14. Mai 2019 | Unternehmenssteuerung
Das Lernen ist nicht mit dem Abschluss von Schule, Berufsausbildung oder Studium zu Ende. Auch Erwachsene lernen noch. Gemessen an der Zahl der Anbieter, am Veranstaltungsangebot und an den Teilnehmerzahlen stellt die Erwachsenenbildung mit Weiter- und Fortbildung sogar den größten Bildungsbereich in Deutschland. Welche Gründe hinter dem hohen Interesse an Weiterbildung für Erwachsene stecken und wer welche Angebote nutzen kann, erfährst Du hier.
Die Erwachsenenbildung hat sich im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert entwickelt. Doch erst seit den vergangenen Jahrzehnten erreicht die Möglichkeit der Weiterbildung für Erwachsene alle Schichten der Gesellschaft und wird von immer mehr Interessierten angenommen und als selbstverständlich erachtet. Dabei zählen alle Formen von organisierten Lernaktivitäten, die sich an Erwachsene richten, zur Erwachsenenbildung. Doch Erwachsene lernen nicht nur innerhalb von Einheiten, die durch Andere organisiert werden. Sie organisieren sich auch selbst und lernen zum Beispiel mit der Hilfe von Fachliteratur oder über den aktiv angestoßenen Austausch von Erfahrungen am Arbeitsplatz.
Nicht nur die laufend fortschreitende Entwicklung in der Technik, Wissenschaft und Gesellschaft führt dazu, dass Erwachsene durch Weiterbildung Schritt halten. Erwachsene setzen zudem durch den Besuch von Bildungsmaßnahmen vorhandene Bildung fort oder sie holen Versäumtes nach. Auch das Aufholen von Information oder das Auffrischen alter Lerninhalte zählt zu den Anlässen, die Erwachsene dazu bewegen, sich einer Bildungsmaßnahme anzuschließen.
Das Angebot von Bildungsmaßnahmen für Erwachsene umfasst neben dem Erschließen neuer Fachgebiete auch das Nachholen von klassischen Schulabschlüssen. Von großem Interesse sind Angebote zum Erlernen von bisher unbekannten Fremdsprachen. Aber auch in der Lebenshilfe finden sich zahlreiche Angebote, die sich einer großen Nachfrage erfreuen. Dazu gehören zum Beispiel Bildungsangebote in den Bereichen Gesundheit, Familie, Kultur oder Angebote für die Freizeitgestaltung. Aber auch Bildungsmaßnahmen, die Erwachsenen eine Weiterentwicklung in ihrer beruflichen Tätigkeit ermöglichen, wie Anpassungsmaßnahmen oder Fortbildungen in bestimmten beruflichen Fachgebieten finden zahlreiche Interessenten.
Laut dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung im Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. ist ein stetiger Zuwachs in der beruflichen und erwerbsbezogenen Weiterbildung zu erkennen. Dahingegen geht das Interesse an politischer Bildung zurück. Auch Angebote in kultureller Bildung, Gesundheitskurse, Kurse zum Erlernen von Fremdsprachen sowie zum Erlernen von Basiskenntnissen in EDV stehen aufgrund der sehr hohen Nachfrage im Zentrum des Angebotes durch die Bildungsträger.
Da die Anzahl von Analphabeten in Deutschland zunimmt und ein inzwischen immer größer werdender Anteil von Erwachsenen in Deutschland nur beschränkt oder gar nicht lesen und schreiben kann, steht die Erwachsenenbildung auf diesem Gebiet vor großen Herausforderungen. Diese Herausforderungen spiegeln gesellschaftliche Veränderungen deutlich wieder und stellen neue Anforderungen an die Bildungsträger, denen diese seit einigen Jahren nun auch verstärkt begegnen. Zudem erfährt die voranschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche zunehmende Aufmerksamkeit, die dazu herausfordert, Erwachsene durch Bildungsmaßnahmen an neue Techniken heranzuführen.
