06. Sep. 2019 | Planen & Hilfen
Gerade Start-Ups, aber auch viele mittelständische Unternehmen, haben aufgrund ihrer oftmals geringen Eigenkapitalquote erhebliche Schwierigkeiten, bei Banken und Sparkassen Kredite in ausreichender Höhe zu bekommen. Unzureichende Finanzierungsquellen sind jedoch nicht das einzige Problem, das für junge und kleinere Unternehmen zu einer echten Gefahr werden könnte. Wenn Kunden ihre Rechnung nicht begleichen und Zahlungsausfälle ein tiefes Loch in die Firmenkasse reißen, kann dies erhebliche Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit eines Unternehmens haben. Um derartige Probleme zu vermeiden, sind schnelle und unkomplizierte Lösungen gefragt.
Eine dieser Lösungen ist das Factoring. Doch wie funktioniert Factoring eigentlich und wie erleichtert es den Arbeitsalltag?
Ein effektiver Weg, um solche Hindernisse zu beseitigen, ist das sogenannte Factoring. Das ursprünglich in den USA entwickelte Finanzierungsinstrument gewinnt auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Doch wie funktioniert Factoring eigentlich genau und welche Chancen und Risiken sind damit verbunden?
Grundsätzlich handelt es sich beim Factoring um einen Forderungsverkauf. Zu unterscheiden ist hier jedoch zwischen dem echten und dem unechten Factoring. Beim echten Factoring übernimmt der Factor auch das Ausfallrisiko. Beim unechten Factoring hat er jedoch die rechtliche Möglichkeit, die Rückabwicklung des Forderungsankaufs zu verlangen, wenn es Probleme mit dem Schuldner gibt. Umfassenden Schutz bietet Dir also nur das echte Factoring. In Deutschland stellt deshalb auch diese Variante die weitaus häufiger gewählte Form des Factorings dar.
In der Praxis bietet Dir das Factoring eine Reihe von Vorteilen, die ohne größeren bürokratischen Aufwand realisiert werden können. Du stellst eine Rechnung und räumst Deinem Kunden ein bestimmtes Zahlungsziel ein. Das heißt, Du musst in manchen Fällen mehrere Monate auf Dein dringend benötigtes Geld warten. Dieses Problem wird mit dem Factoring umgangen. Durch den Verkauf Deiner Forderung an einen Factoringanbieter erhältst Du in der Regel innerhalb 48 Stunden nach dem Ankauf etwa 90 Prozent des ausgewiesenen Rechnungsbetrages. Der Rest, abzüglich der Gebühren für den Factor, wird ausgezahlt, sobald der Kunde die Rechnung beglichen hat. Auf diese Weise erhältst Du die Liquidität Deines Unternehmens und schaffst Dir unabhängig von den Banken finanzielle Spielräume.
Genauso wichtig wie eine stabile Liquidität ist für jedes Unternehmen die Minimierung des Ausfallrisikos, des sogenannten Delkredere. Die Gefahr, dass der Kunde am Ende seine Rechnung nicht begleichen kann und die Forderung abgeschrieben werden muss, ist nur selten vollkommen auszuschließen.
Solche Zahlungsausfälle stellen besonders für junge und mittelständische Firmen ein erhebliches Bedrohungspotenzial dar. Unter bestimmten Umständen kann eine Häufung von Zahlungsausfällen sogar das Aus für ein kleineres Unternehmen bedeuten. Durch den Verkauf Deiner Forderungen übernimmt der Faktor das Risiko, dass Dein Kunde verspätet oder am Ende gar nicht zahlt. Die Gefahr, auf unbezahlten Rechnungen sitzenzubleiben und den ebenso langwierigen wie kostspieligen Rechtsweg einschlagen zu müssen, bleibt Dir beim echten Factoring erspart. In Abstimmung mit Deinem Unternehmen kümmert sich der Faktor um das Mahnwesen und die erforderlichen rechtlichen Schritte. Auf diese Weise werden als zusätzlicher Effekt die Kosten für das Forderungsmanagement des eigenen Unternehmens reduziert. Selbst wenn nach einem langwierigen und teuren Rechtsstreit kein Geld bei einem Schuldner zu bekommen ist, stellt dies für Dich kein Problem dar.
In den vergangenen Jahren haben sich auf dem deutschen Markt verschiedene Factoringanbieter etabliert, die spezifische Lösungen für die unterschiedlichen Branchen entwickelt haben. Abhängig von Faktoren wie dem Jahresumsatz und der Anzahl der Rechnungen sowie von der Debitorenstruktur und den üblichen Zahlungszielen, erstellen sie auf Anfrage ein individuelles Angebot, das weitgehend auf die Bedürfnisse Deines Unternehmens abgestimmt ist.
