08. Jul 2020 | Planen & Hilfen
Sich selbst vergessen Freiberufler und Gründer gerne, wenn es um die Finanzplanung ihres Startups geht. Dabei hast Du Dich doch selbstständig gemacht, um davon leben zu können. Um Dein Gehalt bzw. die Privatentnahmen richtig zu kalkulieren, musst Du wissen, wie hoch Deine Lebenshaltungskosten sind. Da setzt das Minimum für Deinen Unternehmerlohn an.
Auch beim Schreiben eines Businessplans solltest Du Dein eigenes Einkommen nicht vernachlässigen. Auch Investoren wissen, dass Du Lebensmittel und Miete bezahlen musst oder Urlaub brauchst, um Dein Geschäft aufzubauen. Also plane Dich selbst mit ein, wenn Du Fördermittelanträge stellst.
Freelancer kennen das von der Kalkulation ihrer Honorare. Der Stundensatz muss alles abdecken, auch die Zeiten, in denen Du nicht arbeitest. Ähnlich sieht es bei der Kalkulation von Unternehmerlohn aus. Zu Deinem Bedarf zählen alle laufenden Kosten wie Miete, Heizung, Strom, Wasser, Lebensmittel, Gebühren für Fernsehen, Müllabfuhr und Zeitschriftenabonnements, die Fitnessstudio-Mitgliedschaft und alle paar Jahre eine neue Waschmaschine. Du musst Deinen Urlaub bezahlen und fürs Alter vorsorgen können. Berufsunfähigkeits- und Haftpflichtversicherung gehören dazu. Kindergartengebühren, Kinderfahrräder, ein Weihnachtsbaum, Hundesteuer, Katzenstreu und hin und wieder ein neues Meerschweinchen und Balkonkästen: Dein Leben – mit oder ohne Familie – kostet Geld.
Das Bundeswirtschaftsministerium berücksichtigt in seiner Berechnung des Unternehmerlohns nur vergleichsweise wenige Kriterien. Die Berechnung geht von drei zentralen Ausgabenposten aus:
Die Summe aus allen aufgeführten Positionen führt zum Grundbedarf, den jeder ermitteln sollte, der sich mit dem Gedanken einer Unternehmensgründung trägt. Denn die Deckung des Grundbedarf ist ein zentrales Ziel der selbstständigen Tätigkeit. Selbstständige müssen ihren Bedarf realistisch ansetzen, um nicht nach der Gründung in Liquiditätsengpässe zu geraten.
Die Ermittlung des Grundbedarfs als Maßzahl für den Unternehmerlohn, wie ihn das BMWi vorschlägt, vermittelt lediglich eine von mehreren Kriterien, die dabei helfen, das Einkommen als Selbstständiger zu bestimmen. Denn nicht nur die Lebenssituation des Selbstständigen oder des Gründers sollte einen Einfluss auf dessen Gehalt nehmen. Daher kann der Lebensunterhalt zuzüglich einiger Rücklagen nur als eine perspektivische Maßzahl neben weiteren Kriterien für den Unternehmerlohn herangezogen werden. Denn einerseits muss nicht jeder, der sich selbstständig machen möchte, ausschließlich von den Einkünften aus seinem Betrieb leben. Und andererseits sollten sich Unternehmer nicht ausschließlich auf das Minimum beschränken, wenn sie den Verdienst ermitteln, den sie als Selbstständiger erreichen möchten. Denn der Unternehmerlohn sollte sich insbesondere danach ausrichten, welche Leistung das Unternehmen erbringt. Zudem zählen auch die Qualifikation und die Kompetenzen, die für potentielle Kunden zur Verfügung stehen, zu den zentralen Kriterien für die Bewertung über den Verdienst als Selbstständiger.
Der Unternehmerlohn ist ein regelmäßiger Geldbetrag, der von den Einnahmen eines Unternehmens abgezogen wird. Er gehört demnach zu den laufenden Ausgaben, die den Gewinn des Betriebs belasten. Daher musst Du bereits vor der Gründung genau festlegen, wie viel Gehalt Du Dir als Selbstständiger auszahlen wirst. Denn der Unternehmerlohn als eine feste Ausgabengröße bestimmt neben den weiteren Betriebsausgaben darüber, ob sich Dein Unternehmen lohnen wird.