Die Teilnahme an einer Weiterbildung für Erwachsene hängt mit dem bestehenden Bildungsgrad unmittelbar zusammen. So nehmen zum Beispiel Erwachsene mit Abitur sehr viel häufiger an kulturellen Veranstaltungen wie Theater-, Konzert- oder Museumsbesuchen teil als Erwachsene mit einem niedrigeren Bildungsabschluss. Unter den Teilnehmern an Bildungsmaßnahmen für Erwachsene findet sich grundsätzlich nur ein geringer Anteil von Erwachsenen ohne Berufsabschluss.
Die Träger für Erwachsenenbildung haben unterschiedliche Hintergründe. So bieten neben innerbetrieblichen Weiterbildungen auch zahlreiche staatliche, öffentlich-rechtliche, gemeinnützige oder gewerbliche Ausbildungsträger Bildungsmaßnahmen für Erwachsene an. Dabei stellen die Ausbildungsinstitutionen ihre Angebote zum Teil in enger Zusammenarbeit untereinander, aber auch zum Teil in Konkurrenz zueinander zur Verfügung.
Die Bildungsmaßnahmen werden zumeist von Fachleuten in ihrem jeweiligen Fachgebiet ausgearbeitet und abgehalten. Die Dozenten, Kursleiter oder Trainer arbeiten zum Teil in Vollzeit, in Teilzeit oder im Nebenberuf. Sie führen die Kurse entweder als Angestellte des Bildungsträgers, als Freiberufler oder aber im Ehrenamt durch. Oftmals arbeiten die Dozenten in verschiedenen Bildungseinrichtungen zu gleicher Zeit.
Die Studie BeLL sollte klären, welchen Einfluss das lebenslange Lernen auf den Menschen nimmt und welche Auswirkungen festzustellen sind. BeLL steht für „Benefits of Lifelong Learning – What is adult education for“. Für die Ergebnisse haben die Forscher insgesamt 8646 Fragebögen sowie 82 Interviews ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass lebenslanges Lernen zufriedener macht. Können Erwachsene lernen, dann profitieren sie in vielerlei Hinsicht.
Das internationale Forscherteam, das an der BeLL-Studie beteiligt war, sollte den Nutzen von Weiterbildung untersuchen und die Unterschiede des lebenslangen Lernens innerhalb Europas ermitteln. Herausgekommen ist, dass für alle Weiterbildungseinrichtungen und Länder, aus denen Daten erhoben wurden, gleichermaßen gilt: Wenn Erwachsene lernen, beeinflusst das ihr Leben positiv.
Unabhängig davon, ob für den Beruf spezifische neue Fähigkeiten gelernt oder allgemeinbildende Maßnahmen besucht wurden, profitierten Teilnehmer in drei Lebensbereichen:
Fazit: Weiterbildung für Erwachsene bringt also nicht nur dem Einzelnen messbare Vorteile, sondern auch den Menschen mit denen er zusammen lebt und arbeitet. Weiterbildung im Betrieb hat also nicht nur als eine isolierte konkrete Maßnahme einen inhaltlichen Effekt. Fortbildungen ermöglichen es den Mitarbeitern, an ihrem Potenzial, ihrer Zufriedenheit und ihrer Leistungsfähigkeit zu arbeiten.
Allerdings ermittelte die Studie auch, dass Weiterbildung insbesondere dann glücklich macht, wenn sie freiwillig ist und den individuellen Bildungsinteressen entspricht. Das Glück, das mit der Fortbildung einher geht, kann demnach nicht erzwungen werden.
Wenn Du mehr über das BeLL-Projekt erfahren möchtest, dann kannst Du neben der BeLL-Projekthomepage auch bei der European Association for the Education of Adults (EAEA) weitere Informationen finden.
Der so genannte zweite Bildungsweg öffnet Erwachsenen den Weg zu einem Schulabschluss, den sie bislang nicht erreicht haben. Im zweiten Bildungsweg können Erwachsene den Hauptschulabschluss, die Mittlere Reife oder das Abitur nachholen. Wer also während seiner Jugend zum Beispiel einen höheren Schulabschluss nicht erreicht hat, weil er anstatt des Gymnasiums nur die Hauptschule besuchen konnte, dem steht im Erwachsenenalter der zweite Bildungsweg offen. Auch Schulabbrecher können auf diese Weise einen Schulabschluss nachholen und so die Basis für eine weitere berufliche Ausbildung legen.
