23. Jan. 2019 | Gründung

Unternehmenswert berechnen: Wie viel ist dein Unternehmen wert?

Im Rahmen der Veräußerung einer Firma gibt es keine Regeln oder Formeln, die den Unternehmenswert berechnen. Auch der Gesetzgeber hat für die Ermittlung des Firmenwertes keine Vorgaben bereit gestellt. Wie also kannst Du den Wert Deiner Firma herausfinden?

  1. Wie kannst Du Deinen Unternehmenswert berechnen?
  2. Welches Verfahren ist für welches Unternehmen geeignet?
  3. Wie sollten kleine und mittlere Unternehmen den Wert berechnen?
  4. Wo findest Du Hilfestellung beim Unternehmensverkauf?
Unternehmenswert berechnen
Um den Unternehmenswert zu berechnen, gibt es mehrere Methoden – vorgeschrieben ist aber keine. Wir helfen Dir bei der Entscheidung. (Bild © pexels.com)

Der Lohn der Mühen – so kannst Du Deinen Unternehmenswert berechnen

Einen objektiven Wert für Deine Firma, der sich aus fest definierten Kriterien ergibt, kannst Du daher nicht benennen. Aus der Praxis von Unternehmensübergaben leiten sich jedoch unterschiedliche Vorgehensweisen ab. Zu den verschiedenen Verfahren, wie Du den Unternehmenswert berechnen kannst, gehören:

  • Ertragswert
  • Substanzwert
  • Liquidationswert
  • Marktwert

Ertragswert

Die Ermittlung des Ertragswertes ist die am häufigsten angewandte Methode, mit der Anbieter von Firmen den Unternehmenswert berechnen. Die Methode legt den zu erwartenden Gewinn zugrunde, den die Firma in den kommenden Jahren erwirtschaften wird. Dabei berücksichtigt sie zugleich die Investitionszinsen, die beim Kauf anfallen und verrechnet diese mit den zu erwartenden Zinsen aus dem Ertrag. Bei Personengesellschaften zieht die Ertragswert-Methode zudem den berechneten Lohn des Unternehmers ab. Die Gewinne aus der Vergangenheit legen dabei die Basis für die Berechnung von zukünftigen Erträgen. Für eine realistische Ermittlung des Ertragswertes bereinigst Du vergangene Gewinne um Erträge, die außerhalb des normalen Geschäfts liegen. Ziel der Feststellung des Ertragswertes ist der Gewinn, den der Käufer bei normalem Geschäftsbetrieb erwirtschaften kann. Auf folgendem Weg kannst Du über den Ertragswert den Unternehmenswert berechnen:

  • Prognose
  • Fünf-Jahres-Plan
  • Ertragsermittlung

Über die Prognose für Dein Unternehmen triffst Du eine Aussage über den zu erwartenden Gewinn. Zu einer realistischen Prognose gehört die Analyse des betreffenden Marktes, die die Entwicklung in der Vergangenheit berücksichtigt. In die Prognose fließt auch eine Analyse ein, die über zusätzliche Gewinnchancen genauso Auskunft gibt, wie über eventuelle Risiken.

Der Fünf-Jahres-Plan setzt die Prognose in konkrete Zahlen um. Der Plan berücksichtigt über einen relativ langen Zeitraum hinweg den zu erwartenden Umsatz, anfallende Kosten, Investitionen, die dazu kommen und das Ergebnis aus sämtlichen Faktoren.

Um den Ertrag zu bestimmen, fließen nicht nur die Zahlen aus der Prognose und der Fünf-Jahres-Planung zusammen. Auch der so genannte Kapitalisierungszinsfuß nimmt auf die Ertragsermittlung Einfluss. Der Kapitalisierungszinsfuß setzt sich aus dem Basiszinssatz und einem Risikoaufschlag zusammen. Für seine Berechnung bietet ein umfangreiches Angebot an Fachliteratur detaillierte Anleitung.