Die Finanzplanung, zu der der Unternehmerlohn gehört, ist nicht nur für Dich selbst als Gründer oder als bereits selbstständig Tätiger wichtig. Auch Kreditgeber und Behörden müssen die Tragfähigkeit Deines Unternehmens einschätzen können, um Entscheidungen im Zusammenhang mit Deiner Firma treffen zu können. Daher gehört der Unternehmerlohn auch in den Businessplan Deines Unternehmens, den Du vor der Gründung erstellst und durch den Du Dein Vorhaben gegenüber Dritten präsentierst. Im Businessplan, der auch eine möglichst genaue Finanzplanung enthält, legst Du offen, wie Dein Unternehmen gestaltet sein soll und welche Mittel Du einsetzen wirst, um es wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Im Finanzplan legst Du offen, welchen finanziellen Bedarf Dein Unternehmen hat und wie viel Geld Du selbst mitbringen kannst.
Zu den finanziellen Belastungen Deines Unternehmens gehört auch der Betrag, den Du Dir an Gehalt als Selbstständiger selbst auszahlen wirst. Daher ist der Unternehmerlohn ein wichtiger Bestandteil Deines Businessplans und sollte mit entsprechender Sorgfalt ermittelt und in einem realistischen Betrag angegeben sein. Ist das Gehalt, das Du Dir als Selbstständiger ausbezahlen möchtest, zu hoch angesiedelt, wirkt das unseriös. Ist es hingegen zu niedrig angesetzt, erkennen Kreditgeber schnell Probleme in der zukünftigen Liquidität. Dabei gilt es auch, die Entwicklung Deines Unternehmens ins Auge zu fassen, indem Du eine kontinuierliche Anpassung Deines Gehalts als Selbstständiger einkalkulierst.
Neben den vorrangigen Kriterien, die Du berücksichtigen solltest, wenn Du Dein Gehalt als Selbstständiger ermittelst, solltest Du Dich auch am Markt orientieren. Daher lohnt sich ein Blick auf die Konkurrenz. Das Gehalt, das sich für bestimmte Berufsgruppen bewährt hat, kann für Gründer oder bereits selbstständig Tätige eine sichere Orientierung geben, wenn sie den eigenen Verdienst als Selbstständige festlegen. Das Gehalt, das Du Dir als Selbstständiger auszahlen wirst, kann sich danach ausrichten, welche Stundensätze oder Preise in einer bestimmten Branche auf dem Markt üblich sind. Wer sich gerade in der Gründung befindet, sollte dabei seinen Lohn im unteren Bereich des üblichen Intervalls an Stundensätzen oder Preisen ansiedeln und im Laufe der Zeit nach oben anpassen.
Der Abgleich der eigenen Verdienstvorstellungen mit dem Markt hat gleich mehrere positive Auswirkungen. Denn zum einen stellt das Gehalt, das Du Dir als Selbstständiger auszahlst, einen Ausgabenposten, der sich auf Deine Preiskalkulation auswirkt, dar. Diese muss einerseits konkurrenzfähig sein und andererseits Deine Ausgaben berücksichtigen, damit sie für ausreichend Liquidität sorgen kann. Dein Gehalt muss innerhalb aller betrieblichen Faktoren ausgewogen sein und für ein gesundes Gleichgewicht sorgen. Greifst Du durch einen Marktabgleich auf bereits vorhandene und bewährte Messzahlen zurück, überträgst Du dabei bewährte Strukturen in Dein eigenes Unternehmen.
Zum anderen trifft Dein Unternehmerlohn eine Aussage über Deine unternehmerischen Fähigkeiten. Denn der Verdienst, den Du als Selbstständiger einkalkulierst, offenbart, ob Du Dein Unternehmen realistisch bewertest oder mit falschen Messzahlen führst.
Von der Gesellschaftsform Deiner Firma hängt ab, ob Du einfach privat Geld entnehmen darfst oder Dir ein regelmäßiges Gehalt mit Lohnsteuer etc. ausgezahlt wird. Als Geschäftsführer einer GmbH bekommst Du Unternehmerlohn. Als Freiberufler kannst Du nach Bedarf Geld vom Geschäftskonto auf Dein privates Konto überweisen oder abheben.
Gerade in den ersten Jahren der Selbstständigkeit sieht es oft mit den Gewinnen noch mau aus. Hier ist es ganz wichtig, abzuwägen, ob Du zu viel oder zu wenig für Deinen eigenen Lebensunterhalt aus der Firma entnimmst. Zu viel ruiniert womöglich Deine Firma. Zu wenig lässt Dich irgendwo zwischen Burnout und Chaos sitzen. Denn wenn Du kaum genug zum Leben hast, verhinderst Du auch, dass Du Dich voll auf Dein Geschäft konzentrieren kannst.