtschaft bietet neben sogenannten Förderdarlehen mit günstigen Zinsen, langen Laufzeiten und tilgungsfreien Anlaufphasen weitere Förderprogramme, die auf der Website des BMWi zu finden sind. Weitere Förderungsinstrumente des Staates für Gründer bestehen in Zuschüssen, Beteiligungen und Bürgschaften. Über die KfW Bank wird beispielsweise das ERP-Kapital für Gründung als Teilfinanzierung mit bis zu 500.000 Euro, der ERP Gründerkredit – StartGeld mit bis zu 100.000 Euro, der ERP Gründerkredit – Universell mit mehr als 500.000 Euro für Gründungsvorhaben angeboten. Daneben bietet das Bundesministerium für Arbeit und Soziales Mikrokredite von bis zu insgesamt 25.000 Euro sowie Mikromezzaninfonds. Das ERP Beteiligungsprogramm der KFW fördert kleine und mittlere Unternehmen, die Beteiligungsgeber suchen.
Der Staat fördert über das Bundesministerium für Wirtschaft BMWi darüber hinaus Start-Ups und Unternehmen, deren Tätigkeitsfeld auf Technologie und Wissenschaft basiert, mit speziellen Programmen. Die Programme bieten in der Regel das Startkapital oder Teilfinanzierungen für Gründer in verschiedenen Höhen und zu unterschiedlichen Konditionen. Hierzu zählen beispielsweise
Weitere Förderprogramme des Staates verschaffen Gründern, die Unternehmen der Green Economy starten möchten, das notwendige Startkapital für ihr Vorhaben.
Gründer, die ihr Unternehmen nach einer Arbeitslosigkeit starten möchten, können bei der Bundesagentur für Arbeit einen Gründungszuschuss beantragen. Das Startkapital besteht in einer monatlichen Zahlung des bisherigen Arbeitslosengeldes zuzüglich 300 Euro. Nach Ablauf eines halben Jahres können über weitere neun Monate hinweg 300 Euro monatlich ausbezahlt werden. Die zweite Förderung durch das Arbeitsamt erfolgt über das Einstiegsgeld, das den Lebensunterhalt des Gründers während der Gründungsphase absichert.
Die Finanzierungsform Crowdfunding ist ein Instrument, das dank der großen Streuweite des Internet funktioniert und das Startkapital für Projekte oder für Unternehmensgründungen von vielen Einzelinvestoren sammelt. Alle Einzelinvestoren beteiligen sich abhängig von der Höhe ihres Investitionsbetrags an der Finanzierung des Projektes oder des Unternehmens. Um Investoren zu erreichen müssen Gründungswillige ihr Projekt oder ihre Geschäftsidee im Internet präsentieren und von deren Innovationskraft überzeugen. Dabei nennt der Gründer auch das Startkapital, das seine Gründung erfordert. Im klassischen Crowdfunding überlässt der Gründer seinen Investoren eine Gegenleistung für ihre Investition. In der Regel erhalten Investoren im Crowdfunding ein Sachgeschenk mit Bezug zum Projekt oder zum Unternehmen. Das Crowdinvesting hingegen macht die Investoren zu Beteiligten am Projekt, die einen Anspruch auf finanzielle Ausschüttung vom Gewinn haben.