Substanzwert

Wenn Du über den Substanzwert den Unternehmenswert berechnen möchtest, dann stellst Du die Vermögenswerte der Firma den Schulden gegenüber. Zu den Vermögenswerten gehören sämtliche Gegenstände, die für Deinen Betrieb nötig sind – unabhängig davon, ob sie materiell oder immateriell sind. Lizenzen oder Urheberrechte, Patente oder Entwicklungen gehören genauso zu den Vermögenswerten wie Maschinen, Immobilien oder Werkzeuge. Zu den Schulden gehören nicht nur Kredite, sondern sämtliche Verbindlichkeiten, offene Rechnungen, Leasingverträge oder zukünftige Lohnkosten. Bei der Ermittlung des Wertes der betriebsrelevanten Gegenstände berücksichtigst Du den Neupreis, genauso wie den aktuellen Zustand, das Alter und die Nutzung. Auch die Nachfrage nach den Gegenständen bestimmt den Substanzwert mit.

Liquidationswert

Der so genannte Liquidationswert ist eine Schätzung, die bei Firmen angewendet wird, die über einen langen Zeitraum hinweg nicht rentabel wirtschaften. Der Liquidationswert legt das untere Limit des Wertes einer Firma fest.

Marktwert

Wenn Du mit Hilfe des Marktwertes den Unternehmenswert berechnen möchtest, dann pendelst Du einen Mittelwert zwischen Angebot und Nachfrage aus. Der Mittelwert errechnet sich mit der Summe aus vorher zu bestimmenden Anteilen von Ertrags- und Substanzwert. Die Branche, in der Dein Unternehmen tätig ist, gibt den Ausschlag dafür, zu welchen Anteilen die unterschiedlichen Werte aus Ertrag und Substanz zusammen gerechnet werden.

Bei börsennotierten Unternehmen ist der Marktwert mit dem Börsenwert gleich zusetzen. Als Anhaltspunkt für den Marktwert anderer Unternehmen können daher auch börsennotierte Unternehmen aus derselben Branche mit ihrem Börsenwert dienen, indem sie zum Vergleich herangezogen werden. 

Der Marktwert kann zudem dadurch beurteilt werden, welche Zielsetzungen durch Investoren einwirken. Ein strategischer Investor, der Synergien für das Unternehmen bereit stellt, verbessert dabei den Marktwert zum Beispiel gegenüber einem normalen Investor.

Welches Verfahren ist für welches Unternehmen geeignet?

Viele Faktoren bestimmen darüber, wie Du für Deine Firma den Unternehmenswert berechnen kannst. Daher kann die Wahl des Verfahrens nicht eindeutig festgelegt werden. Im Zuge von Verkaufsverhandlungen spielen neben den messbaren Faktoren auch subjektive Wertvorstellungen der Verhandlungspartner eine Rolle. Um festzustellen, welches Verfahren sich für die eigene Unternehmensbewertung eignet gilt es, die individuellen Merkmale sowie die Ausgangsposition Deines Unternehmens zu berücksichtigen.

Unternehmenswert berechnen mit dem Ertragswertverfahren

Vor allem kleine Unternehmen setzen häufig das Ertragswertverfahren ein, wenn sie ihren Unternehmenswert berechnen. Doch das Verfahren kann nur voraussichtliche Aussagen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit treffen, die zu einer Unsicherheit über die Höhe der Ertragsaussichten führen. Da sich die Wettbewerbsverhältnisse im Laufe der Zeit verändern können, liefern die Gewinne des aktuellen Geschäftsbetriebs keinen ausreichenden Anhaltspunkt zur Bewertung für die Zukunft. Denn zu dieser gehören auch die Fähigkeiten des Käufers. 

Mit dem Substanzwertverfahren den Unternehmenswert berechnen

Grundsatz beim Substanzwertverfahren ist die Differenz aus Vermögen und Schulden. Neben der messbaren Ermittlung der materiellen Werte muss das anzuwendende Verfahren jedoch je nach den gegebenen Umständen auch immaterielle Wirtschaftsgüter berücksichtigen. Zu den immateriellen Wirtschaftsgütern gehören zum Beispiel das Unternehmensimage, das vorhandene Können und die umfassende Erfahrung der Mitarbeiter sowie langjährige Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern. 