Wer sich dazu entschließt, im Erwachsenenalter den zweiten Bildungsweg zu beschreiten, der muss viel Zeit und Energie, aber auch Geld aufbringen. Daher sollten Betroffene ein klares Ziel mit der Ausbildung verfolgen, um den erworbenen Abschluss sinnvoll zu nutzen. Doch die Vorteile nach Erreichen eines qualifizierenden Abschlusses liegen auf der Hand. Der Abschluss ermöglicht nicht nur den Einstieg in eine weiterführende Berufsausbildung. Auch die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt steigen mit der zusätzlichen Qualifikation. Zudem bestätigt der Abschluss auf dem zweiten Bildungsweg dem Absolventen zahlreiche positive Stärken in seiner Persönlichkeit, wie Engagement, Durchhaltevermögen, Selbstständigkeit und Leistungsbereitschaft.
In Deutschland kannst Du über den zweiten Bildungsweg sämtliche Schulabschlüsse nachholen, die in der Regel auf dem normalen Schulweg zu erreichen sind. Dazu gehören:
Der Hauptschulabschluss ist die Basis für die erste berufliche Ausbildung in regulären Lehrberufen. Der Abschluss eröffnet den Zugang in den Arbeitsmarkt. Für viele Ausbildungsberufe, besonders im Handwerk, ist der Hauptschulabschluss ausreichend. Das gilt jedoch nicht für alle Ausbildungsberufe.
Du kannst den Hauptschulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg an Abendschulen (Abendhauptschule), in Volkshochschulen oder an Fernschulen nachholen. Die Abendschule richtet ihren Unterricht nach dem regulären Arbeitstag ein, sodass auch Berufstätige teilnehmen können. Zumeist besteht der Stundenplan in bis zu 20 Wochenstunden. Die Ausbildung dauert je nach Bildungsstand zwischen einem halben Jahr bis zu eineinhalb Jahren.
Die Mittlere Reife ist der Abschluss nach dem regulären Besuch einer Realschule. Der Abschluss der Mittleren Reife ist nicht nur für zahlreiche Ausbildungsberufe erforderlich. Auch der Besuch einer Fachoberschule ist nur mit Mittlerer Reife möglich. Wer sowohl eine Berufsausbildung als auch die Mittlere Reife abgeschlossen hat, der kann auch ein Studium an der Fachhochschule und in manchen Berufen auch an der Universität anschließen.
Auch die Mittlere Reife kannst Du an der Abendschule (Abendrealschule), an einem Berufskolleg oder an einer Fernschule nachholen. Die Abendrealschule dauert zumeist zwei Jahre. Der Unterricht findet entweder berufsbegleitend am Abend oder in Blöcken während des ganzen Tages statt.
Der Abschluss einer Fachoberschule führt zum Fachabitur und damit zur so genannten Fachhochschulreife. Diese berechtigt zum Zugang an einer Fachhochschule. An regulären Universitäten ist die Fachhochschulreife nur in bestimmten Fächern ausreichend.
Für das Fachabitur bieten Abendgymnasien, Berufskollegs oder die Volkshochschule die Möglichkeit eines qualifizierten Abschlusses. Auch viele Fernschulen bieten das Fachabitur an.
Wer mindestens acht Jahre lang das Gymnasium erfolgreich besucht hat, der erlangt mit dem Abitur die so genannte Hochschulreife, die ihm den Zutritt zu einer Universität eröffnet. Dort kannst Du mit Abitur grundsätzlich jedes Fach studieren.
Für das Abitur kannst Du ein Abendgymnasium besuchen oder ein Fernstudium absolvieren. Auf dem zweiten Bildungsweg sind für das Abitur drei Jahre erforderlich.
