28. Feb. 2018 | Unternehmenssteuerung

Die Arbeitswelt wird digital – Wie die Digitalisierung das Arbeiten beeinflusst?

Digitalisierung ist ein Megatrend, der gerne mit großen Schlagworten wie „Arbeit 4.0“ und „Industrie 4.0“ zusammengeht. Ohne Zweifel haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass durch die Digitalisierung tatsächlich große Veränderungen möglich sind, nicht nur in der Arbeitswelt. Allerdings muss diese Entwicklung nicht zwangsläufig nur in derart übergreifenden Dimensionen gedacht werden, denn die Auswirkungen sind selbstverständlich auch in den kleinen Dingen des Arbeitsalltags spürbar.

Vielschichtige Digitalisierung

In nahezu allen Lebensbereichen ist an digitalisierten Prozessen kein Vorbeikommen mehr möglich. Das ist im Privaten besonders in Belangen der Kommunikation und der fortschreitenden Ausbreitung des Internet of Things spürbar, auf Ebene der Wirtschaft ist gewissermaßen allumfassend. Dort betrifft die Digitalisierung folgende Bereiche:

  • Geschäftsmodelle: Neuartige Strategien und Möglichkeiten der Organisation, ein neues Innovationsmanagement, die Share Economy und „As a Service“-Modelle sind aufgrund der Digitalisierung entstanden.
  • IT-Infrastruktur: Ähnliches gilt für die IT-Infrastruktur, die Dinge wie das Cloud-Computing, den Breitbandausbau, die schnellere Nutzung von noch größeren Datenmengen etc. weiter vorantreibt.
  • Smart Factory: Das Internet of Things spielt selbstverständlich auch in Wirtschaft und Industrie eine Rolle, von besonderer Bedeutung ist dabei der Beitrag der Digitalisierung in Sachen Robotik, Automatisierung, Sensorik und Big Data.
  • Recht: Mit der gewichtigeren Rolle einher gehen allerdings auch Neuerungen in puncto Sicherheit und Datenschutz.

Generell wirkt sich die Digitalisierung aber genauso im kleineren Rahmen aus, im Miteinander der alltäglichen Arbeit. Die kann auf digitalem Wege völlig neu organisiert werden, was wiederum neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit sich bringt. Abgesehen davon ist das Wissensmanagement ein gänzlich anderes geworden, weil mehr Informationen immer schneller verfügbar sind.

Komplex – einfach – digital

Das größte Potenzial der Digitalisierung liegt wohl in der Möglichkeit komplexe Prozesse zu vereinfachen. Ein perfektes Beispiel hierfür ist die Automatisierung von Arbeitsvorgängen, die ansonsten wesentlich mehr Zeit und Aufwand erfordern würden, etwa im Bereich der Software-Programmierung. Betroffen sind aber auch organisatorische Belange wie die Buchhaltung, die nun von der Digitalisierung profitieren. Das ist für kleine wie für große Unternehmen vor allem unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ein wertvoller Vorteil.

Roboter und automatisierte Produktionsprozesse erfordern sich stets verändernde Kompetenzen und immer neues Wissen. (© Herrndorff - fotolia.com)
Roboter und automatisierte Produktionsprozesse erfordern sich stets verändernde Kompetenzen und immer neues Wissen. (© Herrndorff – fotolia.com)

Prozessoptimierungen und Vereinfachungen bedeuten Zeitersparnis, was wiederrum zur Kostenersparnis führt. Wobei es bei genauerer Betrachtung selbstverständlich nicht so einfach ist: Damit die Digitalisierung ihr vereinfachendes Potenzial überhaupt entfalten kann, müssen die richtigen Weichen gestellt werden. Der dazu benötigte Wandlungsprozess gelingt nicht immer und in allen Bereichen.

Daneben deutet sich außerdem eine gegenteilige Entwicklung für manche Arbeitsprozesse an, die zum Komplexeren hin neigen statt eine Vereinfachung zu bringen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Zusammenhänge einzelner Arbeitsbereiche immer komplizierter und die Notwendigkeit technischer Kenntnisse in vielen Berufsfeldern immer größer werden. Das erfordert teilweise weitreichende Umbrüche, im Bildungswesen und den Unternehmensstrukturen.