In der Folge eignet sich das Substanzverfahren sehr gut für Unternehmen, die über ein hohes Anlagevermögen verfügen und die ihre Wirtschaftlichkeit aus eindeutig messbaren Faktoren beziehen, wie zum Beispiel Ladeneinrichtung, Fuhrpark, Warenlager und Forderungen. Denn das Substanzwertverfahren ist sehr einfach anzuwenden und erfordert keine Zukunftsprognosen. 

Im Gegensatz dazu eignet sich das Verfahren jedoch nicht für Unternehmen, deren Stärke vorwiegend in den nicht messbaren Faktoren liegen. Dazu gehören insbesondere Dienstleistungsunternehmen, deren Wirtschaftlichkeit in der Fachkenntnis ihrer Arbeitskräfte sowie in ihrem Kundenstamm liegt. Da die immateriellen Werte Deines Unternehmens nicht genau messbar sind, musst Du diese einer Schätzung unterziehen.

Mit dem Marktwertverfahren den Unternehmenswert berechnen

Das Marktwertverfahren ist sehr einfach zu handhaben und zu vermitteln. Denn der über das Marktwertverfahren ermittelte Unternehmenswert dient als sicherer Messwert für die Orientierung in Verhandlungen. Da die Bewertung branchenbezogen erfolgt, werden individuelle Eigenheiten eines Unternehmens jedoch nicht berücksichtigt. Gerade kleine Unternehmen zeichnen sich jedoch durch ihre Individualität aus und machen daher eine eindeutige Zuordnung zu einer Branche schwierig. Aus diesem Grund eignet sich das Verfahren besonders für mittelgroße bis große Unternehmen, die eine branchentypische Geschäftstätigkeit ausüben.

Wie sollten kleine und mittlere Unternehmen ihren Unternehmenswert berechnen?

Kleine und mittlere Unternehmen sollten das gewählte Verfahren zur Feststellung ihres Unternehmenswertes anpassen. Denn gerade kleine und mittlere Unternehmen zeichnen sich durch sehr unterschiedliche Besonderheiten aus, die bei der Unternehmensbewertung Berücksichtigung finden müssen. 

Bei der Bewertung für den Unternehmenswert von kleinen und mittleren Betrieben fällt zum Beispiel der Person des Geschäftsinhabers eine erhebliche Bedeutung zu. Ist der Unternehmer zugleich Eigentümer, dann wirkt sich das auf sein wirtschaftliches Verhalten anders aus, als wenn ein Geschäftsführer eingesetzt ist. In kleinen und mittleren Betrieben konzentriert sich zudem die Planung und Leistung des Unternehmens sehr stark auf die Person des Unternehmers. Ein Unternehmen ist demnach auch danach zu bewerten, inwieweit es ohne den bisherigen Unternehmer wirtschaftlich handeln kann.

Gerade bei kleinen und mittleren Betrieben fließen diese Zusammenhänge in den Unternehmenswert ein. Für die Unternehmensbewertung ist es daher wichtig festzustellen, ob der Betrieb nahtlos auf einen anderen Geschäftsführer übergehen kann.

Aus diesem Grund sollten für die Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen die unterschiedlichen Verfahren den Voraussetzungen im Unternehmen angeglichen werden. Die Bewertung des Unternehmens muss besonders sorgfältig und gründlich unter Berücksichtigung aller erforderlichen Besonderheiten durchgeführt werden. Daneben sollten Betriebe professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, um den Unternehmenswert ermitteln zu können. 

Wo findest Du Hilfestellung beim Unternehmensverkauf?

Da zahlreiche verschiedene Kriterien zusammenfließen, um einen Unternehmenswert berechnen zu können, ist fachliche Unterstützung bares Geld wert. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer mit Erfahrung in der Unternehmensbewertung schaffen Sicherheit beim Verkauf.

Bei der Unternehmensbewertung können auch beratende Institutionen helfen. So bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW eine Beraterbörse im Internet unter . Daneben stellt der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater unter Kontakt zu Fachleuten zur Verfügung. Auch die Industrie- und Handelskammern der Länder können für die Unternehmensbewertung vereidigte Sachverständige benennen. 

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