Das Factoring bezeichnet grundsätzlich den fortlaufenden Ankauf von Forderungen, die aufgrund von Warenlieferungen oder Dienstleistungen entstanden sind.
Drei Personen sind im Factoring beteiligt. Das Unternehmen, das die Ware oder Dienstleistung erbracht hat, der Kunde oder Debitor, der die Lieferung oder Leistung empfangen und für diese eine Forderung zu begleichen hat und das Factoring Unternehmen, das die Forderung übernimmt. Dabei kauft das Factoring Unternehmen dem Lieferanten oder Dienstleister die Forderung ab und treibt diese danach beim Debitor ein.
Unternehmen verbessern durch den Einsatz von Factoring nicht nur ihre Liquidität. Sie verbessern auch ihre Bonität. Denn das Factoring sorgt für die Verbesserung des Eigenkapitals, das für die Bewertung eines Unternehmens Bedeutung hat. Daneben können Unternehmen mit dem Factoring auch Arbeitsschritte in ihrer Verwaltung einsparen, indem sie das Debitorenmanagement zusammen mit dem Mahnwesen auslagern. So kann das Factoring dafür sorgen, dass sich gerade kleine und mittelständische Unternehmen noch stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können.
Der Ablauf des Factoring erfolgt in insgesamt sieben Teilschritten:
Der erste Schritt des Factoring besteht in der Entstehung einer Forderung. Dabei liefert ein Unternehmer seinem Kunden eine Ware oder er erbringt eine Dienstleistung für ihn, danach stellt er seine Lieferung oder Leistung gegenüber dem Kunden in Rechnung. Damit das Factoring eingesetzt werden kann, ist es unabdingbar, dass die Forderung nicht anfechtbar ist. Das bedeutet, dass die Lieferung oder Leistung auch tatsächlich vollständig und ohne Mängelanzeigen erfolgt sein muss und somit rechtlich Bestand hat.
Das zweite Kriterium, um ein Factoring durchzuführen, liegt in der Bonität des Kunden oder Debitors. Da das Factoring Unternehmen im Zuge des Factoring Geld vorschießt, trägt es nach dem Kauf der Forderung das alleinige Risiko für den Fall, dass der Debitor nicht bezahlen wird. Daher prüft das Factoring Unternehmen vor dem Kauf einer Forderung die Bonität des Debitors.
Ist die Überprüfung der Bonität des Debitors durch das Factoring Unternehmen erfolgreich verlaufen, kauft es die Forderung des Lieferanten oder Dienstleisters ab und übernimmt diese. Von der Forderung zieht das Factoring Unternehmen 20 Prozent als Sicherheitseinbehalt ab. Diese sind für eventuelle Mängelrügen oder Skontoabzüge reserviert.
Spätestens zwei Tage nach Abtretung der Forderung bezahlt das Factoring Unternehmen dem Lieferanten oder Dienstleister 80 Prozent der Forderungssumme aus. Den Sicherheitseinbehalt bezahlt das Factoring Unternehmen erst an den Rechnungssteller aus, nachdem der Debitor bezahlt hat oder spätestens 150 Tage nach Fälligkeit.
Nach dem Vertragsabschluss mit dem Rechnungssteller überprüft das Factoring Unternehmen fortlaufend die Bonität der Debitoren, während es zugleich das Ausfallrisiko alleine trägt. Mit dem Ankauf der Forderung übernimmt das Factoring Unternehmen auch das Debitorenmanagement des Lieferanten oder Dienstleisters. Rechtlich nimmt das Factoring Unternehmen nun die Stellung als Eigentümer der offenen Forderung ein.
Der Debitor bezahlt die offene Forderung aus der ursprünglichen Rechnung des Rechnungsstellers in voller Höhe an das Factoring Unternehmen.
Im letzten Schritt bezahlt das Factoring Unternehmen die Restsumme in Höhe von 20 Prozent der Ursprungsforderung an den Lieferanten oder Dienstleister aus.
Die Übernahme von Forderungen und die Ausführung des Debitorenmanagements beinhaltet nicht zwingend auch das Mahnwesen. Das Factoring ist daher nicht mit dem Inkasso zu verwechseln. Zwar kann das Factoring Unternehmen auch das Mahnwesen und die Beitreibung durch Inkasso übernehmen, wenn der Kunde die Forderung nicht bezahlt. In der Regel leitet jedoch das Factoring Unternehmen lediglich den Geldtransfer der Forderung um, indem es als Gläubiger einer Forderung an die Stelle des Lieferanten oder Dienstleisters tritt. So ist der Kunde durch den Verkauf der Forderung nur insoweit betroffen, als er diese auf ein anderes Bankkonto überweisen muss. Die geltenden Zahlungsziele und vereinbarte Zahlungsbedingungen bleiben hingegen beim Factoring genauso erhalten wie Skonti oder andere Rabatte.
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