27. Dez 2021 | Allgemein
Junge Menschen, die sich als Berufseinsteiger in einer Firma bewerben, sind meist motiviert und voller Energie. Doch vielen fehlt es an beruflicher Vorerfahrung. Es gibt jedoch einige Tätigkeiten, die Hinweise darauf geben können, welche Fähigkeiten und Wissensstand sie bereits erlangt haben.
Menschen ohne Berufserfahrung einzustellen, birgt für Unternehmen immer ein gewisses Risiko. Jedoch auch Berufseinsteiger ohne Berufserfahrung sind qualifiziert und können sehr motiviert und passend für Dein Unternehmen sein, wenn Du den jungen Professionals die Möglichkeit gibst. Insbesondere junge Talente lassen sich, wenn eingestellt, mit Weiterbildungen Wissen aneignen.
Auch nach intensiveren Vorstellungsgesprächen lässt sich lediglich einschätzen, ob der- oder diejenige eine verlässliche Arbeitskraft sein wird, die eigenverantwortlich ihrer Tätigkeit nachgeht und die erforderlichen Fortschritte innerhalb einer räsonablen Zeit erzielen kann. Es gibt jedoch einige Anhaltspunkte im Lebenslauf des Einsteigers, die Hinweise auf erste Erfahrungen und vor allem die Soft Skills des Bewerbers geben können.
An vielen Schulen ist ein Praktikum vorgesehen, um junge Menschen auf die Berufswelt vorzubereiten und es ihnen zu ermöglichen, erste Erfahrungen zu sammeln. Die zweiwöchige Berufszeit findet meist in der neunten Klasse statt und hilft Schülern bei der Entscheidung, ob ein bestimmter Berufszweig für sie erstrebenswert ist oder nicht.
In dieser Zeit sammeln junge Menschen erste praktische Erfahrungen und lernen einen bestimmten Beruf, das geforderte Fähigkeitsprofil sowie den Arbeitsalltag kennen. Das kann dazu führen, dass bereits in jungen Jahren ein Interesse für einen bestimmten Berufszweig geweckt wird. Zudem haben Praktikanten bereits einen Einblick in die Arbeitsabläufe erhalten. Das erleichtert dem Unternehmen nicht nur die Einarbeitung, sondern minimiert auch das Risiko einer Kündigung aufgrund falscher Erwartungen.
Nicht selten wird das Praktikum von der Erfahrung begleitet, dass sich ein Berufswunsch nicht bestätigt. Gründe hierfür können sein, dass die Vorstellung über den Arbeitsalltag nicht der Realität oder die Ausübung der Tätigkeit nicht dem eigenen Fähigkeitsprofil entspricht. Diese Erkenntnis ist für Unternehmen aber ebenso wertvoll. Denn Berufseinsteiger stellen für ein Unternehmen ebenfalls ein geringeres Risiko dar, wenn sie bereits wissen, was sie nicht wollen.
Das Praktikumszeugnis, das nach Beendigung der Praktikumszeit vom gewählten Betrieb ausgestellt wird, gibt zudem erste Hinweise über Einstellung, Arbeitsweise und Fähigkeiten des Bewerbers. Vor allem die Soft Skills geben wertvolle Erkenntnisse über die Persönlichkeit des Interessenten. Dabei spielt es keine große Rolle, ob das Praktikum im gleichen oder in einem anderen Berufszweig ausgeübt wurde.
Sätze wie „war stets motiviert und erfüllte die Aufgaben zu unserer vollsten Zufriedenheit“ sind für Personaler immer ein wichtiges Kriterium, das darüber entscheidet, ob ein Interessent zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wird oder nicht. Formulierungen wie „war stets bemüht, den Anforderungen des Betriebes gerecht zu werden“ geben ebenfalls einen Anhaltspunkt über Fähigkeit und Motivation des Bewerbers. Viele Unternehmen bieten Praktika an, um selber gezielt nach neuen Mitarbeitern zu suchen. Denn Praktikanten, die sich bereits bewähren konnten, verursachen einen geringeren Einarbeitungs-Aufwand und haben bereits speziell auf das Tätigkeitsfeld zugeschnittene Vorerfahrung gesammelt.
Für die Ausübung des FSJ gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Für Berufseinsteiger, die sich für einen pflegerischen oder medizinischen Beruf interessieren, gibt es die Möglichkeit, das Freiwillige Soziale Jahr in einem Krankenhaus zu absolvieren. Hier bekommen sie einen ersten Einblick in den Berufsalltag von Klinikmitarbeitern und lernen medizinische Grundlagen wie das Messen des Blutdrucks oder die Dokumentation von Krankheitsbildern und Untersuchungen. Je nach Station beziehungsweise gewähltem Schwerpunkt werden nach der Einarbeitungszeit auch anspruchsvollere Aufgaben übernommen. In der Chirurgie können Sie zum Beispiel bei Operationen dabei sein und sogar kleinere Assistenzaufgaben übernehmen.
