18. Juni 2019 | Gründung

Wie werde ich Freiberufler?

Zwei zentrale Kriterien geben die Antwort auf die Frage: Wie werde ich Freiberufler? Denn einerseits wird eine freiberufliche Tätigkeit ausschließlich im Rahmen einer Selbstständigkeit ausgeübt und andererseits ist die Freiberuflichkeit ausschließlich an bestimmte berufliche Tätigkeiten gebunden. Die Freiberuflichkeit kannst Du Dir demnach nicht aussuchen. Sie ergibt sich aufgrund Deiner Tätigkeit von selbst, wenn diese zu den so genannten Katalogberufen gehört. Da der Freiberuflichkeit also zwei zentrale Kriterien zugrunde liegen, kann die Frage auch lauten: Fällt meine berufliche Tätigkeit unter die so genannten freien Berufe?

  1. Was ist ein Freiberufler?
  2. Welche Tätigkeiten zählt das Gesetz zu den freien Berufen?
  3. Welche Unternehmensformen können Freiberufler gründen?
  4. Welche steuerlichen Vorteile haben Freiberufler?
  5. Wie funktioniert die Gründung?
  6. Welche Einschränkungen gibt es für Freiberufler?
Wie werde ich Freiberufler
Egal, ob du dich als Fotograf, Architekt, oder anderweitig selbstständig machen willst. Um Freiberufler zu werden, gibt es vorab einige formelle Dinge zu beachten. (Bild © unsplash.com)

Was ist ein Freiberufler?

Der Begriff Freiberufler bezeichnet keine Unternehmensform, wie GbR, UG oder GmbH. Vielmehr sind Freiberufler selbstständig tätige Unternehmer, die bestimmten Berufsgruppen angehören. Die Freiberuflichkeit bedeutet demnach die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Berufsfeld. Die Berufsgruppen, in denen Freiberufler tätig sind, gehören zu den so genannten freien Berufen oder Katalogberufen. Die freien Berufe sind im Einkommensteuergesetz im aufgeführt. Im zweiten Satz listet dort das Einkommensteuergesetz die beruflichen Tätigkeiten auf, die der Gesetzgeber als freie Berufe bestimmt hat. 

Auch das Partnerschaftsgesellschaftsgesetz PartGG behandelt die freien Berufe. Laut erbringen Freiberufler im allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung Dienstleistungen höherer Art, die den Interessen von Auftraggebern oder der Allgemeinheit dienen. Das berufliche Handeln zeichnet sich dadurch aus, dass Freiberufler persönlich, eigenverantwortlich und fachlich unabhängig tätig sind. 

Welche Tätigkeiten zählt das Gesetz zu den freien Berufen?

Zu den Freiberuflern zählen laut Einkommensteuergesetz Selbstständige, die die folgenden Tätigkeiten ausüben:

  • Wissenschaftliche Tätigkeit
  • Künstlerische Tätigkeit
  • Schriftstellerische Tätigkeit
  • Unterrichtende Tätigkeit
  • Erzieherische Tätigkeit

Daneben gehören die folgenden Berufe zu den Freiberuflern, sofern sie selbstständig ausgeübt werden:

  • Ärzte
  • Zahnärzte
  • Tierärzte
  • Rechtsanwälte
  • Notare
  • Patentanwälte
  • Vermessungsingenieure
  • Ingenieure
  • Architekten
  • Handelschemiker
  • Wirtschaftsprüfer
  • Steuerberater
  • beratende Volks- und Betriebswirte
  • vereidigte Buchprüfer
  • Steuerbevollmächtigte
  • Heilpraktiker
  • Dentisten
  • Krankengymnasten
  • Journalisten
  • Bildberichterstatter
  • Dolmetscher
  • Übersetzer
  • Lotsen

und ähnliche Berufe.

Das Partnerschaftsgesellschaftsgesetz ergänzt die Liste des Einkommensteuergesetzes um die folgenden freien Berufe:

  • Heilpraktiker
  • Hebammen
  • Heilmasseure
  • Diplom-Psychologen
  • Hauptberufliche Sachverständige
Eine freiberufliche Tätigkeit bleibt auch dann bestehen, wenn ein Selbstständiger andere Fachkräfte zur Ausführung seiner Tätigkeit anstellt. Allerdings ist es Voraussetzung, dass der Freiberufler aufgrund seiner eigenen Fachkenntnisse in dem entsprechenden Beruf selbstständig und eigenverantwortlich tätig ist. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Ingenieur weiterhin als Freiberufler gilt, wenn er einen anderen Ingenieur anstellt, der seine Aufträge unter seiner Aufsicht und in seiner Verantwortung ausführt.

Welche Unternehmensformen können Freiberufler gründen?

Freiberufler arbeiten zumeist als Selbstständige, die alleine tätig sind. Seit 1995 gibt es jedoch auch die so genannte Partnerschaft, in der sich Freiberufler zusammenschließen können. Die Partnerschaft kann nur aus natürlichen Personen bestehen, die als Freiberufler arbeiten. Für die Gründung ist ein Partnerschaftsvertrag sowie ein Eintrag in das Partnerschaftsregister notwendig. Eine Partnerschaft ist jedoch keine Handelsgesellschaft, da sie kein Handelsgewerbe ausübt. Somit hat eine Partnerschaft nicht die rechtliche Stellung wie ein Betrieb oder eine Firma. Daher ist eine Partnerschaft auch nicht der Gewerbesteuerpflicht unterstellt. Vielmehr muss jeder einzelne Partner für seine eigenen Einkünfte Einkommensteuer bezahlen.

Welche steuerlichen Vorteile haben Freiberufler?