Chancen durch Digitalisierung

Diese Veränderungen für einen (auch wirtschaftlich) erfolgreichen Umgang mit den Möglichkeiten und „Gefahren“ der Digitalisierung können trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, in welch vielfältiger Weise sie Chancen für die heutige Arbeitswelt eröffnet. In manchen Fällen ist der Einfluss ganz unmittelbar, in anderen ist er gewissermaßen ein „Nebenprodukt“, wie die nachstehenden Beispiele aufzeigen.

Zusammenarbeit und Kommunikation

Viele digitale Hilfsmittel für die unternehmensinterne Kommunikation sind selbstverständlich bekannte Standards. Allerdings lässt sich selbst bei E-Mails, Datei-Servern und ähnlichem noch deutlich mehr Potenzial ausschöpfen. Denn aus organisatorischen und ordnenden Gründen ist diese Form der Kommunikation in vielen Belangen immer noch auf kleinere Gruppen beschränkt. Die Kommunikation mit Kunden wird so entweder im Postfach des einzelnen Mitarbeiters abgelegt oder über CRM einer Abteilung zugänglich gemacht.

Alle Informationen, überall und jederzeit zugänglich – und zwar für alle Mitarbeiter gleichermaßen: So sieht digitale Kommunikation im Idealfall aus. (© foxyburrow - fotolia.com)
Alle Informationen, überall und jederzeit zugänglich – und zwar für alle Mitarbeiter gleichermaßen: So sieht digitale Kommunikation im Idealfall aus. (© foxyburrow – fotolia.com)

Ein übergreifender Zugriff oder gar ein gemeinsames Bearbeiten von Dokumenten bleibt dadurch häufig noch erschwert. Umwege wie das Verschicken per Mail fördern eher weniger die Übersichtlichkeit (wer hat was?), sondern sind auf Dauer ein echter Zeitfaktor. Der Trend geht daher hin zu digitalen Arbeitsplattformen, in denen Informationen und Dokumente teils sogar gleichzeitig bearbeitet werden können. Die Abteilungen sind wirklich miteinander vernetzt. Nicht nur das, denn im Grunde genommen ließen sich über diese virtuellen Arbeitsräume auch Kunden und Partner sehr viel unmittelbarer in die Zusammenarbeit einbinden.

Mobilität

Hier hinter verbirgt sich prinzipiell eine Fortsetzung des Kommunikationsthemas, denn die muss in der heutigen Arbeitswelt genauso mobil sein, wie es viele Menschen schon sind. Arbeit findet nicht mehr nur an einem einzigen Ort statt, selbst in Branchen in denen das lange Zeit üblich war. Unter solchen Voraussetzungen ist ein mobiler Zugriff auf wichtige Daten vielleicht nicht unerlässlich, vereinfacht aber das Arbeiten insgesamt. Keine Verzögerungen mehr wegen vergessener Unterlagen, keine Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion von Besprechung aufgrund fehlender Notizen.

Natürlich ist es auch heute schon möglich, über VPN- oder Remote-Desktop-Systeme von außerhalb auf bestimmte Daten zuzugreifen. Dennoch sind im Bereich des mobilen Arbeitens durchaus noch nicht ausgeschöpfte Potenziale vorhanden, die etwa in Anlehnung an die oben genannten digitalen Arbeitsplattformen oder speziellen Apps für die Mitarbeiter einen Beitrag zur reibungslosen Kommunikation leisten können – und zwar unabhängig vom Aufenthaltsort oder dem Zeitpunkt. Das betrifft nicht nur die Kommunikationsabläufe im Unternehmen, sondern auch die Möglichkeiten im Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern.

Flexibilität und Attraktivität

Die Grundbedingungen für flexibles Arbeiten sind aber heutzutage nicht nur für die täglichen Geschäfte eine wichtige und entscheidende Größe, etwa um ein Geschäftsmodell näher an den Kunden oder Geschäftspartner herantragen zu können. Sie sind außerdem ein mindestens ebenso wichtiger Aspekt, wenn es um die Attraktivität als Arbeitgeber geht.