So sind Berufseinsteiger, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Krankenhaus absolviert haben, sehr viel besser auf den medizinischen Beruf vorbereitet als Bewerber, die noch keine praktischen Erfahrungen machen konnten.
Am Ende der Dienstzeit wird ebenfalls ein Zeugnis ausgestellt, das als Kompetenznachweis nützlich sein kann. FSJ’ler mit medizinischem Hintergrund verfügen neben der praktischen Erfahrung und dem daraus resultierenden Wissen über wichtige Soft-Skills: Teamarbeit, Belastbarkeit, Flexibilität sowie soziale Kompetenzen wie der Umgang mit Menschen sind Grundvoraussetzungen für den erfolgreichen Abschluss des Dienstes. Es gibt aber auch Träger, die das Freiwillige Soziale Jahr in einem Verein anbieten. Dort können Sportbegeisterte wertvolle Erfahrungen sammeln, die eine gute Grundlage für den späteren Berufsweg sein können. Sie werden zum Beispiel in die Tagesaufgaben des Vereins eingeführt und erledigen wichtige organisatorische Aufgaben. Zudem sind sie an der Gestaltung von Trainingseinheiten beteiligt. Hier erlernen sie, wie man bestimmte Muskelgruppen trainiert oder wie ein Zirkeltraining aufgebaut sein muss. Sie bekommen so bereits einen fundierten Einblick in Tätigkeiten, für deren Ausübung eigentlich ein Trainerschein benötigt wird.
Neben dem fundierten Fachwissen über den menschlichen Körper erlernen sie bei der Durchführung von AG’s mit Schulklassen wertvolle Soft-Skills. Denn die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen schult die Sozial- und Führungskompetenz. So sind FSJ’ler, die ihren Dienst in einem Verein absolviert haben, gut auf Berufe aus dem sportlichen, pädagogischen oder gesellschaftlichen Bereich vorbereitet.
Das Pendant zum FSJ ist der Freiwilligendienst bei der Deutschen Bundeswehr. Interessierte wählen vorab ihren Schwerpunkt, der neben dem Heer, der Luftwaffe oder der Marine auch der Bereich Cyber-Security und Informationsbeschaffung sein kann. So kann der FWD eine professionelle Grundlage sein, die einen Bewerber für ein IT-Unternehmen besonders interessant macht. Denn die haben nicht nur erste theoretische Erfahrungen, sondern konnten die bereits praktisch unter Anwendung anspruchsvoller Technik umsetzen.
Bei der Bundeswehr gibt es weitere Möglichkeiten hinsichtlich des Tätigkeitsfelds. So können FWD’ler auch in der Verwaltung, als Techniker, Fotograf, Orchestermusiker, Mediengestalter oder Logistiker tätig sein und dort wertvolle Vorerfahrungen für den jeweiligen Berufszweig sammeln. Zudem haben Wehrdienstleistende nach erfolgreichem Abschluss bewiesen, dass sie über Teamkompetenz, Stressresistenz, Kritikfähigkeit sowie ein gutes Zeitmanagement verfügen.
Ab dem Erreichen des 18. Lebensjahres ist es jedem möglich, eine selbstständige Tätigkeit auszuüben oder ein Gewerbe anzumelden. Mündige Minderjährige, also Jugendliche ab 14 Jahren, können mit dem Einverständnis der Erziehungsberechtigten ebenfalls gewerblich tätig werden.
Berufseinsteiger, die schon früh beruflich tätig wurden, haben bereits eine genaue Vorstellung von ihrem Berufswunsch und konnten viele Erfahrungen wie eigenständiges und verlässliches Arbeiten sammeln. Jemand, der sich als Texter in einer Agentur bewirbt und diese Tätigkeit schon seit Jahren freiberuflich ausübt, ist nicht nur routinierter in seiner Arbeitsweise, sondern bringt unter Umständen sogar einen eigenen Kundenstamm mit. Jemand, der als Fotograf gewerblich gearbeitet hat, kann für die Ausbildung als Mediengestalter besser geeignet sein als ein Mitbewerber ohne Vorerfahrung. Denn durch die selbstständige Tätigkeit haben sich bereits bildkompositorische Fähigkeiten entwickelt und der professionelle Umgang mit Kunden muss ebenfalls nicht von Grund auf erlernt werden.
Wichtig ist aber auch hier, dass der Bewerber die gesammelten Erfahrungen über Nachweise belegen kann, sei es in Form von Zeugnissen, Arbeitsbescheinigungen, Kundenrezensionen oder anderen Referenzen.