Neben den Abendschulen, den Volkshochschulen und den Fernschulen können Interessierte sich zu akademischen Studiengemeinschaften oder Kollegs zusammenschließen. Findet der Unterricht in den Abendschulen und den Volkshochschulen sowie in Kollegs ausschließlich oder vorwiegend als Präsenzveranstaltung statt, bieten gerade Fernschulen oftmals eine Mischung an Möglichkeiten in der Unterrichtsform. Viele Fernschulen nutzen inzwischen die technischen Möglichkeiten des Internet und bieten Kurse in Form von E-Learning zusätzlich zu Präsenzveranstaltungen an.
Der zweite Bildungsweg bringt nicht nur sehr große Herausforderungen an Einsatz und Zeit mit sich. Die Ausbildung stellt auch eine große finanzielle Belastung dar. Zwar belaufen sich die Kosten für die Bildungsträger in recht unterschiedlicher Höhe. Doch die Ausbildung kann auch mit einem Ausfall an Einkommen einher gehen, da der Schüler zu bestimmten Zeiten unbezahlten Urlaub zum Beispiel für Prüfungen nehmen muss oder nur eine Teilzeitstelle neben der Ausbildung antreten kann. Aus diesem Grund stehen den Interessierten im zweiten Bildungsweg verschiedene Förderinstrumente zur Verfügung:
Das Schüler BaföG wird an Schüler des zweiten Bildungswegs bezahlt, solange sie unter 30 Jahre alt sind. Die Altersgrenze wird nur in besonderen Ausnahmefällen erweitert. Das Einkommen der Eltern spielt für das Schüler BaföG im zweiten Bildungsweg keine Rolle. Das Schüler BaföG wird abhängig vom Bildungsträger bemessen und kann zur Deckung des Lebensunterhalts beitragen. Der Förderungssatz liegt derzeit bei knapp unterhalb von 600 Euro (Stand 2019).
Bildungskredite kommen sehr häufig für den zweiten Bildungsweg zum Einsatz. Die Auszahlung eines Bildungskredits reicht meist nicht zur Deckung der Lebenshaltungskosten aus. Das die Förderung in einem Kredit besteht, muss das Geld mit zusätzlichen Zinsaufschlägen zurück bezahlt werden. Doch der Bildungskredit wird ohne Altersbeschränkung ausbezahlt und eignet sich daher für Schüler, die älter als 30 Jahre sind und nur über ein geringes Einkommen verfügen. Der Bildungskredit der Bundesregierung umfasst eine Auszahlung zwischen 1.000 bis 7.200 Euro in monatlichen Raten. Die Ratenhöhe beträgt zwischen 100 bis 300 Euro und wird in der Regel bis zu 24 Monate lang gewährt. Auch eine Einmalzahlung der gesamten gewährten Summe ist möglich.
Das Stipendium ist eine Unterstützung, die der Stipendiat nach Beendigung seiner Förderung zumeist nicht oder nur zum Teil zurück bezahlen muss. Es wird grundsätzlich an sehr individuelle Bedingungen geknüpft, da es vorwiegend durch nichtstaatliche Träger, wie zum Beispiel durch parteinahe Stiftungen vergeben wird und dabei ganz bestimmte Interessen verfolgt. Daher zielen Stipendien vorwiegend auf streng eingegrenzte Gruppen. Stipendien gibt es zum Beispiel für besonders herausragend begabte Schüler, für Schüler in einer bestimmten Region oder für Schüler, die eine bestimmte Überzeugung teilen. Zumeist eignen sich Stipendien für den zweiten Bildungsweg nicht, da sie sich an andere Zielgruppen richten.
Schüler, die ihre Ausbildung auf dem zweiten Bildungsweg selbst finanzieren, können ihre Ausgaben als Werbungskosten oder in den Sonderausgaben bei der Steuererklärung absetzen. So können Schüler ihre Ausgaben für Fahrten, Kursgebühren, Bücher oder Lernmaterial steuerlich geltend machen und auf diese Weise zumindest einen Teil ihres finanziellen Aufwandes zurück holen.