Wer sich die Frage „Wie werde ich Freiberufler?“ stellt, der ist insbesondere an den Vorzügen interessiert, die diese berufliche Stellung mit sich bringt. Vor allem hinsichtlich der steuerlichen Behandlung ihrer Einkünfte genießen Freiberufler gegenüber Gewerbetreibenden attraktive Vorteile. 

EÜR statt Bilanz

Freiberufler betreiben kein Gewerbe und benötigen daher keinen Eintrag ins Handelsregister. In der Folge haben sie keine Pflicht zur doppelten Buchführung. Vielmehr können sie eine einfache Buchhaltung erstellen. Aus diesem Grund müssen Freiberufler auch keine Bilanz erstellen, sondern sie können ihre Gewinne mit einer einfachen Einnahmenüberschussrechnung EÜR ermitteln. 

Gewerbesteuerbefreiung

Wer als Freiberufler arbeitet, der muss für seine Einkünfte aus selbstständiger Arbeit Einkommensteuer bezahlen. Gewerbesteuer fällt für Freiberufler hingegen unabhängig von der Höhe ihrer jährlichen Gewinne nicht an. Nur Freiberufler, die sich in einer Kapitalgesellschaft, wie zum Beispiel in einer GmbH zusammenschließen, müssen für die Gesellschaft Gewerbesteuer bezahlen.

Ist-Besteuerung unabhängig vom Umsatz

Auf Antrag können Freiberufler die so genannte Ist-Besteuerung wählen. Die Ist-Besteuerung ermöglicht es Unternehmen und Selbstständigen, ihre Einkünfte erst dann zu versteuern, wenn das Geld hierfür tatsächlich zugeflossen ist. Das bedeutet, dass erst dann, wenn für eine Forderung die entsprechende Zahlung auf dem Konto gebucht wurde, der Betrag versteuert wird. Für die Soll-Besteuerung hingegen als reguläre Form der Besteuerung zählt ausschließlich das Rechnungsdatum einer Forderung. Daher muss für eine Forderung auch dann die enthaltene Steuer an das Finanzamt ausbezahlt werden, wenn der Forderungsbetrag noch nicht beglichen wurde. Die Ist-Besteuerung sorgt für ein höheres Maß an Sicherheit und verbessert die Liquidität, da die in einer Forderung enthaltene Steuer nicht vorgestreckt werden muss. Zwar können auch andere Gewerbetreibende die Ist-Besteuerung nutzen, doch gilt für sie eine Umsatzgrenze. Denn nur Betriebe mit einem jährlichen Umsatz in Höhe von bis zu 600.000 Euro dürfen die Ist-Besteuerung anwenden. 

Einfache Verwaltung

Da Freiberufler nicht als Gewebetreibende eingestuft werden, müssen sie kein Gewerbe anmelden und keiner Berufskammer, wie Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammer beitreten. 

Wie werde ich Freiberufler? Wie funktioniert die Gründung?

Wenn Du aufgrund der Listen aus dem Einkommensteuergesetz und dem Partnerschaftsgesellschaftsgesetz bestätigen kannst, dass Du als Freiberufler arbeiten kannst, dann meldest Du Dich spätestens innerhalb von vier Wochen nach dem Beginn Deiner Selbstständigkeit bei Deinem zuständigen Finanzamt. Dort gibst Du an, dass Du eine freiberufliche Tätigkeit aufnehmen wirst oder schon begonnen hast, freiberuflich zu arbeiten. Danach stellt Dir das Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung zu. Hierin sind Angaben über Deine selbstständige Tätigkeit zu machen. Dazu gehört neben einer groben Einschätzung Deines zukünftigen jährlichen Umsatzes auch die Entscheidung, ob Du bei Unterschreiten der entsprechenden Umsatzgrenze die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen möchtest.

Wirst Du in Zukunft nicht als Kleinunternehmer arbeiten, sondern Deine Einkünfte umsatzsteuerpflichtig versteuern, dann benötigst Du eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Diese erhältst Du nicht zusammen mit der automatisch zugeteilten Steuernummer vom Finanzamt. Vielmehr musst Du die Umsatzsteuer-ID gesondert beim beantragen.

Sind die Gründungsformalitäten erledigt, dann musst Du weitere Entscheidungen im Zuge der Wahl Deiner Krankenkasse treffen. Zudem bist Du als Selbstständiger nicht rentenversichert und musst Dich um Deine Altersvorsorge selbst kümmern. 

Welche Einschränkungen gibt es für Freiberufler?

Wer sich als Freiberufler selbstständig gemacht hat, der darf ausschließlich Dienstleistungen abrechnen, die unter die freiberufliche Tätigkeit fallen. Sobald sich Berührungspunkte oder Überschneidungen zu gewerblichen Bereichen ergeben, kann es nötig werden, ein zusätzliches Gewerbe anzumelden. Denn zum Beispiel der Handel mit Waren muss im Rahmen eines Gewerbes abgewickelt werden. 

Welche Fälle führen zu Überschneidungen?

So kann zum Beispiel ein Heilpraktiker die Behandlung seiner Patienten zwar als Freiberufler abrechnen. Verkauft er jedoch in seiner Praxis zusätzlich zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel oder Pflegemittel, dann fallen die Verkäufe unter eine gewerbliche Tätigkeit. Hierfür muss er ein Gewerbe anmelden und die Einnahmen getrennt von der freiberuflichen Tätigkeit versteuern. Auch zum Beispiel Einnahmen aus Werbeeinblendungen auf einem Blog gehören zu gewerblichen Einnahmen und erfordern einen Gewerbebetrieb, der neben der Freiberuflichkeit anzumelden ist. 

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