Ob die Digitalisierung in Bezug auf die veränderte Einstellung gegenüber der Arbeit als Treiber bezeichnet werden kann, sei dahingestellt. Es ist jedenfalls nicht auszuschließen, dass sie auch in dieser Hinsicht einen erheblichen Einfluss hat, weil durch sie vielfach erst die Möglichkeiten entstanden sind, um etwa ohne Schwierigkeiten außerhalb der Betriebsstätte zu arbeiten. Dass der Arbeitsplatz nicht mehr zwangsläufig über den Wohnort bestimmt, ist gerade für Mitarbeiter interessant, die sich etwa an anderer Stelle niedergelassen haben, vielleicht sogar mit einer jungen Familie.

Arbeitsplatz und Unternehmensstandort müssen nicht mehr zwangsläufig zusammenliegen. (© Flamingo Images - fotolia.com)
Arbeitsplatz und Unternehmensstandort müssen nicht mehr zwangsläufig zusammenliegen. (© Flamingo Images – fotolia.com)

Um solche Arbeitnehmer in das Unternehmen einbinden zu können, sind neue, flexiblere Arbeitsmodelle gefordert, durch die sich der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften einerseits und der Wunsch nach einem selbstbestimmteren Leben miteinander verbinden lassen. Mit den oben genannten Möglichkeiten hat die Digitalisierung die Vereinbarkeit dieser beiden vermeintlich gegenläufigen Vorstellungen erleichtert.

Informationsfluss für Langzeitbindung

In der heutigen Arbeitswelt ist es längst eine Selbstverständlichkeit, mehrere Arbeitgeber in seiner Vita vorweisen zu können. Unterschiedliche Erfahrungen sind regelrecht ein Pluspunkt geworden. Dabei ist es aus Sicht der Unternehmen schon aus rein wirtschaftlichen Erwägungen wünschenswert, Fachkräfte möglichst lange an den Betrieb zu binden – nicht nur wegen des augenscheinlichen Mangels an eben solchen Arbeitskräften, sondern wegen des vielschichtigen Verlustes, der im Falle eines Abgangs kompensiert werden muss.

Damit Mitarbeiter und individuelles Know-How sowie Fähigkeiten dem Betrieb erhalten bleiben, müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Integration aller Angestellten zu gewährleisten. Digitale Kommunikation ist in dieser Hinsicht ein entscheidendes Mittel, durch das Mitarbeiter zuverlässig, schnell und auf einfachen Wegen erreicht werden können. Nur, wer sich als Arbeitgeber in die firmeninternen Prozesse einbezogen fühlt, kann auch das Gefühl von Loyalität entwickeln, das es für eine langfristige Bindung (unter anderem) braucht.

Wissen und Produktivität

Mehr denn je ist Wissen ein elementarer Faktor für die heutige Arbeitswelt. Das meint aber nicht allein, dass die Arbeitnehmer gezwungen sind sich ständig bezüglich ihrer Qualifikationen und fachbezogenen Kompetenzen auf dem neuesten Stand zu halten. Die Verantwortung liegt ebenso bei den Unternehmen, denen auch daran gelegen sein sollte, etwa neue Mitarbeiter zügig in die laufenden Prozesse einführen zu können.

Digitale Hilfsmittel fördern den schnelleren, übergreifenden Austausch von unternehmensrelevantem Wissen. (© mooshny - fotolia.com)
Digitale Hilfsmittel fördern den schnelleren, übergreifenden Austausch von unternehmensrelevantem Wissen. (© mooshny – fotolia.com)

Dies ist ein weiterer Punkt, in dem digitale Arbeitsplattformen einerseits zur Sicherung von Wissen und andererseits zum Transfer dieses Wissens innerhalb der Belegschaft beitragen können. Rückversicherungen bei Unklarheiten sind so jederzeit möglich und das über sonstige Abteilungsgrenzen hinweg. Das erleichtert beispielsweise auch Projektarbeiten, weil es auf diesem Wege sehr viel leichter ist, alle Beteiligten zumindest grob auf einen Wissensstand zu bringen, der größere Verzögerungen aufgrund langwieriger Erklärungen verhindert. Profitieren können von einem solchen System nicht nur neue Kollegen, sondern genauso „Alteingesessene“, die möglicherweise mit neuen Aufgaben betraut werden.

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